Der Kontaktabbruch vom Kind zu seinen Eltern. Ein Missverständnis aus meiner Sicht.

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144 Gedanken zu „Der Kontaktabbruch vom Kind zu seinen Eltern. Ein Missverständnis aus meiner Sicht.“

  1. Wunderbarer Beitrag! 🙂 Als betroffenes “Kind” (mittlerweile Ende 20, ausgezogen vor 10 Jahren) leidet man auch mitunter mehr als man sich vorstellen kann. Unter vielem, was mir meine alleinerziehende Mutter beibrachte und unter meinem Kontaktabbruch als solches. (Wobei der Kontaktabbruch leider nicht konsequenter Natur ist – dafür bin ich trotz jahrelanger Therapie leider immer noch zu emotional erpressbar und voller Schuldgefühle meiner Mutter gegenüber).

    Was ich immer wieder merke: Je weniger Kontakt ich zu meiner Mutter habe, desto besser geht es mir. Das war schon frisch nach meinem Auszug so und je mehr ich die Lehren meiner Mutter ablege und lerne, worauf es im Leben wirklich ankommt, desto besser fühle ich mich. Ja, in meiner Kindheit ging es natürlich ständig darum, Leistung zu erbringen, besser zu sein als alle anderen, braver zu sein als andere Teenager, später möglichst erfolgreich zu sein und alle meine Hobbies danach auszurichten, was irgendwie produktiv ist. Eine typische von Leistung geprägte Kindheit, bei der Eltern sich denken “ich wollte doch immer nur das beste für mein Kind”.

    Ich bringe mir mühevoll nachträglich selbst bei, dass ich gut so bin wie ich bin (und meine Freunde und mein Partner helfen mir dabei ungemein) Natürlich werde ich den ganzen Ansprüchen von oben nicht gerecht. Natürlich fühlt man sich nach solchen Ansprüchen nicht wie ein vollwertiger Mensch. Selbst nach abgeschlossenem Studium mit 1er Schnitt nicht. Natürlich erinnert mich die Anwesenheit meiner Mutter immer noch daran, wie leer und wertlos ich mich meine gesamte Kindheit und Jugend über hinweg gefühlt habe.

    Und trotzdem muss ich mich immer wieder daran erinnern, dass ich meiner Mutter nichts schuldig bin, wenn ich nicht mit ihr telefonieren möchte. Dabei sollte die Gleichung “sie tut mir nicht gut = kein Kontakt” so einfach sein. Das einzige Gefühl, das ich mit ihr verbinde ist, dass sie und ihre Einsamkeit (da sie sonst niemanden hat) leid tut.

    Aber man muss das Kind beim Namen nennen! Wenn ihre Kontaktaufbauversuche daraus bestehen, dass meine Oma seit 10 Jahren “ja bald stirbt” und ich dringend nach Hause kommen sollte ist das emotionale Erpressung. Wenn sie meine Kontaktlisten in Social Media durchgeht und Leute anschreibt und mitteilt, dass sie verzweifelt sei, weil ich mich nicht melde und es meiner Oma ja sehr schlecht ginge, sodass ich über mehrere Ecken hören muss, dass es einen Notfall zuhause gibt, geht das auch gar nicht.

    Ich habe im Laufe der letzten 10 Jahre sogar schon sehr direkt geäußert, dass ich nun mal nicht mit ihr reden will. Dennoch kommen alle paar Wochen Nachrichten mit “warum meldest du dich nicht bei mir?” “ich weiß gar nichts von dir!” und “wie geht es dir? ich vermisse dich *herzsmiley*”. Dabei antworte ich selten mit mehr als einem ” gut” auf ein “wie geht es dir”, weil mein Pflichtbewusstsein ihr gegenüber mich dazu zwingt, ihr zumindest ein Lebenszeichen zu geben.

    Meinerseits ist da nichts. Ich habe mich bei Problemen nie an sie gewendet. Mittlerweile merke ich, dass sie selbst kaum selbstwertgefühl hat. Ich merke, dass sie irrationale angstgeprägte Gedanken hat (als ich es mal geschafft habe, ein Jahr lang den Kontakt vollends abbrechen zu lassen – mit Ankündigung – hieß es danach sie “dachte ich wäre im Gefängnis gewesen”). Und subtil höre ich in Kontaktphasen immer wieder versteckte Vorwürfe, beteuerungen darüber wie unsäglich traurig sie darüber ist, dass wir nicht mehr Kontakt haben und sie ständig weint. Wenn ich sage, dass ich mich nun mal nicht so wohl dabei fühle heißt es “aber ich habe dir doch nie etwas getan” und “du warst immer meine priorität nummer 1”.

    Sie wünscht sich gespräche, ignoriert allerdings meine wünsche. Sie überschreitet laufend Grenzen, die ich setze. Sie ist hartnäckig, aber ich weiß gar nicht was sie an mir so sehr liebt wie sie behauptet. Und das einzige was mich nach 10 Jahren immer wieder dazu treibt, den Kontakt eben nicht ganz abzubrechen ist der Gedanke, dass ein Gespräch mit ihr das nächste mal vielleicht nicht mehr so sehr schmerzt, weil ich mich emotional vielleicht distanziert haben könnte.

    Natürlich ist mir bewusst, dass meine Mutter nichts dafür kann, dass sie mir nie eine emotionale Stütze sein konnte. Ich merke selbst, dass sie viele Päckchen zu tragen hat. Aber ich bin letztlich nur für mein eigenes Glück verantwortlich. Und ich muss mir dieses wirklich verdammt hart erarbeiten.

    Der Perspektivenwechsel, dass der Kontaktabbruch von Eltern ausgeht? Ich finde dieser Satz heilt. Er heilt in einer Welt, in der Kinder ja bestimmt “auf der schiefen bahn gelandet sein müssen” wenn sie sich abwenden. Oder in der man christlich geprägte Werte verletzt. In der man ein Unding macht, indem man einfach versucht, sich selbst zu schützen. Es war nicht meine Entscheidung, Eltern zu haben. Und wenn ich schon die ersten Lebensjahre leiden musste, möchte ich wenigstens danach in Ruhe gelassen werden und mich nicht weiter erklären müssen als “da gibt es einfach keine Bindung.”

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  2. Vielen Dank für diese Sichtweise der Kinder. Ich bin Mutter einer Tochter mit Borderline. Meine Mutter hat ebenfalls Borderline und ist zudem Alkoholikerin. Als Tochter habe ich den Kontakt zu meiner Mutter immer gehalten. Ich verstehe ihre Traumas und ihre Krankheit. Sie ist nun an Alkoholdemenz erkrankt und ich und meine Schwester kümmern uns um sie. Als Mutter wurde ich von meiner Tochter (17) kürzlich verlassen. Ich verstehe ihre Traumas und ihre Krankheit und lasse ihr immer die Tür offen. Meine Tochter war effektiv seit klein sehr schwierig. Trotz Liebe, Nähe, Geduld, Unterstützung ging sie nun und wohnt bei ihrem Vater. Warum? Nachdem sie den ca. 20. Freund (2 Tage nach Beendigung der vorherigen Beziehung mit Riesendrama) nach Hause brachte, sagte ich ihr, dass sie bitte ihre Freunde erst nach 3 Monaten Kennenlernen mitbringen solle. Für uns anderen war das einfach nicht mehr auszuhalten mit diesen Kurzbeziehungen und Männer in der Drehtür. Sie wurde so oft ausgenutzt, hatte auch primitive, gewaltaffine Partner. Et voilà – sie wohnt nun beim Vater. Ich habe ihr gesagt, dass ich dies akzeptiere und respektiere. Ich hoffe, dass ihr Vater sie besser unterstützen kann auf ihrem weiteren Weg. Männer sind oft klarer und geben stärkere Leitplanken. Aber ich fühle mich nicht als Täterin, wie ihr dies hier alle schreibt, sondern eher als Opfer von einer Tochter, welche bei der kleinsten Schwierigkeit Kontakte abbricht. Momentan fühlt es sich für mich – im Sandwich zwischen den zwei Borderlinern – als wäre ich in dieser Lebensrolle die ‘alles Aushaltende’. Warum? Vielleicht weiss ich dies in 20 Jahren bei einem Rückblick. Ich war nie böse, habe nie misshandelt, war nie Alkoholikerin, habe immer mit meinen Kindern gespielt, gebastelt, Ausflüge unternommen, gelacht….trotzdem ist es nun so wie es ist. Auch meine Söhne verstehen das Verhalten ihrer Schwester nicht. Ich schreibe ihr Grüsse von hier und da und lasse sie mehrheitlich in Ruhe – was sie ja wünscht. In mir muss ich dies jedoch zuerst verarbeiten. Denn es ist irgendwie ‘zu früh’, bzw. der Abnabelungsprozess war zu abrupt, heftig und fühlt sich unecht an. Ich vermisse mein Kind und hoffe, dass sie einen guten weiteren Lebensweg hat. Für mich hoffe ich, dass ich zur Ruhe komme und diese Traurigkeit über den Verlust mit der Zeit etwas nachlassen wird.

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  3. Liegt die Verantwortung – zumindest im späteren späteren Erwachsenenleben (30+) letztlich irgendwie zuweilen auch bei beiden?

    Ich möchte damit keinesfalls sagen, dass es nicht manchmal notwendig sein kann, den Kontakt abzubrechen. Je nach Ausmaß der emotionalen und/oder körperlichen Gewalt, die ertragenwerden musste.

    Das kann auch nur die Person selbst beurteilen.

    Manchmal ist ein Kontaktabbruch aber auch möglich, wenn die erwachsene Persönlichkeit ihre emotionalen Schwierigkeiten als alleing durch die Eltern ausgelöst sieht. Es gibt da erhebliche Unterschiede. Z.b. kann eine Mutter, die durch eigenen erlittenen Missbrauch übermäßig stark zu Schuldgefühlen neigt, Kinder versehentlich dazu konditionieren, dass ihre Kinder häufig “Schuldknöpfe’ bei der Mutter drücken. Diese Kinder können dann leicht auch ohne ein über das Übliche hinaus gehende Fehler der Eltern äußerst unzufrieden und vorwürfig ggü. diesen werden. Auch bis hin zum Kontaktabbruch.

    Ich glaube, es gibt unterschiedliche Wege zum Kontaktabbruch. Ich kann aber in einem Punkt zustimmen: Die Eltern tragen die Hauptverantwortung, wenn die Beziehung schief läuft. Mit oder ohne Kontaktabbruch. Denn auch die sog. “Verwöhnung’ (Kind setzt sich immer durch, kriegt alles Schwierige abgenommen) etc. ist Missbrauch und geschah, weil Eltern sich mit diesem Verhalten ggü. den Kindern eigene Themen erfüllt haben. Und wenn es nur eine Kompnsation eigener Härten in der eigenen Kindheit der Eltern war.

    Aber wie du sagst, Katharina, die Eltern tragen die Verantwortung, sich ins Kind reinzuversetzen und eigene blinde Flecken zu finden, wenn das Kind auf etwas mit nachhaltigem Ärger oder Angst reagiert. Da muss man hellhörig werden.

    Es gibt aber, glaube ich, keine Eltern auf der Welt, die nicht auch Schaden bei ihren Kindern anrichten. Man wird, ob man will oder nicht, meist unbewusst, irgendeinen Mist an die Kinder weitergeben. Generation für Generation. Man kann letztlich nur das Ausmaß reduzieren.

    Aber hey, deshalb muss sich niemand Eltern aussetzen, die er nicht ohne weiteren Schaden aushält. Eltern können schon verdammt blind ggü. den Gefühlen ihrer Kinder sein.

    Ich find eh, dass Kinder ihre Eltern überhaupt i.d.R. besser kennen als umgekehrt. Die Kleinen nehmen noch wahr, während ältere Menschen mehr eigenes über andere stülpen. So auch über ihre Kinder. Ich denke echt auch jeder von uns, als Eltern. Das ist nicht schön, lässt sich aber nicht ganz vermeiden, weil das Sichtfeld Älterer enger ist als das von Kindern, die noch viel weniger festgefahrene Glaubenssätze und Konstrukte haben. Man kanns höchstens durch ne Menge Selbstreflexion reduzieren.

    Da hat dann aber auch z.b. ne gut situierte Mutter von zwei Kindern ne höhere Chance als eine prekär lebende Mutter von fünf. Einfach wegen der Zeit, die ausgiebige Selbstreflexion braucht.

    Kommen dann bei ihr selbst noch erhebliche Missbrauchserfahrengen dazu, wirds ganz schwierig mit der Schuld. Ihre Schuld liegt dann am ehesten noch im Schwangerwerden selbst. Aber hey, das betrifft dann den Urinstinkt Fortpflanzung. Starke Kraft. Der Natur gehts leider nicht um unser Glück. Nur ums Vermehren. Davon ist so eine Menschenmutter auch nur ein Teil.

    Ich find die ‘Schuldfrage’ daher oft echt verzwickt.

    Nichtsdestotrotz: Abbruch kann manchmal die einzig erträgliche Option für einen selbst sein. Die Gerechtigkeitsfrage muss m.E. dafür nicht abschließend geklärt sein. Kann sie oft gar nicht.

    Ich krieg den Abbruch nicht hin. Einfach weil ich weiß wie viel heftige Gewalt meine Mutter selbst erlebt hat. Für sie wars ein Fortschritt nicht selbst zu schlagen. Das hat sie weitgehend auch geschafft. Der emotionale Missbrauch war nie auf ihrem Radar.

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  4. Hallo lieber Norbert, und all ihr Betroffenen,
    ich bin ein betroffenes Kind und Mutter. Meine Kindheit war eine Katastrophe. ….unehelich geboren und dann auch noch Zwillinge ! 1964 ein no go. .. die ersten zwei Jahre haben uns die Großeltern behütet. Dann hat unser Mutter geheiratet und wir bekamen eine Halbschwester , ab da hatten wir uns ( Zwillingsschwester ) und ich nur noch uns Beide. Schläge und Geschrei war an der Tagesordnung auch gegenüber unserem Stiefvater machte meine Mutter nicht halt.
    Alles war gut….wenn wir in ihrem Sinn funktionierten. Ich bin dann nach einem banalen Vorfall mit knapp 18 Jahren verprügelt und vor die Tür gesetzt worden. Mit den Worten “ hätte ich Euch nach der Geburt doch gleich an die Wand geklatscht. Mein Freund und meine späteren Schwiegereltern mich dann bei sich aufgenommem. Mit 18 habe ich ihn dann geheiratet, leider war auch die Ehe nicht ohne Gewalt, mein inzwischen Ex-Mann ist ein Narzisst. Mein Sohn, ich habe nur ihn, hatte keine schöne Kindheit. Auch hier gab es viele Schläge und eiskaltes Schweigen. Wer in keiner narzisstischen Beziehung war, weiss nicht wie schwer es ist sich zu trennen. Ich bedaure zu tiefst, meinem Sohn das angetan zu haben, so lange gebraucht zu haben mich zu trennen. Als mein Sohn dann “ sicher “ war , einen guten Job eine Wohnung und Freundin hatte habe ich mich getrennt. Was folgte war eine sehr hässlicher Scheidungskrieg. Ich bin dann nach langem hin und her in die frei gewordene Eigentumswohnung meiner Schwiegertochter gezogen. Nun ,ab da ging es mit der Beziehung mit meinem Sohn und mir bergab. Immer musste ich mir von der Mutter meiner Schwiegertochter anhören, wie dankbar ich doch sein müsste in der Wohnung wohnen zu dürfen……. ( nicht Mietfrei , die Miete war nicht ohne ) . Dem Druck wollte ich nicht mehr standhalten und bin ausgezogen. Ich bin dann in eine kleinere Wohnung gezogen näher an meinem Sohn und den Schwiegereltern meines Sohnes. Dann wurde meine Enkeltochter geboren. …. ich habe mich so gefreut. Nun es kam alles anders, ich wurde nur gebraucht zum Babysitten wenn Sohn, Schwiegertochter und ihre Eltern zusammen aus waren. Eingeladen wurde ich nur wenn es nicht anders ging. Treffen mit meinem Sohn und Enkeltochter wurden in letzter Minute abgesagt oder auch gar nicht. Es ist dann so oft vorgekommen das ich keine Einladungen mehr ausgesprochen habe. Ich habe mich zurück gezogen. Als es darum ging , das Alle ( Sohn, Schwiegertochter und deren Familie ) gemeinsam in den Urlaub fahren wollten, sollte ich während dessen die Haustiere versorgen. Ich habe Nein gesagt…….war dann eine Katastrophe. …..mir wurde dann von meinem Sohn vorgeworfen ich wäre nicht Familienkompathibel…. und er wäre jedes Mal froh gewesen, wenn ich bei Familienfeiern endlich wieder gegangen sei , da ich ja eine schlechte Stimmung verbreitet hätte.
    Dann wurde das Sparbuch das ich für meine Enkelin angelegt hatte aufgelöst , das Geld samt meinem Hausschlüssel in den Briefkasten geworfen und geschrieben, mit mir möchte man nichts mehr zu tun haben. Seit dem habe ich nichts mehr von meinem Sohn gehört. Das ist jetzt drei Jahre her. Inzwischen bin ich in eine andere Stadt gezogen und fühle mich seither befreit.
    Ich vermisse meinen Sohn und Enkelin. … den Stess mit nichten. Ich bin endlich frei und kann mein Leben in Ruhe und mit Zufriedenheit leben. Vielleicht eines Tages sehen wir uns wieder, wenn wir uns gegenseitig Vergeben können. Fehler macht nicht nur eine Seite, dessen sollten wir uns alle bewußt sein.
    Alles Gute für Euch alle.

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  5. Ein ganz wichtiger Text mit der absolut richtigen Sicht auf die Dinge. Ein Text der mir soviel von meinem Schuldgefühl genommen hat. Zumeist sind die die gehen schuld, die Bösen, wohingegen die Eltern sich in der Opferrolle sehen. Ein Weitertragen der Verhaltensweisen wie ich sie von Kindesbeinen an kannte. Ich böse, sie das Opfer. Dieser Text war so aufbauend. Ich lese ihn immer wieder gerne wenn ich mal wieder anfange zu grübeln ob dass denn alles richtig war. Danke. Kontaktabbruch vor 4 Jahren.

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    • Ich konnte nicht direkt zum Beitrag kommentieren, jedoch zu Kommentaren antworten. Deshalb möchte ich mich auf diesem Wege nr anschliessen und für diesen Beitrag danken. Jedes Wort des Textes spricht mir aus der Seele. Das empfunden Leid und die Hilflosigkeit, die einem zu solch einem Schritt bringen finde ich schwer in Worte zu fassen und diese Einsamkeit und das Unverständnis, das einem bereits ein Leben lang begleitet und nach einem Kontaktabbruch nochmals besonders hart entgegenschlägt. Zumal dann auch noch das Trauma, unter dem man leidet, erst dann richtig hochkommt. Hut ab an jeden, der das macht.

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      • Vielen lieben Dank für diesen wichtigen und mutmachenden Text! Seit Jahren grenze ich mich stark von meiner Mutter ab, hatte zwischenzeitlich den Kontakt abgebrochen und wegen corona kam es wieder zu einem Kontakt, schwerer Fehler, den ich seit über einem halben Jahr bereue, da sie mir nicht gut tut und in der Vergangenheit mehrfach geschadet hat. Es ändert sich nichts, sie bleibt manipulierend und emotional missbrauchend und die Entscheidung zum Kontaktabbruch ist gefallen.
        Danke Norbert für deine Worte, welche zum Reflektieren einladen und Bestärken!! Herzliche Grüße Susi

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  6. Elementar fundamental wichtiger Text für mich – sagt eine mit 17-einhalb Kontakt-Abbrecherin. Das Schuldbewusstsein dafür bleibt erdrückend, ein Leben lang. Und doch gab es keinen Weg, anders weiterzuleben. Das vierte Gebot sagt: “Du sollst Vater und Mutter ehren, damit du lange lebest und es dir wohl ergehe auf Erden.” Ehren – das ist in besonderen Lagen auch: Gehen. Ein Gebot für die Ehre der eigenen Kinder fehlt. Vielleicht weil dies soooo selbstverständlich ist, sagt die Mutter in mir.

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  7. jetzt haben mir meine Eltern vor Kurzem einen Geburtstagsbrief geschrieben, mit lieben Grüssen und dass sie immer mir geholfen haben, als ich in Not war, die anderen Sachen werden wie immer ausgeblendet…und dass sie immer an mich denken, auch wenn ich nicht mehr will…schon traurig irgendwie, aber ich kann nicht einfach wieder zurück gehen und das Ganze bleibt so, wie es ist…

    ich habe dann nochmal einen Brief geschrieben, wo ich versucht habe, möglichst neutral zu sein, allerdings auch komplette Bedingungen gestellt habe…dass es eben( wenn schon), nicht mehr so weiter geht und ob sie einmal mir gegenüber die Grösse besitzen würden, ihre Fehler einzusehen…nach über 1 Woche keine Antwort, Sturheit halt….für mich ist es egal und mir geht es immer besser dabei….ich will nur meine Ruhe und ferig…

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  8. Dieser Beitrag spricht vielen Kindern, egal welchen Alters, aus der Seele. Selbstreflexion fällt Eltern schwer. Den einen mehr, den anderen weniger. Am Ende schaffen sie es nicht, Ausnahmen bestätigen die Regel, ihre Verhaltensweisen gegenüber dem Kind kritisch zu betrachten und zu ändern…Das wäre aber dringend angebracht, denn Kinder entwickeln sich und bestimmen das vormals durch ihre Eltern einseitig bestimmte Verhältnis nun auf einmal mit. Und Eltern wehren sich, wenn auch unbewusst, dagegen. Mein Bruder hat sich, nach einer äußerst „hässlichen“ Scheidung meiner Eltern, von der gesamten Familie getrennt…meine Eltern sind recht narzisstisch veranlagt…Ich vermisse meinen Bruder…Meine Eltern, vor allem mein Vater, sind stets und ständig damit beschäftigt, sich als Opfer darzustellen…ich hing lange in dieser Situation fest…Aber seit einiger Zeit verstehe ich meinen Bruder…Eltern tun vieles für ihre Kinder. Das sollte auch so sein, denn schließlich haben sie sich für sie entschieden…Eltern vergessen dabei jedoch, dass auch ihre Kinder die ihnen auferlegten „Pflichten“ erfüllen…Ich kann diese Opferhaltung meiner Eltern einfach nicht mehr ertragen!!! Nunmehr hat auch mein Mann diese Entscheidung für sich getroffen…Und ich verstehe ihn und zwar genauso wie meinen Bruder.
    Liebe Eltern: Steht auf, geht zu euren Kindern, wenn es noch nicht zu spät ist und sagt einfach:“Es tut mir leid.“! Und zwar ohne Vorwürfe, sondern voller Liebe und Verständnis. Entkommt eurer Opferhaltung und seid stark genug um zu sagen „Ja, ich habe Fehler gemacht.“ Kämpft um eure Kinder! Das wird viel Zeit und Kraft kosten, aber ist es nicht einen Versuch wert?! Kein Kind trifft solch eine Entscheidung aus Bösartigkeit!!! Ich habe es selbst erlebt und sehe es jeden Tag. Es tut euren Kindern so tief in der Seele weh, aber es ist der letzte Schritt, wenn man nicht zerbrechen will! Wir sollten Zeit miteinander verbringen, weil wir es wollen und nicht weil es vorgeschrieben wird. Dafür ist das Leben zu wertvoll. Kein Kind will seine Zeit mit Menschen verbringen, die es immer wieder verletzen, egal ob bewusst oder unbewusst…

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  9. meine Eltern haben mir jetzt ganz lieb eine Osterkarte geschrieben, nachdem ich mich zur letzten Geburtstagsfeier meiner Mum mich ohne zu verabschieden aus den Staub gemacht hatte und das aus gutem Grund…als dann irgendwelche Anrufe kamen, bin ich zunächst nicht rangegangen und habe dann aber einen Brief geschrieben, wo alles drin steht, was sie wissen müssen, worauf prombt ein ganz krasser Brief von meinem Vater zurückkam und wie ich es mir schon gedacht hatte, alles drin stand, was sie alles für mich getan haben….leider überwiegend nur materiellerseits

    in der Osterkarte stand nun drin,dass sie wieder Kontakt zu mir möchten, diesmal von meiner Mutter geschrieben und dass ich sie sehr verletzt habe ( nasowas)

    daraufhin rief ich ich etwas hoffnungsvoll noch einmal an, in der Hoffnung noch irgendwas kitten zu können, aber völlig vergebens…meine Mutter war dran und mein Vater hörte wie immer bei Telefongesprächen jedes Wort mit, da auf laut gestellt…zuerst gng es gar nicht ums Thema, sondern um Corona, bis ich selber mal ansprach, warum ich angerufen hatte….also quasi wieder ein Versuch meiner Eltern, alles ins Harmlose zu stellen, und Themen unter den Tisch zu kehren, als sei nichts gewesen-das kenne ich schon seit der Kindheit…als ich die Themen schilderte, die auch schon im Brief vorkamen, dass ich nie ernst genommen wurde und nie besucht usw, kamen immer Ausreden,oder um den heissen Brei Herumgerede, Lügerei und ich wäre zu empfindlich…als ich sagte, es wäre auch anderen Leuten schon aufgefallen, wie mein Vater sich speziell zu Famielienfeiern mir gegenüber benahm, griff mein Vater zum Hörer und sagte, ich würde Intrigen gegen die Beiden schmieden, was natürlich nicht stimmt( mach das alles mit mir selber aus), er hatte kaum den Satz gesagt, hatte ich sofort aufgelegt und ich habe auch keinerlei Lust mehr, mit dem Typen zu reden, im Grunde mit Beiden nicht…mein Vater der Tyrann und meine Mutter, die immer alles verharmloste, billigte und zu mir sagte, ich würde mir das nur alles einbilden…zumindest wissen sie jetzt bescheid, am Telefon hab ich nochmal Klartext geredet, auch wenn die Tage danach wieder schmerzhaft waren, indem ich das alles wieder veerarbeiten musste und muss, die wissen gar nicht, was sie mir angetan haben…..und hört immer nur “sie, sie, sie)(leiden) und alle Anderen sind doof und schuld….

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    • lieber Kersten
      Du hast bereits einmal auf einen Beitrag von mir geantwortet, weil Du Dich in der Beschreibung meiner familiären Situation wiedererkannt hattest. Nun geht es mir wie Dir! Ich erkenne in Deinen Zeilen meine Eltern, die Gespräche und Situationen…

      Meine Eltern (Mutter…) haben sich auch wieder gemeldet, nachdem sie letztes Jahr zum wiederholten Mal zuerst verbale Zerstörung anrichteten und danach den Kontakt abbrachen. Nun wollten sie die Familien-Problematik in einem gemeinsamen Familien-Johannifeuerritual verbrennen… ohne Einsicht, ohne Entschuldigung, ohne Selbstreflexion. Schwamm drüber und alle haben sich wieder gern? Schön wärs. Denn der nächste Familienkrieg ist Programm!

      Ich merkte, dass ich sofort wieder in den altbekannten Sog aus Selbstzweifel und Schuldgefühlen geriet, der mir bereits viele Male den Boden unter den Füssen weggezogen hat. Nun war aber definitiv genug. In mir drin erschien ein Teil, der ein grosses Stop-Schild in die Höhe reckte. Dieser gab mir den Mut und die Kraft, mein Leben selbstbestimmt in die Hand zu nehmen, um für meine seelische Gesundheit und das Wohl meiner eigenen Kinder Sorge zu tragen. Ich habe zum ersten Mal aktiv selber den Entschluss gefasst, den Kontakt zu ihnen abzubrechen und habe ihnen das so auch mitgeteilt. (Trotzdem, es fühlte sich an wie ein Sprung ins Nichts…)

      Es gibt leider nach wie vor Eltern, die überzeugt sind, das heilige Recht zu haben, ihre Kinder mit Füssen zu treten! Kein Mensch hat aber das Recht, andere Menschen zu misshandeln/missbrauchen, egal ob diese Menschen klein oder gross sind. Ich bin der Ansicht, dass es nicht unsere Pflicht ist, uns als erwachsene Kinder diese Misshandlungen gefallen lassen zu müssen. Als Kinder waren wir den Eltern ausgeliefert. Als Erwachsene sind wir das aber nicht mehr.

      Ich wünsche Dir, lieber Kersten, viel Kraft, um Dich vom “alten Planeten” zu lösen!

      Lieber Norbert, ich lese Deinen Artikel immer wieder einmal und finde ihn nach wie vor hervorragend! Herzlichen Dank!

      Simone

      Antworten
      • hallo Simone, danke für Deine netten Worte und die Erfahrung mit der (nicht) Einsicht musste ich auch machen…die Alleskönner, über alles Stehenden und Du hast zu gehorchen und bist Nichts…ich weiss nicht, inwiefern ich das schon geschildert habe, aber es es kann einfach nicht sein, dass dann Hilfeschreie oder Gesten von Seiten des Kindes, egal ob klein oder gross einfach ignoriert werden und wie Du auch schreibst, Schwamm drüber, ohne Selbstreflektion wieder heile Welt spielen….ich wünsche dir ebenfalls alles Gute und viel Heilung speziell in diesem Bereich

        Antworten
    • Danke, du sprichst mir aus der Seele und bestärkst mich dabei, es bei dem Kontaktabbruch zu lassen;) denn das gegangene “Kind” sitzt am Ende mit nem schlechten gewissen da, weil es die Familie verlassen hat. Es muss erst einmal lernen, diesen Gedanken bei Seite zu schieben und das geht leider nicht von heute auf morgen…
      Alles gute für dein neues Leben, ohne toxische Umfeld;)

      Antworten
    • Liebe Kersten,

      Ich habe eben deinen Kommentar gelesen und der könnte mit fast identischem Inhalt auch von mir gekommen sein. Ist das nicht krass? Auch mein Vater hat übrigens immer über Lautsprecher “mittelefoniert” und für mich war das normal bis ich das jetzt bei dir lese und denke, sowas ist total kontrollierend.
      Irgedwie lese ich nur online von ebenfalls Betroffenen und im “echten” Leben fühle ich mich alleine mit dieser Situation.

      Antworten
      • Mir geht es auch so. Ich habe die Situation mit meinen Eltern und leider auch mit meiner Tocchter, da ich zu spät erkannt habe, was genau los ist und somit meine Tochter “verloren”. Es kostet mich viel Kraft, damit zu leben.

        Antworten
    • Liebe Kersten,
      ich bin vor etwa 5 Stunden auf diesen Blogeintrag von Norbert Rogsch aus dem Jahr 2018 gestossen. Ich habe mich durch alle Nachrichten in diesem Blog „durchgelesen“ – und nun antworte ich auf Deinen, da Du auch schon so viel von Dir erzählt hast. Danke Dir für all Deine Worte, für die Zerrissenheit und Hoffnung auf ein Happy End, die Du immer wieder durchscheinen lässt. Und auch für die Ernüchterung, dass alles bleibt, wie es war.

      Es ist Ostern 2021 – Corona-time – ich, 51 w, habe sturmfreie Bude. Wie Du im letzten Jahr bekam auch ich gestern „pünktlich“ Post von meiner Mutter, zu der ich eigentlich kaum noch Kontakt habe. Ihre Briefe sind für mich mittlerweile wie das Überreichen des vergifteten, jedoch wunderschönen Apfel‘s im Märchen von Schneewittchen: von aussen betrachtet kann man nichts an dieser Karte finden. In mir brechen damit mühsam hochgezogene Schutzwälle wie morsches Holz zusammen… – ich habe im Netz nach Unterstützung gesucht – und Euch hier gefunden.

      Vorweg: ich habe es noch nicht geschafft, mich final von meinen Eltern zu trennen. Wie von Norbert beschrieben, ist das ein sehr langer Weg; in mir waren die Angst und die Schuldgefühle bislang noch zu gross dafür. Ich kann so viele Eurer Erfahrungen bestätigen: auch mir wurde immer wieder gesagt, ich hätte da wohl ganz „falsche“ Erinnerungen und „falsche“ Gefühle (wie auch immer das gehen kann) und ich sei doch wirklich ein ausgesprochen unfairer und undankbarer Mensch, denn unter mir hätte die gesamte Familie leiden müssen (übrigens schon ungefähr seit meinem 2. Lebensjahr – nunja). Daher habe auch ich als Kind immer geglaubt, das sei gar nicht meine Familie. Bis heute bin ich das schwarze Schaf, also einfach: anders. Auf jeden Fall nicht so „angepasst“, wie es von mir erwartet wurde – und ich glaube, dem würde ich sogar zustimmen 😉. Aber auch ich frage mich bis heute (und als Mutter einer erwachsenen Tochter) WAS ich eigentlich „wirklich“ derart schlimmes gemacht haben soll, dass ich so wenig geachtet und gehört werde – und: warum die Zuneigung fehlt. Zu meinem Vater hatte ich bereits einmal für ca 8 Jahre den Kontakt abgebrochen – in unserem damals letzten Telefonat hatte er mich von seiner Beerdigung ausgeladen. Nun, er lebt immer noch; ich habe ihn nicht gefragt, ob er das eigentlich immer noch so sieht. Vielleicht sollte ich das einfach mal machen. Vielleicht auch nicht.

      Auch mit meiner Mutter habe ich wenig Kontakt; ich gehe nicht ans Telefon, wenn sie anruft, ich beantworte ihre Mails nicht. Mein letztes Streitgespräch mit meiner Mutter vor ca 2 Jahren offenbarte wieder sämtliche
      alten Fronten: ….nein, es sei in Wirklichkeit nicht so gewesen (sie wäre ja dabei gewesen… 🙄🤪); aber was solle sie schon machen, ich hätte mir in den letzten 50 Jahren einfach „meine“ Wahrheit zurechtgelegt und sei ja nicht bereit, die wirkliche Wahrheit (also Ihre) zu akzeptieren. Wahnsinn. Fakt ist: ich spüre nichts, wenn ich ihr gegenüberstehe. Mit nichts meine ich: keine Wärme, kein Entgegenkommen, kein Wille, kein Verständnis, keine Liebe. Was ich spüre ist meine Angst; davor, wieder verletzt zu werden; wieder zu erfahren, wie sie gegenüber Dritten die Situation verdreht darstellt; wieder zu bemerken, dass mir keiner glauben wird. In diesem Zustand bekam ich letztes Jahr zu meinem 50. Geburtstag Post von ihr – der Briefträger kam pünktlich um 12 Uhr; ich hatte einen freien Tag. Mein Geburtstag endete für mich mit diesem Brief: 10 Seiten am Computer getippt, Arial 10, jeder Ausdruck sorgsam in neuer Celluphanfolie verpackt; das Ganze mit Kräuselband geschmückt – die Abrechnung – 50 Jahre mit diesem Kind! Ich habe geahnt, dass das kein Liebesbrief sein wird, habe nur vorsichtig durchgeblättert und mich von einzelnen Wörtern/Teilsätzen „anspringen“ lassen. Und habe 2 Tage am Stück geheult. Frage: wie kann man sich selbst als Person annehmen, wie kann man sich als liebenswert empfinden, wenn Du für die eigene Mutter never ever gut genug sein wirst? … Es hat 10 Monate gebraucht, bis ich die Kraft hatte, den Brief gänzlich zu lesen. Um es abzukürzen: es WAR die Abrechnung. Ein kleiner, vielleicht harmloser Auszug:… meine (geschiedenen) Eltern seien sich einig, dass sie wohl noch verheiratet wären, wenn ich nicht „so“ gewesen wäre… (eine Definition von „so“ kann ich leider nicht liefern; das stand da nicht drin).

      Seit diesem Brief habe ich keinen Kontakt zu ihr aufgenommen. Nun kommt also Ostern, und wie aus dem Nichts, flattert diese Karte in meinen Briefkasten. Als sei nichts gewesen. Von außen betrachtet harmlos – in meinen Augen pures Gift. Darin kein „Entschuldigung“, kein „ich wünschte mir, wir würden reden; ich möchte Dich kennenlernen“, kein „ich vermisse Dich in meinem Leben“. Diese 3 Sätze würde ich meiner Tochter schreiben, sollte sich -so Gott bewahre- unser liebevolles Verhältnis einmal derart abkühlen.

      Nun sitze ich hier also, tippe diese Zeilen, und überlege, wie ich mich endlich emotional schützen kann. Wie ich Ruhe finde. Wie ich mit der Schuld umgehen soll, den ganzen Schlamassel meiner Schwester zu überlassen (die selbst und auf ihre Art leidet). Eure Erfahrungen geben mir Mut, sie weisen einen Weg, sie bestärken mich, weiterzugehen auf meiner Suche nach einer Lösung. Ich danke Dir, liebe Kersten und jedem einzelnen von Euch für die berührenden Worte.

      Ostern ist der Neubeginn des Kirchenjahres. Das ist ein guter Zeitpunkt auch für meinen Neubeginn, meine ich. Die Osterkarte der Mutter liegt zerrissen im Müll. Ich mag so nicht mehr weitermachen.

      Alles Liebe auf Eurem Weg.

      Antworten
    • Du sprichst mir aus dem Herzen! Genauso lief es bei mir auch ab. Ich habe meinem inneren (naiven) Kind so oft nachgegeben, weil es Harmonie und Liebe von den Eltern wollte. Ich habe nach dem Kontaktabbruch ihnen nochmals die Chance gegeben, mich nochmals erklärt, gedacht jetzt hätte ich es besser, rationaler, nüchterner, literarischer, was auch immer, geschrieben, jetzt müssten sie es verstehen! Und die kindliche Hoffnung flammte kurz auf, dass bald eine verständnisvolle Mail zurückkam. Aber wie es auch dir passiert ist, es kamen nur Vorwürfe, wie undankbar und respektlos und unverschämt ich sei. Das hat mich wieder zurückgeworfen und meine Schmerzen kamen zurück. Es muss einen endgültigen Schlussstrich geben! Das habe ich danach kapiert. Danke für deine Geschichte. Ich fühle mich nicht mehr allein.

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  10. Ich denke auch, dass man bei diesem Thema nicht unbedingt immer von Schuld reden kann und diese liegt auch nicht immer bei den Eltern, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.
    Ich hatte eine gute Kindheit. Genug Zuwendung. Genug Verständnis. Alles so wie man es einem Kind wünscht.
    Als ich in die Pubertät kam entwickelte ich aber sehr schnell einen ganz eigenen Kopf. Hatte eigene Vorstellungen, Ideen, Vorstellungen und Wünsche, die sich nicht mit denen meiner Eltern deckten. Sie haben mir aber nie Steine in den Weg gelegt und mich versucht zu unterstützen.
    Das änderte aber nichts daran, dass ich mich immer weiter von ihnen entfremdete. Dazumal ich eh kein besonders gefühlsbetonter Mensch bin. Ihre Zuneigung war mir in dem Alter immer zu viel. Sie haben es nicht übertrieben oder so, aber das ging einfach nicht. Ich war in meinen Augen schon erwachsen, kein kleines Kind mehr. Alt genug Entscheidungen selber zu treffen, was mir auch ermöglich wurde. Ging etwas in die Hose, halfen sie mir gerne, aber ich wollte diese Hilfe nicht. Ich wollte nicht durch ihre Hilfe “bevormundet” (ja, so sah das in meinen Augen aus, obwohl das natürlich nicht der Wahrheit entsprach) werden. Ich wollte alleine auf die Nase fallen, alleine wieder austehen und alleine meinen Weg weiter gehen.
    Diese “Bervormundungen” sorgten dafür, dass ich meinen Wunsch nach dem eigenen Weg noch härter vertrat.
    Schlußendlich zog ich dann aus. Die Ausbildung war ein willkommener Grund aber auch nötig, denn sonst wäre ich dort eingegangen.
    Seither ist das Verhältnis naja…
    Geholfen haben sie mir immer noch, wenn ich Hilfe brauchte, aber dieser familiäre Nähe wurde mir immer mehr zum Graus und als mir meine Mutter dann vor ein paar Jahren bei Kaffee und Kuchen mit meiner Frau mehr durch die Blume zu verstehen gab, dass ich bei dem aktuellen Thema ja keine Ahnung hätte, platze mir dann final der Kragen und ich warf meine Eltern hinaus.
    Innerhalb des nächsten halben Jahres kamen noch zwei Mails von Ihnen, wo anstatt einer Entschuldigung mehr oder minder nur Vorwürfe über mein Verhalten an dem Tag kamen, aber diese wurden dann auch gar nicht erst beantwortet.
    Seither hat meine Frau ab und an noch Kontakt, ich aber keinen mehr. Ich habe da auch gar kein Interesse dran. Diese eine Verfehlung meiner Mutter ist objektiv betrachtet kein Grund eine intakte Beziehung zu beenden aber diese gab es vorher schon gar nicht. Ich erinnere mich auch gar nicht mehr an das Thema der Diskussion. Ist auch nicht wichtig. Mir ging es ums Prinzip. Ich hatte einen Grund das endlich zu beenden.
    Das mag unfair gegenüber meinen Eltern sein, denn sie haben sich immer nach Kräften um mich bemüht, aber meine Zeit ist mir zu kostbar um sie mit Leuten zu verbringen, denen ich mir einfach nicht nahe fühle. Und noch weniger mag ich familiäre Zwänge zu Geburtstagen usw.
    Ich kann das nicht.
    Ich will das nicht.
    Ich bin so wie es ist glücklich.

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    • …und das ist dein gutes Recht lieber Henning.
      Hat mich sehr berührt dein Beitrag .
      Alles Gute für dich/euch weiterhin. Bleibt gesund !
      Liebe grüße Birgit

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  11. passt alles haargenau,,,ich habe jetzt mit 48 Jahren den Kontakt zu meinen Eltern auch endlich abgebrochen, da mein Vater zum wiederholten Male speziell gemeinschaftlich mit Anderen Menschen versucht hat, mich vorzuführen, herabzusetzen, lächerlich zu machen…aber da sind noch viele Dinge mehr gewesen von Kindheit an Verurteilung, nie war Irgendetwas recht etc….Ausgrenzung mit Gesten aus der Familie …dann bin ich weiter weg gezogen, ich wurde nicht ein einziges Mal besucht über 20 Jahre lang, ich war immer Derjemige der kommen konnte….Anstandsanrufe alle zwei Monate im Wechsel, einmal ich und einmal die Eltern, wenn überhaupt…zum Geburtstag hat meine Mutter angerufen und der werte Herr Vater hat lediglich bequem Grüsse über meine Mutter ausrichten lassen…ich habe viele materielle Dinge bekommen, aber viel zuwenig Beachtung in den Dingen,die ich tat und die ich erreicht habe

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  12. Das Kind denkt mit dem Herzen und liebt seine Eltern bedingungslos weil es den elementaren Schutz und die Liebe der Eltern braucht um überhaupt existieren zu können.

    Ist das Kind erwachsen denkt es nicht mehr mit dem Herzen sondern mit dem Verstand. Der Verstand erklärt ihm, willst du leben??? Oder willst du von minderbemittelten, narzistischen Individuen (keine Eltern mehr) innerlich zerfressen werden womit die Grundlage deines Lebens endgültig entzogen wird und du kein Recht hast ein freies selbstbestimmtes Leben zu führen.

    Der Mensch ist ein von Natur aus geschaffenes freies Wesen, wird er angekettet wird sich sein Geist befreien wollen, hat er die körperliche und geistige Kraft dafür entwickelt wird er dies vollziehen, bei manchen gelingt es früher bei manchen später.

    Die Eltern nutzen ihre Position aus, unterdrücken ihre Kinder damit sie sie psychisch brechen und kontrollieren können, das können sie weil sie ihren Kindern überlegen sind da sie um einige Jahre älter sind. Sie bilden sich auch ein dass sie die Befugnis haben und ein höheres Wesen sind, dabei sind ihre Handlungen erbärmlich.

    Der Status Quo wo das Kind kleingehalten wird, wird nicht für immer bestehen und das wissen ganz genau die Eltern, deshalb haben sie ihre Umgebung für sich gesichert (den Leuten heile Familie spielen und wie toll sie sind) um das Kind wenn es sich im Erwachsenenalter befreit ihn zu denunzieren und sich als Opfer darzustellen. Das Kind erlebt nichts als Isolation, das wurde von den Eltern bewusst einkalkuliert und eingebaut. Wirst du dich uns nicht unterwerfen, wird dir keiner beistehen und du wirst in die Isolation gejagt.

    Versucht das Kind im Erwachsenenalter den Kontakt zu seinen Eltern wiederherzustellen in der Hoffnung endlich als vollwertiges Mitglied behandelt zu werden, bringen ihm die “Eltern” nahe, entweder du unterwirfst dich als Wirt von dem wir uns ernähren, weil wir damals beschlossen haben und es für immer gilt oder du entscheidest dich für ein freies Leben umgeben von manipulatierten Verwandten und Bekannten und wirst als ewiger Täter dastehen.

    Eltern die ihre Kinder seelisch Misshandeln sind Perfektionisten in dem kranken Familiensystem, weil sie dieses System erschaffen haben.

    Demjenigen bleibt nichts anderes als den Kontakt abzubrechen, er wurde dazu genötigt.

    Die Zeit heilt alle Wunden und das größte Opfer in diesem krankhaften Schauspiel bleibt das Kind das nie eine Kindheit hatte und dieser Teil seines Lebens verwehrt wurde und im Erwachsenenalter viele Defizite aufgrund seiner Vergangenheit vorweißt.

    Egal wie man es dreht oder wendet, das weiß das Kind und das wissen die Eltern, egal was am Ende dabei rauskommt.

    DAS KIND BLEIBT IMMER DER VERLIERER DER AM MEISTEN GESCHÄDIGTE UND DAS GENÜGT DEN ELTERN UND DESHALB WERDEN SIE IHR VERHALTEN NIEEE ÄNDERN.
    DIE ELTERN WAHREN IHRE HEILE WELT, DIESE ZU ÄNDERN BEDEUTET IHR EIGNES SYSTEM IHRE KRANKHAFTE LEBENSGRUNDLAGE ZU STÜRZEN, WELCHE ELTERN SIND DAZU BEREIT, DIE IHREM KIND SEELISCH ZERSTÖRTEN INDEM ES IN IHREM SYSTEM STATTGEFUNDEN HAT, ZU REFLEKTIEREN.

    EHER WÜRDE EIN KAMEL DURCH EIN NADELÖHR LAUFEN!

    Antworten
  13. Lieber Norbert,
    vielen Dank für Deine aufbauenden Worte genau im richtigen Moment. Gerade an Weihnachten drängt sich das schlechte Gewissen wieder ungefragt in mein Leben. Es ist nie weg, obwohl ich einen guten Grund hatte, den Kontakt abzubrechen. Ich habe durch das angespannte Verhältnis bei meiner Herkunftsfamilie schlimme Herzprobleme bekommen, hätte nie gedacht, dass das durch Familenprobleme tatsächlich passieren kann. Meine Tochter war 9, als mein Kardiologe mich aufforderte, den Kontakt zu meinen Eltern (und meiner älteren Schwester, die Teil des Problems ist) abzubrechen, wenn ich sie nicht zur Halbwaise machen will, weil ich nicht mehr genug Zeit hätte, um zu warten, “bis die Alten sterben”. Das war der Schock, unter dem ich mich aufgerafft hatte, den entscheidenen Brief zu schreiben….meine Tochter ist inzwischen 12 und wir sind eine tolle Familie mit ihr, meinem liebevollen Mann und seinen Kindern aus 1. Ehe. Aber die “Schattten” verschwinden wohl nie ganz…. um so dankbarer bin ich Dir für Deine Website und Deine Kommentare im richtigen Moment, mit denen Du daran erinnerst, dass “es viele von uns” gibt, die sich von ihren Herkunftsfamilien lossagen mussten, um für sich selbst zu sorgen, quasi aus Notwehr. Ich wünsche Dir ein schönes Weihnachtsfest im Kreise all derer, die Dir wichtig und lieb sind und ein gesundes und glückliches neues Jahr, Liebe Grüße

    Merith

    Antworten
  14. Lieber Norbert,

    Danke für deinen tollen Kommentar! Diese Worte halten mir ( und bestimmt auch einigen anderen ) die Augen geöffnet, grade an diesem “Fest der Liebe” ist es manchmal schwierig nicht einzuknicken. Im Sommer nahm meine Mutter Kontakt zu mir auf, dieses Gespräch hat nur WIEDER bestätigt, dass mein Kontaktabbruch DIE RICHTIGE ENTSCHEIDUNG war, es ging wie immer nur um sie und meinen Erzeuger-beide begreifen nichts!!! Und somit bin ich an Weihnachten mit meinem liebevollen Mann und meinen beiden wundervollen Kindern allein– ABER ES WIRD RUHIG UND ABSOLUT STRESSFREI 🙂 Auch Dir Norbert alles Liebe zum Weihnachtsfest und ein gutes, neues Jahr mit viel Freude und schönen Momente…
    Liebe Grüße,

    Katharina

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  15. Liebe Leserin, lieber Leser

    Manchmal sind wir wohlmöglich unsicher, ob wir gerade am „Fest der Liebe“ nicht doch unsere Eltern und Familie besuchen sollen.
    Wir zweifeln an unserer Entscheidung der Funkstille und ob wir nicht zu hart, engstirnig, ungerecht und herzlos gegenüber unseren Eltern sind. Wir zweifeln daran, ob wir mit dem, was wir in uns spüren, nicht doch falsch liegen und wir zu übertrieben reagieren. Wir fragen uns, vielleicht war alles doch gar nicht so schlimm und vielleicht stimmt wirklich nur mit mir was nicht. Wenn wir so denken, uns selbst so anzweifeln und unsicher sind, können wir meiner Ansicht davon ausgehen, dass wir in keinem gesunden und nährenden Elternhaus und Familienumfeld aufgewachsen sind. Genauso finde ich, können wir davon ausgehen, dass wir mit unserer Entscheidung des Gehens, zum Schutz unserer emotionaler, geistiger und körperlicher Gesundheit und Wohles, gut und richtig gehandelt haben bzw. handeln. Tun wir nicht etwas Gutes für uns, für unsere Kinder, für die Welt, wenn wir uns davor beschützen, wenn unsere Eltern, unsere Familie und jeder andere unsensible, grober Mensch versucht uns seelisch, körperlich, emotional missbrauchen, benutzen und verletzen zu wollen? Ich finde ja. Jeder sollte beglückwünscht werden und verdient einen Orden, der den Mut aufbringt, sich gegen giftige Menschen zu wehren und sich zu behaupten. Besonders wenn die giftigen Menschen aus den eigenen Reihen kommen. Hier braucht es meiner Meinung nach besonders viel Herzmut und Courage.

    So wünsche ich jetzt jedem von uns eine Weihnachtszeit, die unsere Seele und unser Herz tief erfüllt, tief erfreut, wohlig nährt, reich segnet und uns gesund, lebendig, friedvoll und geliebt fühlend sein lässt und das auch dann, wenn wir gerade eine traurige, einsame, verlorene, kranke und eine schwere Zeit zu durchleben haben.
    Möge jeder seinen heilsamen Wohlfühl Weihnachtsplatz finden, ob im Kreise der Familie, ob alleine in der Stille, ob in Zweisamkeit unter Palmen oder,….

    Alles Liebe für Sie,
    Norbert Rogsch

    Antworten
    • Lieber Mustafa,

      DANKE für deinen ausführlichen Beitrag.
      Früher hatte ich Respekt/Angst vor “ihnen”. Nach dem Kontaktabbruch und dem Verständnis wich die Angst und heute denke ich einfach nur: Ihr seid so erbärmlich!!!
      ☘🍀☘🍀Ein gutes, neues und Narzisstenfreies Jahr 2020 wünsche ich euch allen☘🍀☘🍀

      Antworten
  16. Wenn das Ihr Standard ist, ist das Ihre Sache. Fur mich personlich ist die Grenze aber schon lange vor einem Mord erreicht! Auch Kindern steht eine ordentliche Behandlung durch die Eltern zu. Diese ist Ihnen nicht zuteil geworden, aber Sie haben sich dazu entschieden, daruber hinwegzusehen – und das ist Ihre Sache gewesen. Es gibt fur andere Menschen aber Dinge, uber die sie nicht hinwegsehen konnen oder wollen. Ein liebloses Elternhaus ist eine Sache. Seit fruhester Kindheit jedoch von den eigenen Eltern systematisch terrorisiert, korperlich schwer misshandelt oder sogar von den eigenen Eltern sexuell missbraucht zu werden ist hingegen eine vollig andere Dimension und soll fur Sie kein Grund sein, den Kontakt zu seinen Peinigern (von Eltern kann man da ohnehin nur in bilogischer Hinsicht sprechen) abzubrechen? Wie sieht es mit Eltern aus, die vollig bewusst Beziehungen ihrer la 008000 ngst volljahrigen Kinder zum anderen Geschlecht sabotieren? Oder mit Eltern, die so besitzergreifend sind, dass an ein selbststandiges Leben uberhaupt nicht zu denken ist? Ihre Sicht ist sehr einseitig und dogmatisch, da sie scheinbar auch von misshandelten Kindern bedingungslose Liebe fur ihre Eltern einfordern – auch wenn dies fur diese ein Leben im Ungluck bedeutet.

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  17. Vielen Dank für diesen Artikel. In letzter Zeit ploppen bei mir immer wieder Erinnerungen hoch. Wie ich mir schon als 5-Jährige wünschte, dass meine Eltern sterben und ich neue Eltern bekommen würde. Wie ich als Teenager – todessehnsüchtig, wie ich damals war – dachte, dass ich auf gar keinen Fall vor meinen Eltern sterben dürfe, damit sie nicht in meinen Sachen Dinge finden würden, die sie nicht finden dürfen.
    Wie ich schon mit 16 wusste, dass ich die Stadt meiner Familie verlassen muss.
    Und auch an die Verletzungen und Manipulationen, die geschahen. Eine Mutter, die mir immer wieder einredete, dass mein Empfinden falsch ist, die mir meine Wahrheit und Wahrnehmung nicht zugestand. Ein Vater, der den Unterschied zwischen “normaler körperlicher Nähe zwischen Eltern und Kinder” und “Sexualität” nicht kannte. Brüder, die meinten, sie müssten mich erziehen und dominieren.
    Eine Familie, die mich in einen bestimmten Beruf drängen wollte, der überhaupt nicht zu mir passte und mich nicht nur bei meiner Berufswahl nicht unterstützten, sondern sogar noch Steine in den Weg legten.

    Eine Zeitlang hatte ich keinen Kontakt zu meiner Familie, damals hatte ich auch keine Wohnung – und habe mich lieber alleine durchgeschlagen, als mich bei ihnen zu melden.

    Heute habe ich wieder Kontakt, telefonisch ist auch alles ok. Aber sobald ich ein paar Tage mit ihnen verbringe, fühle ich mich wie ausgekotzt und brauche wieder 2-3 Wochen, bis ich mich wieder gesammelt habe und wieder ich selbst bin.

    Ein bisschen hat meine Mutter dazu gelernt, doch soweit, dass sie ihr Verhalten und ihre Muster, die zu meinem Leid geführt haben, in Frage stellen würde, reicht es leider nicht.

    Und dann diese Familienlügen. Dieses Nicht-Wahrhaben-Wollen, dass die Familie eben nicht in Ordnung und gut ist. Dass die männlichen Erwachsenen alle (zumindest) gegen weibliche Kinder übergriffig waren.
    Das schmerzt – immer noch!

    Antworten
    • Liebe Martina,

      danke für das, was Du schreibst. Neben der Tatsache, dass ich froh bin, auf die wunderbare Seite von Norbert gestoßen zu sein, bin ich sehr dankbar für Deine Zeilen, die mir aus der Seele sprechen. Es geht mir 100% genauso wie Dir.
      Mit fast 40 Jahren ist es mir heute unerklärlich, wie ich all das, was mein Leben vergiftet hat, solange nicht sehen konnte. Erst der Abstand zu meinen Eltern hat mich zu Verstand kommen lassen. Mich nicht bei Ihnen zu melden hat mir zu der Klarheit verholfen, die mir mit 18 Jahren schon gut getan hätte, aber da war ja noch alles prima, die Eltern die größten… Dass Papi meistens rumgebrüllt hat, wenn etwas nicht passte, war auf den Stress im Job zurückzuführen. Dass ich meinen Traumjob nicht annahm darauf, dass Mami und Papi es besser wussten als ich. Und dass mich Mami dann in eine andere – weit entfernte – Stadt verfrachtete damit ich dort den Job annahm, den sie für mich ausgesucht hatte darauf, dass sie es doch nur gut mit mir meinte. Den sexuellen Missbrauch hatte ich bis vor kurzem tatsächlich komplett verdrängt, will sagen, ich wusste nichts mehr davon. Doch dann kamen die Albträume und mit ihnen die Erinnerungen. Plötzlich hatte ich wieder eine Situation klar vor Augen: Es war Sommer und es war Nacht, meine Eltern schliefen. Ich war 5 Jahre alt und stand mit meiner kleinen Kindergartentasche, in der ich ein wenig Proviant verstaut hatte, vor der Haustür, um wegzulaufen. Die Tür war verschlossen, und ich fand den Schlüssel nicht… (Eine Metapher, die mich ab dann für viele Jahre begleitet hat)

      Ich weiß, dass es komplett nutzlos ist, sie mit meinen Erinnerungen zu konfrontieren, denn einer ihrer Lieblingssprüche ist: ‘Da erinnerst du dich falsch’. – Aha. Falsch erinnern? Wie soll das gehen? Entweder man erinnert sich, oder man erinnert sich nicht. Aber falsch erinnern?? Ganz zu schweigen von dem Ekel, der mit den Erinnerungen einhergeht. Der ist aber wahrscheinlich auch nur eingebildet.

      Unnötig zu sagen, dass meine Eltern ihren Status und die dazu passende Fassade nach außen hübsch hochhalten. Man bewegt sich schließlich im deutschen Bildungsbürgertum und möchte das von außen auch gewertschätzt wissen. Kinder müssen sich dort hinein unterordnen und haben keinen eigenen Stellenwert. Und ehrlich bin ich es auch leid, dieses groteske Verhalten mit ihrer eigenen traumatischen Kindheit zu entschuldigen. Als Mensch hat man die Möglichkeit, es besser zu machen als die eigenen Eltern, dazu hat man ein Herz, das, wenn es funktioniert, einen automatisch in einen liebevollen Umgang mit den Mitmenschen führt.

      Ich fühle mich nicht mehr schuldig, auch nicht traurig, ich will sie einfach nur nicht mehr sehen und meinen Frieden haben. Sie stören mich, sie waren lange genug der Splitter in meinem Fuß und die restlichen Jahre meines Lebens möchte ich meinen Weg unbeschwert gehen. Ich glaube, was man aus einer traumatischen Kindheit für sich persönlich mitnehmen kann ist, das man innerlich stark genug war, das durchzustehen und dass man selber nicht so geworden ist, dass man weiß, was richtig und gut ist und dass man im Wissen darum sein eigenes Leben daran ausrichten kann. Dann, und da bin ich mir sicher, werden die ‘richtigen’ Menschen in dein Leben treten, die, die es gut mit dir meinen, die dich so sein lassen wie du bist und die an ihr Wohlwollen keine Bedingungen knüpfen…

      Antworten
  18. *wow*

    noch nie vorher habe ich einen text gelesen, der so nahe an das herankommt was ich als tochter, die ihre mutter verlassen hat, denke. der nagel ist absolut auf den kopf getroffen.

    als ganz kleines mädchen, redete ich mir ein, im krankenhaus vertauscht worden zu sein. damals waren einige skandale diesbezügliche in den medien, so kam ich darauf. ich tröstete mich damit durchzuhalten weil meine echten, liebenden eltern mich sicher bald abholen würden.

    später plante ich meine flucht. jedes mal wenn es für mich unerträglich wurde, tröstete ich mich damit, dass ich irgendwann erwachsen sein würde und gehen könnte wenn ich jetzt nur durchhalte. meine komplette kindheit war ein warten auf das erwachsenwerden. ausschließlich.

    auch was du vom umfeld her schreibst – über die aufopfernde märtyrerrolle vieler eltern und den angeblich undankbaren kindern – kann ich bestätigen.

    als ich etwa 10 jahre alt, war ein artikel in der zeitung über den sich die erwachsenen um mich herum beim nachmittagskaffee unterhielten. der artikel war ein einziges mitleid-haschen wieviele menschen von ihren kindern in altersheime gesteckt werden ohne sich danach großartig um sie zu kümmern. die erwachsenen waren über die herzlosen kinder empört. ich weiß noch, dass ich in die mitte sowas sagte wie “naja wer weiß wie die ihre kinder früher behandelt haben”
    danach waren die erwachsenen über mich dreistes und unwissendes kind empört. ich denke, ich wollte damals meine mutter schon warnen, dass ich gehen MUSS wenn sie ihr verhalten nicht ändert. sie hat es nicht verstanden 🙁

    Antworten
  19. Hallo,

    das sind wahnsinnig starke Worte. Ich bin überwältigt wie genau das alles reinpasst, in meine Wirklichkeit. Das hat mir geholfen zu verstehen. Auch eine gewisse Wut schwingt mit. Die ich absolut verstehe. Gegenüber Verwandten nehmen die Eltern die Opferrolle ein. Diejenigen die das aber erkennen, schweigen. So konnte ich nie den Fehler erkennen. Und es war nie genug Gewalt oder Vernachlässigung da, dass es hätte gereicht für weitere Maßnahmen. Aber wir waren ja glücklich in unserer Kindheit. Es hat uns nicht an Essen gemangelt. An Schulsachen. Diese Sprüche machen mich am meisten fertig. Denn ich würde gern sagen dass es anders ist. Nur weiss ich auch, dass sie es nie verstehen werden/wollen. Aus ihrer Unfähigkeit sich selbst zu reflektieren. Es ist für alle, die das durchmachen, ein schwerer Weg das alles zu erkennen, zu verarbeiten und lernen damit umzugehen. Ein Auszug ist wie hier schon gesagt, der einzige Ausweg nicht täglich mit der Last konfrontiert zu werden. Dieser Artikel klärt auf und zeigt, dass man nicht allein ist mit dem Thema.
    Ich kann nur sagen: Liebe regelt fast alles und reflektiert aber eure Vergangenheit. Und redet nicht alles schön.

    Vielen Dank dafür.

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  20. Liebe Kathi,
    jede Familiendynamik ist unterschiedlich. Wenn Dir der Abbruch gut tut, ist das sicher der richtige Weg. Nur sei Dir nicht allzu sicher, dass Deine Kinder Dich später genauso hingebungsvoll liebend wahrnehmen, wie Du Dich selbst siehst als Mutter. Dort liegt ja das grundsätzliche Problem: die jeweilige subjektive Selbst- und Fremdwahrnehmung und Selbsttäuschung. Auch ich habe ein Kind großgezogen, mit viel Liebe. Das Erste, was ich von ihm zu hören kriegte, als der Bengel reden konnte, war der Satz: “Glaub ja nicht, Du bist so gut, wie Du denkst! Du hast sogar sehr viele Fehler!” – Und das hört nicht mehr auf, glaub es mir.^^ Dir alles Gute, Evelyne

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    • Ja, und jetzt kommt es doch darauf an, wie Du auf diese Feststellung reagierst! Kannst Du damit umgehen, dass Dich Dein Kind so sieht, wie Du Dich selber vielleicht lieber nicht sehen würdest? Es ist sonnenklar, dass wir Eltern Fehler machen. Logisch! Aber es macht einen grossen Unterschied, wie wir mit der Kritik unserer Kinder umgehen, ob wir ihnen auf Augenhöhe begegnen oder ihre Perspektive und Gefühle beschönigen, abwerten, lächerlich machen etc. Das ist ein grosser Unterschied, welcher jederzeit von den Eltern umgesetzt werden könnte!!! Das ist nicht Vergangenheit, das ist gelebte Gegenwart. Das Verhalten in der Vergangenheit kann ich ihnen Verzeihen, das Verhalten in der hingegen Gegenwart nicht. Nicht mehr. Ich kann nicht mehr, bin erschöpft.

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  21. Liebe Kathi,
    danke. Ja, ich hatte da wohl wirklich viel Glück im Unglück, das ich zu schätzen weiß. Meine Eltern sind nun beide nicht mehr am Leben. Heute stand ich an ihren Gräbern, zusammen mit einer guten Freundin der Familie. Meine Familienfreundin fragte mich, ob ich irgendeinen Groll hege gegenüber meinen Eltern. Nein, das tue ich nicht. An der Beerdigung meiner Mutter im Jahr 2017 hielt ich eine persönliche Rede, wo ich mich besonders an meine Geschwister wandte, sinngemäß mit den Worten: “Unsere Eltern waren wahrlich nicht perfekt, aber sie begingen ihre Fehler nicht im bösem Willen, sondern aus der Unfähigkeit heraus, es besser machen zu können. – Jetzt, wo wir selbst erwachsen sind und eigene Kinder großgezogen haben, erkennen wir, wie unmöglich es ist, keine Fehler zu machen. Es wird nie gut genug sein. Strenge ist nicht gut, allzu behütet ist nicht gut. Wir können nur versagen, wie unsere Eltern vor uns. Deshalb braucht es Vergebung und Verständnis angesichts unserer Unvollkommenheit. Unsere Eltern waren Kinder, die selbst zu kurz kamen, sie konnten nur weitergeben, was ihnen selbst zuteil wurde. Sie gaben ihr Bestes, das war nicht genug, aber unser Bestes ist auch nicht genug für unsere Kinder. Deshalb werden auch wir Vergebung von unseren Kindern brauchen, um bei ihrem Erwachsenwerden vor ihnen zu bestehen.” Meine Geschwister nickten mir zu und ich erzählte ihnen aus der Biografie unserer Mutter, die sie vor ihrem Tod für mich verfasste auf meine Bitte hin, nämlich wie sie nie eine Kindheit hatte, ihr Vater sein ganzes Vermögen verlor, sie selbst als Kind ihre kranke Mutter betreute und nach ihrem Tod eine bösartige Stiefmutter erhielt, die ihren Vater in den Tod trieb und sie um ihr Erbe brachte. Sie gab ihr Bestes für unsere Familie, aber auch sie versagte, weil sie nie gelernt hatte, wie es ist, umarmt und geherzt zu werden. Auch mein Vater hatte keine wirklich liebevolle Kindheit, ich habe seine Familie kennengelernt, ein Natternnest bis auf ein paar Ausnahmen. So gesehen kamen meine Eltern mit wenig Wissen über Familienwärme mit uns klar, haben uns versorgt und erst mit der Zeit gelernt, unsere Bedürfnisse wahrzunehmen, weil sie zuerst lernen mussten, wie das geht. Erst durch uns Kinder haben sie das teilweise gelernt und zuerst sehr viel falsch gemacht. Deshalb ja, ich habe ihnen verziehen, weil ich ihre Überforderung erkenne und anerkenne, inwiefern sie sich bemüht hatten und bereit waren, sich weiterzuentwickeln, mit uns Kindern zusammen. – Ich weiß, nicht alle Eltern sind dazu fähig, aber sind wir es WIRKLICH ausreichend? Alles Gute, Evelyne

    Antworten
    • Liebe Evelyne,

      Ja, du magst recht haben, dass auch wir vergeben müssen…Der Unterschied ist aber, dass ich mit Ignoranz erzogen worden bin und meine jüngere Schwester mit Aufmerksamkeit überhäuft worden ist (Vater Narzisst, Muter Co-abhängig und psychisch instabil)–ich erziehe meine Kinder mit vieeeeeel Liebe und Respekt, was ich nie kennengelernt habe als Kind und daher denke ich, dass jeder der WILL sich ändern kann…Deine Eltern haben ihre Fehler eingesehen, was natürlich eine super Lage für alle geschaffen hat hin zur Versöhnung….wenn man aber, so wie meine Herkunftsfamilie, IMMER die Schuld bei anderen suchst und nur mit verschränkten Armen, wie ein kleines Kind da stehst, sieht die Lage ziemlich aussichtslos aus, um überhaupt “vernünftige” Gespräche zu führen😕
      Ich habe irgendwann aufgegeben und es praktisch dem Schicksal überlassen, ob sie nochmal in mein Leben treten.
      Bis jetzt ist es natürlich nicht passiert und seit dem Kontaktabbruch habe ich nicht mehr diese innerlich Zerrissenheit!!!
      Geschichten, wie deine geben mir noch einen Funken Hoffnung, denn bekanntlich stirbt diese zuletzt…
      LG Kathi

      Antworten
  22. Liebe Evelyne,

    für dich freut es mich sehr, dass ihr trotzdem zueinander gefunden habt. Ich habe meiner Herkunftsfamilie praktisch 30 Jahre Zeit gegeben ihr Verhalten zu ändern- natürlich lag IMMER alles negative bei MIR!!! Ich habe immer wieder versucht ihnen klar zu machen, dass so keine Familie zusammenfindet. Irgendwann, selbst inzwischen eine Familie gegründet, hatte ich einfach keine Kraft mehr!!!! Es wird nur schlecht geredet über mich UND meine liebevolle Familie, wenn man sich mal zufällig trifft (selten!), werden auch die Enkelkinder komplett ignoriert 😞 Sie sind der festen Meinung, dass ICH auf sie zugehen MUSS!!! Die wenigsten sind wahrscheinlich so einsichtig wie deine Eltern es waren…

    Dir auch alles Liebe und Gute…

    Antworten
  23. Hallo zusammen
    Ich finde eure Beiträge sehr bewegend. Bei mir lief es etwas anders. Mein Vater war auch ein Patriarch, der eine Angstkulisse über die Familie errichtete, und es gab auch missbräuchliches Verhalten in der Familie. Das alles habe ich meinen Eltern ziemlich bald um die Ohren geknallt, noch bevor ich erwachsen war. Ich konfrontierte sie schonungslos damit, ohne sie zu hassen, ganz im Gegenteil zeigte ich ihnen meine Liebe, aber eben auch die harten Wahrheiten, was sie angerichtet hatten in der Familie. Und beide haben tatsächlich dazugelernt und ihren Schatten erkannt, auch wenn es ihnen schwerfiel. Es hätte aber nicht funktioniert, wenn da nicht auch viel Liebe zu mir dagewesen wäre. Ich denke, viele erwachsene Kinder gehen, ohne ihren Eltern diese Chance zu geben. Irgendwann später, wenn die Eltern zu alt werden, zu Demenz neigen etc., ist es zu spät. Das Loslassen ist einfacher, wenn alles gesagt ist. Klar kann man seine Eltern so früher verlieren, aber immerhin besteht dabei die Chance, noch eine echte, authentische Beziehung aufzubauen zu den Eltern, auf gleicher Augenhöhe, nicht mehr als Kind. Ich sagte meinen Eltern schon früh, dass ich nicht mehr ihr Kind bin. Sie können mich nur noch als ebenbürtige Freundin haben. Das Kind gibt es nicht mehr. Alles Liebe euch und viel Kraft, Evelyne

    Antworten
  24. Liebe Birgit,
    hast Du die email Deiner Tochter schon gelesen? Wenn sie endlich geschrieben hat, dann geht vielleicht Dein sehnlichster Wunsch heute in Erfüllung.
    LG
    Anna

    Antworten
    • Liebe Anna,
      ich bin mir gerade nicht mal sicher, ob ich dir heute schon geantwortet habe . Kann aber nichts finden. Meine Antwort kommt eh sehr spät. Entschuldige bitte. Ich las die Mail meiner Tochter und wünschte , ich hätte sie ungelesen gelöscht, aber ich habe ihr geantwortet. Ich werde versuchen ,ihre Endscheidung zu akzeptieren, auch wenn es mir das Herz zerreißt und ich es nicht so wirklich verstehe. Wie geht es dir?

      Antworten
  25. Der Blog hilft mir ungemein, ich danke Norbert und allen anderen Schreibern! Hätten meine Eltern nicht von sich aus den Kontakt abgebrochen, würde ich heute noch daran festhalten…
    Ich habe sie so enttäuscht weil ich als mein Vater sehr krank wurde selber in grosser Trauer und Starre war und mit 3Kindern, Job und Haus nicht alle zwei Tage angerufen habe…..
    Nun lerne ich, frei zu sein von ständigen Erwartungen und merke, dass es gar nicht normal ist, tagelang nicht mit meinen Kindern zu sprechen weil sie „unartig“ waren. Erst jetzt wo meine Kinder in der Jugendzeit sind, merke ich, dass ich sie als Mutter bedingungslos liebe und keine Erwartungen an sie hefte. Ich freue mich, wenn sie es mit meinem Mann gut haben und fühle mich nie ausgeschlossen wie das bei meiner Mutter der Fall war. Auch würde es mir nie in den Sinn kommen, die Geschwister gegeneinander aufzuhetzen weil es für mich als Mutter das schönste Gefühl ist, wenn sie es zusammen gut haben.
    Nun muss ich nur noch lernen, mich nicht schuldig zu fühlen….
    herzliche Grüsse und danke fürs Teilen eurer Geschichten!

    Antworten
  26. Guten Abend,
    ich stehe gerade als Mutter völlig neben mir. Ich habe ja seit 9 Jahren keinen Kontakt zu meiner Tochter. Hin und wieder schicke ich ihr eine Mail. Bisher kam nie eine Antwort.
    Heute traute ich meinen Augen nicht. Sie hat mir um 17.21 Uhr geschrieben.
    Ich habe sie bis jetzt nicht geöffnet. Die Angst lähmt mich. Ich weiß jetzt nicht mal , ob es richtig ist, das ich das hier schreibe. Bin völlig durcheinander. Danke fürs lesen.

    Antworten
  27. Vielen Dank für Ihre sehr interessante Sichtweise des Kontaktabbruchs Herr Rogsch. Ich selbst bin eines von 3 seelisch missbrauchten Kindern. Und bin bereits das 2. Kind, das den Kontakt zu den Eltern abbricht. Es ist ein langer, schmerzhafter weg, sich bewusst zu machen, dass jedes weitere Gespräch oder Treffen mit seelischen Schmerzen enden kann. Ich hoffe, dass ich meinen eigenen Weg so weitergehen und mich, sowie meine Kinder somit schütze.

    Antworten
  28. Liebe Gerda,
    es tut mir wirklich sehr leid, das von Ihrem Adoptivsohn zu lesen, wenn Sie sich einmal austauschen möchten, sehen Sie dort oben in meinem Kommentar meine emailadresse stehen.
    LG Anna

    Antworten
  29. Liebe Birgit,

    falls Du mit mir in Kontakt treten möchtest, lautet meine mailadresse: annahelene.reinhold@web.de.
    Ich empfinde es als sehr schmerzhaft, mit niemandem sprechen zu können, der den selben Leidensweg geht. Vielleicht geht es Dir ähnlich. Ich würde mich sehr freuen.

    Liebe Grüße Anna

    Antworten
  30. Liebe Birgit,
    vielen Dank für Deine lieben Worte.
    Ich wünsche Dir ebenfalls von ganzem Herzen, dass Du Deine Tochter bald wieder in die Arme schließen kannst.

    Ganz liebe Grüße
    Anna

    Antworten
  31. Liebe Anna,
    ich kann dich gut verstehen , ich wünsche dir aus tiefsten Herzen, das du deine zweite Chance bekommst.
    Es geht mir mit meiner Tochter ähnlich und auch ich hoffe, das ich eines Tages meine zweite Chance bekomme.
    LG Birgit

    Antworten
    • Liebe Birgit!

      Ich wohne in Österreich-in der Nähe von Graz. Ich habe einen Adoptivsohn, der den Kontakt nach 21 Jahren liebevollem Zusammenleben wegen seiner Freundin abgebrochen hat. Auch ich hoffe, wieder Kontakt zu ihm haben zu dürfen.

      Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen !

      Antworten
  32. Danke für den Beitrag. Ich bin eine betroffene Mutter.
    Ich habe mein Kind nie geschlagen, misshandelt oder ähnliches. Und trotzdem habe ich so viele Fehler gemacht. Wie oft war ich schroff und ungerecht, ungeduldig eigentlich immer, kritisierend, vorwurfsvoll, abwertend. Die Zeit kann ich nicht mehr zurückdrehen. Ich verstehe meinen Sohn. Es war nicht der eine schlimme Moment, es waren tausende zerstörerische Momente. Ich und nur ich, bin die Alleinschuldige. Ich habe meinem Sohn einen Brief geschrieben, in dem ich ihn um Vergebung bitte, in diesem Brief nehme ich die 100 prozentige Verantwortung auf mich.
    Ich erhoffe mir Vergebung – irgendwann. Ich bin ein Mensch, ich habe Fehler gemacht, ich bete für eine zweite Chance.

    Antworten
    • Liebe Anna Helene,

      ich bin ein betroffenes Kind und Mutter. Meine Kindheit war eine Katastrophe. ….unehelich geboren und dann auch noch Zwillinge ! 1964 ein no go. .. die ersten zwei Jahre haben uns die Großeltern behütet. Dann hat unser Mutter geheiratet und wir bekamen eine Halbschwester , ab da hatten wir uns ( Zwillingsschwester ) und ich nur noch uns Beide. Schläge und Geschrei war an der Tagesordnung auch gegenüber unserem Stiefvater machte meine Mutter nicht halt.
      Alles war gut….wenn wir in ihrem Sinn funktionierten. Ich bin dann nach einem banalen Vorfall mit knapp 18 Jahren verprügelt und vor die Tür gesetzt worden. Mit den Worten ” hätte ich Euch nach der Geburt doch gleich an die Wand geklatscht. Mein Freund und meine späteren Schwiegereltern mich dann bei sich aufgenommem. Mit 18 habe ich ihn dann geheiratet, leider war auch die Ehe nicht ohne Gewalt, mein inzwischen Ex-Mann ist ein Narzisst. Mein Sohn, ich habe nur ihn, hatte keine schöne Kindheit. Auch hier gab es viele Schläge und eiskaltes Schweigen. Wer in keiner narzisstischen Beziehung war, weiss nicht wie schwer es ist sich zu trennen. Ich bedaure zu tiefst, meinem Sohn das angetan zu haben, so lange gebraucht zu haben mich zu trennen. Als mein Sohn dann ” sicher ” war , einen guten Job eine Wohnung und Freundin hatte habe ich mich getrennt. Was folgte war eine sehr hässlicher Scheidungskrieg. Ich bin dann nach langem hin und her in die frei gewordene Eigentumswohnung meiner Schwiegertochter gezogen. Nun ,ab da ging es mit der Beziehung mit meinem Sohn und mir bergab. Immer musste ich mir von der Mutter meiner Schwiegertochter anhören, wie dankbar ich doch sein müsste in der Wohnung wohnen zu dürfen……. ( nicht Mietfrei , die Miete war nicht ohne ) . Dem Druck wollte ich nicht mehr standhalten und bin ausgezogen. Ich bin dann in eine kleinere Wohnung gezogen näher an meinem Sohn und den Schwiegereltern meines Sohnes. Dann wurde meine Enkeltochter geboren. …. ich habe mich so gefreut. Nun es kam alles anders, ich wurde nur gebraucht zum Babysitten wenn Sohn, Schwiegertochter und ihre Eltern zusammen aus waren. Eingeladen wurde ich nur wenn es nicht anders ging. Treffen mit meinem Sohn und Enkeltochter wurden in letzter Minute abgesagt oder auch gar nicht. Es ist dann so oft vorgekommen das ich keine Einladungen mehr ausgesprochen habe. Ich habe mich zurück gezogen. Als es darum ging , das Alle ( Sohn, Schwiegertochter und deren Familie ) gemeinsam in den Urlaub fahren wollten, sollte ich während dessen die Haustiere versorgen. Ich habe Nein gesagt…….war dann eine Katastrophe. …..mir wurde dann von meinem Sohn vorgeworfen ich wäre nicht Familienkompathibel…. und er wäre jedes Mal froh gewesen, wenn ich bei Familienfeiern endlich wieder gegangen sei , da ich ja eine schlechte Stimmung verbreitet hätte.
      Dann wurde das Sparbuch das ich für meine Enkelin angelegt hatte aufgelöst , das Geld samt meinem Hausschlüssel in den Briefkasten geworfen und geschrieben, mit mir möchte man nichts mehr zu tun haben. Seit dem habe ich nichts mehr von meinem Sohn gehört. Das ist jetzt drei Jahre her. Inzwischen bin ich in eine andere Stadt gezogen und fühle mich seither befreit.
      Ich vermisse meinen Sohn und Enkelin. … den Stess mit nichten. Ich bin endlich frei und kann mein Leben in Ruhe und mit Zufriedenheit leben. Vielleicht eines Tages sehen wir uns wieder, wenn wir uns gegenseitig Vergeben können. Fehler macht nicht nur eine Seite, dessen sollten wir uns alle bewußt sein.
      Alles Gute für Euch alle.

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  33. @ Katharina ( Kommentar vom 7.1.’19)

    Danke! Ja, genauso schaut es aus. Habe schon kommentiert hier und freue mich über alle, die verstehen und sehen können.
    Mir geht es ähnlich wie Ihnen.
    Keine grausige aber durchaus negativ prägende Kindheit durch die Eltern, die es zwar selber nicht leicht hatten, aber erwachsen waren als sie Eltern wurden und denen es nicht verboten gewesen wäre zu reflektieren und an sich zu arbeiten.
    Hammse nich. Und wer macht jetzt die Therapie die SIE eigentlich nötig gehabt hätten damals? IIIIICH.

    Ich bin auch Mutter einer ebenfalls 6jährigen und ich sehe es wie Sie: Streit gibt es. Ja. Und ich schaffe es auch nicht immer so zu handeln wie es richtig wäre. Ich entschuldige mich aber. Genau. Wir reden darüber. Wir klären wie und warum Streit war und schauen, wie wir es nächstens besser machen können. Und ja! Gefühle der Kinder wahrnehmen. Und ja, diese Gefühle sind manchmal überfordernd und passen einem so gar nicht in den Kram. Aber dafür ist man Mama: um zu helfen, mit diesem Gefühl klarzukommen.
    Damit nämlich der Knirps nicht später selbst mit einer Therapie Hilfe braucht wegen der eigenen Eltern.

    Antworten
  34. Lieber Norbert,

    vielen Dank für diesen wunderbaren Artikel. Und die Vielzahl von Kommentaren von Menschen, denen es genauso zu gehen scheint wie mir selbst. Es fühlt sich wie ein Tagebuch an, wenn ich diese Seite hier durchlese. Schön und traurig zugleich, wie vielen von euch es so ergangen ist wie einem selbst. Ich stehe zur Zeit in tiefem Konflikt mit mir selbst, ob ich diesen Schritt gehen will. Auch in Anbetracht noch kommender Kinder und dem Wunsch den Kontakt zu den Großeltern aufrecht zu erhalten. Doch vielleicht ist das auch das besagte In-Schutz-Nehmen und die Angst die eigenen Eltern “im Stich zu lassen” – dieses komische Gefühl, das man nun einmal hat – selbst als lebenslang geschädigtes Kind.

    Danke

    Antworten
    • Lieber Otto,
      ich weiß deine Zeilen sind schon eine Ewigkeit her. Wie geht es dir denn inzwischen mit deinen Eltern? ich kann deine Zweifel gut verstehen. Ich bin als Kind emotional und körperlich von meinen Adoptiveltern missbraucht worden , doch ich habe es nie geschafft , den Kontakt wirklich abzubrechen , nicht mal über den Tod hinaus. Ich glaube, das muss jeder für sich selbst wissen , denn es ist und bleibt eine schwere Entscheidung.
      Alles Gute für dich lieber 0tto.
      LG Birgit

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  35. Danke für diesen tollen Artikel. Ich habe selbst den Kontakt abgebrochen und in meiner ex Familie bin ich die Irre Kranke, die in eine Klinik gehört, um normal zu werden…. Sie haben kein Schuldempfinden, Ich bin der Täter und sie die Opfer. Ich bin 850 km weit weggezogen, um ihren Übergriffigen Verhalten mir gegenüber zu entkommen, dennoch haben sie noch versucht mir mit Lügen die Kinder weg zu nehmen. Ich gehe sehr offen damit um, dass ich den Kontakt abbrach und auch mit den Gründen, denn ich hoffe, dass ich damit die Sicht des Umfeldes etwas relativieren kann. Nicht nur einseitig die Eltern bedauern, denn der Entschluss, die Famile zu verlassen ist keine Kurzschluss Entscheidung oder weil es gerade mal in ist. Ich habe zum Beispiel vier Jahre vor dem endgültigen Kontaktabbruch einen Brief geschrieben in dem Stand wie ich mich als Kind fühlte, was ich mir gewünscht hätte und all das hat Sie als Quatsch abgetan und meine Gefühle negiert. Eindeutiger hätte ich sie nicht draufstossen können und dennoch hat sie keine Verantwortung übernommen, nichts getan, um an unserer Beziehung zu arbeiten… Jetzt lebe ich frei und selbstbestimmt und ich muss nicht mehr ihr alles recht machen….

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  36. Liebe Sunny,
    ich erkenne mich in deinen Worten und deiner Geschichte wieder.
    Wahnsinn das man diesen *Missbrauch* erst so spät erkennt und das es uns doch so schwer fällt diesen durch Kontaktabbruch zu beenden.
    Ich habe es jetzt seit 3 Monaten geschafft…
    …und ich bin tatsächlich erschrocken wie gut es mir ohne meine Eltern geht. Ich habe durch unterschiedliche Aussagen meiner Eltern gedacht/gelernt, ich werde es niemals ohne sie schaffen bzw. es wird mir nie gut gehen.
    Leider habe ich immer wieder massive Schuldgefühle und denke mir, wäre ich einfach etwas tolleranter, dann hätte ich noch eine Familie.
    Naja…jetzt muss ich mich selbst erstmal kennenlernen 🙂

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  37. DANKE!!! Für *jedes*einzelne*Wort!!! Das ist mir so aus der Seele gesprochen, es tut so unendlich gut, zu sehen, dass man nicht alleine ist mit dieser verstörenden Erfahrung: Endlich tiefgreifend zu realisieren, wie unendlich krank das System ist, in dem man noch mit Mitte 40 gefangen ist, weil man das Gift sprichwörtlich mit der Muttermilch aufgesogen hat, das einem als Liebe deklariert wurde. Ich habe den Selbsthass und die Selbstverachtung dermaßen verinnerlicht, dass ich, obwohl ich mittlerweile *sehe*, was da los war und ist, mich als völlig unzulänglich, schlecht und böse fühle, weil mein Inneres sich vehement gegen diese “Liebe” wehrt. Wenn Mama sagt, dass sie mich liebt, dann muss das ja die Wahrheit sein, ich muss also falsch sein, wenn ich vor ihrer Liebe eine entsetzliche Angst habe.
    Meine Rettung war es, kürzlich endlich den Kontakt abzubrechen – nur so ist es mir ganz ganz langsam endlich möglich, in kleinsten, ungeheuer schmerzhaften Schrittchen meine eigene Seele aufzuspüren und ihr endlich mit Liebe zu begegnen.
    Ich weiß, dass meine Mutter selbst ein Opfer ist – aber nicht ich kann sie retten. Sie müsste es endlich wagen, in den Spiegel zu sehen und sich Hilfe suchen. Mir hatte sie die Aufgabe zugedacht, vom ersten Moment meiner Existenz an, dass ich sie retten sollte – ich fühle mich bis zum jetzigen Zeitpunkt entsetzlich schuldig, nicht so zu sein, wie ich sein sollte, und entsprechend völlig wertlos. Obwohl ich als Erwachsene *weiß*, dass ich diese Aufgabe nie erfüllen konnte, habe ich das dermaßen verinnerlicht, dass ich nichts anderes fehlen kann als Schuld. DAS ist Missbrauch!!!!!!!!!

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  38. Norbert, Sie haben absolut recht mit ihrem Beitrag. Ich habe schon als Kind mit 10 Jahren darauf gewartet, endlich 18 zu sein um aus dem Elternhaus raus zu kommen.
    DIe ganze Geschichte breite ich hier nicht aus, damit habe ich mich lange genug befasst und es wäre einfach nur eine Textwand die keiner lesen möchte.

    Der Kontaktabbruch ist das beste, was ich je getan habe. Es ist 2 Jahre her, ich bin 25 und habe mich noch nie so frei gefühlt. Meine Eltern stehen für eine Denkweise die irgendwo in den 1950ern stehen geblieben ist. Gewaltsame Erziehung, 68er völlig an ihnen vorbeigegangen, der “Russe” ist noch immer böse. Wenn Du nicht dem Klischeebild des Mannes entsprichst, bist Du “minderwertig”. Das volle Programm eben. Es klingt absurd, aber es ist wirklich so.
    Ich habe mir die Frage gestellt: Wenn ich dieses ältere Ehepaar als fremde Person kennen lernen würde, würde ich mit ihnen und ihrer Denkweise zu tun haben wollen? Nein. Erbgut hin oder her, ich habe dort nichts mehr verloren und das ist gut so.

    Antworten
  39. Ich sage hier noch einmal lieben Dank für all die Kommentare, all die Rückmeldungen und alle die sich hier mit ihrer Geschichte, mit ihrem Schmerz, mit ihrer Zerissenheit, mit ihrem Leiden und mit ihren Gedanken gezeigt haben und die mich hier und da sehr berührt haben. Ich denke es ist auch anderen Lesern so ergangen und finde ich es sehr hilfreich. Danke. Ich denke uns wird immer mehr das Ausmaß bewusst, wie viele Kinder unter ihren Eltern gelitten haben und immer noch darunter leiden.
    Mein tiefstes Mitgefühl für alle zerbröselten erwachsene Kinderseelen und dass sie sich hier in meinem Blog vielleicht etwas mitfühlend verstanden, gesehen und gehört fühlen.

    Auf dass bei jedem von uns ALLES wieder gut und heile wird.

    Liebe Grüße
    Norbert

    Antworten
  40. Eine sehr gute Beschreibung, danke!!!! Man fühlt sich verstanden. Viel zu wenige Menschen wissen, das es sehr destruktive Elternhäusern gibt, die nach Außen normal wirken. 🙁

    Meine Narzisstische Adoptivmutter erzählt anderen heute, ich hätte wieder Kontakt zu meiner leiblichen Mutter. Was nicht stimmt, aber so muss sie die Wahrheit nicht erklären. Meine Geschichte und Aufarbeitung steht hier: https://nichtgeliebteskind.jimdo.com
    LG Sabine

    Antworten
  41. Liebe Anne,

    Ich kann mich Sofia nur anschließen!!!
    JEDER trägt die Verantwortung nur für sich selbst!!!
    Schau, dass Du ein glückliches Leben führen kannst, auch mir gelingt das dank Therapie… Die letzten Jahre haben mir immer mehr die Augen geöffnet und heute WEISS ich, dass ich nicht schuld war/bin, diese Erkenntnis hat mir sehr geholfen!!!!!
    Dir wünsche ich viel Kraft und Optimismus… 😊
    Liebste Grüße

    Antworten
  42. Liebe Anne Du hast mein tiefes Mitgefühl, Dein Bericht berührt und rührt mich wegen der vielen Parallelen, ich weiss, was es bedeutet, wenn man schon als Kind Verantwortung für seine Mutter übernimmt und für ihr Glück zuständig ist. Ich habe mich nach 65 Jahren verweigert, weil ich endlich mein Leben in Frieden leben will. Das gelingt mir Dank Traumatherapie jeden Tag besser.

    Du hast alles richtig gemacht, man darf sich von Menschen entfernen, die einem nicht gut tun und jeder Mensch ist für sich allein verantwortlich. Wir sind nicht auf dieser Welt, um unsere Mütter zu retten!

    Ich wünsche Dir Kraft und Zuversicht auf Deinem Weg.

    Antworten
    • Liebe Sofia,
      Danke für deinen Zuspruch. Ich verheddere mich noch immer heillos in Gedanken über die Frage wofür trage ich Verantwortung oder gar Schuld, bzw. wofür nicht. Ich zweifle immer wieder an meiner eigenen Wahrnehmung, meinen eigenen Gefühlen, meinen Erinnerungen, misstraue mir selbst. Viele Kilometer räumlicher Trennung, Kontaktabbruch und Tod schaffen es nicht, die tief in uns verankerten und verinnerlichten familiären Einflüsse und Prägungen auszuhebeln, sie sind ein Teil von uns selbst geworden. Auch ich nehme seit etlichen Jahren therapeutische Hilfe in Anspruch, um endlich (ich bin 59) zu mir selbst, meinem eigenen selbstbestimmten Leben und innerem Frieden zu finden.

      Lieber Norbert Rogsch, vielen Dank für die Möglichkeit des Austauschs hier im Blog.

      Antworten
  43. Seit Tagen durchforste ich das Netz nach Foren, Erfahrungsberichten, Selbsthilfegruppen o.ä. zum Thema Kontaktabbruch – für mich ist das seit 5 Jahren ein brennendes Thema, und gerade in den letzten Tagen hat es mich wieder gnadenlos eingeholt. Der erste Gedanke beim Erwachen, der letzte beim Einschlafen.
    Ich wuchs in “der perfekten” Familie auf. Dazu gehörte unter Anderem auch, dass Männer im Allgemeinen und Väter im Besonderen auf Abstand gehalten wurden. Eine lebenslange symbiotische Nähe zwischen Töchtern und Müttern war/ist das unantastbare und unhinterfragte Ideal. Auch ich habe es Jahrzehnte lang nicht hinterfragt. Dass ich mich in dieser “wunderbaren” Familie nicht wohlgefühlt habe, jeder Aufenthalt im Schoß der Familie für mich mit den Jahren mehr und mehr zur Qual wurde, habe ich darauf zurückgeführt, dass ich komisch, undankbar, uneinsichtig, irgendwie “falsch” bin. Ich habe mich dafür zutiefst geschämt und habe mich schuldig gefühlt.
    Vor gut 5 Jahren habe ich beim Besuch meiner Mutter, für mich vollkommen überraschend und gleichzeitig absolut zwingend, von einer Sekunde auf die nächste die Entscheidung getroffen, den Kontakt zu ihr abzubrechen. Bis zu diesem Augenblick war mir diese Möglichkeit nie in den Sinn gekommen, ein vollkommen undenkbarer Gedanke. Von diesem Moment an war es für mich undenkbar, den Kontakt nicht abzubrechen, weiterzumachen wie bisher. Es dauerte noch 5 Monate, mit vielen faulen Ausreden, warum ich meine Mutter nicht mehr besuche, bis ich meinen unverrückbaren Entschluss in die Tat umgesetzt habe. Ich habe meine Mutter schriftlich an Dinge erinnert, die mich bis heute schwer belasten, die mich sehr ungut geprägt haben und die in ihrer Verantwortung als Mutter lagen. Auch habe ich ihr mitgeteilt, dass ich den Kontakt zu ihr abbreche. Am folgenden Tag hat sich meine Mutter das Leben genommen. Ich war zuständig dafür ihrem Leben einen Sinn zu geben, es für sie lebenswert zu gestalten. Ich habe meine Aufgabe und Pflicht als Tochter nich erfüllt und wurde abgestraft.
    Wenn ich mich heute frage, was ich damals hätte anders machen können, weiß ich es nicht. Ich sehe keine Alternative.

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  44. P.S.: Ganz vergessen: Danke, lieber Blogger Norbert für diesen Beitrag. Ich stecke momentan in einer besonders tiefen Krise und Beiträge wie dieser geben einem wenigstens das Gefühl, nicht alleine zu sein und vor allem, dass man nicht ( wie man es jahrzehnte lang vermittelt bekam) falsch liegt, sich anstellt, undankbar ist, unverschämt etc mit seinem Standpunkt. Danke!! Da schreibt jemand mit wirklich Ahnung von der Situation.

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  45. Ich fühle mich hier sehr verstanden. Ich habe seit ca. meinem 14. Lebensjahr ( wenn nicht schon seit vorher ) Angststörungen, Depressionen, Essstörung, soziale Probleme. ->In der Summe Nebenerscheinungen meiner Borderline-Störung.

    Ich leide viel unter dem, was ich in meiner Familie nie bekommen habe. Nie mehr bekommen kann. Immer gebraucht hätte. Darunter, dass meine Gefühle mir als nicht richtig vermittelt wurden anstatt sie zu respektieren und mir damit zu helfen. Darunter, dass meine Grenzen nicht gewahrt wurden. Darunter, dass meine Eltern selbst kleine Kinder sind, die sich gegenseitig schlecht und respektlos behandeln. Mich in ihre Streitigkeiten hineinzogen, mich als Partnerersatz sahen. Dass sie gesehen haben, dass es Probleme für mich gibt, aber nie bei sich und ihrem Verhalten gesucht haben weil sie nicht in Lage sind zu reflektieren.
    (Ich habe selbst eine kleine Tochter und weiss wie schwierig man es als Eltern oft hat. Und ich gucke aber hin. Ich bin auch nicht perfekt aber ich bemühe mich hinzusehen und auch zu ergründen ob ich vielleicht dazu begetragen habe wenn irgendwas nicht gut läuft).
    Meinem Bruder geht es mit meinen Eltern ähnlich.

    Ich fühle mich von meinen Eltern um vieles betrogen. Vieles was ich jetzt mit 38 nicht mehr bekommen kann. Nur für mich selbst irgendwie ersatzweise durch Therapie versuchen kann zu erlernen. Es tut weh. Ich kann oft nicht aussprechen wie weh es tut. Und wie weh all die Folgen tun.
    Ich finde man sollte schon immer versuchen alle Beteiligten zu verstehen. Die Hintergründe zu sehen und dass vieles nicht absichtliche ist etc und ich verstehe wenn viele hier vielleicht schreiben, dass man doch den Eltern nicht alles in die Schuhe schieben kann und es sich damit leicht machen kann etc. Das mag alles stimmen. Und gleichzeitig DARF MAN SEINE ELTERN FÜR DINGE, DIE SIE EINEM WÄHREND DER KINDHEIT ( WENN AUCH UNBEWUSST) SEELISCH FÜR IMMER EINGEBROCKT HABEN HASSEN. Ja das darf. Man. Von ganzem Herzen. Weil man verdammt nochmal SELBER NOCH WENIGER, NÄMLICH GAR NICHTS DAFÜR KANN!!!
    I

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  46. Hallo Natalie,
    danke für deine Nachricht. Mit jemanden zu sprechen, der in einer ähnlichen Situation ist, tut gut…die Person kann das halt nochmal anders nachempfinden.
    Spannend, ich bin auch Einzelkind.

    Meine Mutter sucht gar nicht unbedingt den Kontakt zu mir, ich habe das Gefühl sie fühlt sich in ihrer „Opferrolle“ als „verlassene“ Mutter ganz wohl. So erzählt sie es auch immer und bekommt von Arbeitskollegen, Nachbarn usw. Mitleid.
    Ich bekomme immer wieder Schuldgefühle, melde mich und sie drückt mir halt verletzende Sprüche die mich aus der Bahn werfen. Ich habe den Eindruck sie möchte ihre eigene Verletzung und Wut an mir auslassen. Früher hat das halt auch gut geklappt, da habe ich Angst bekommen und bin schnell wieder hingefahren.
    Ich habe meiner Mutter versucht zu erklären was ich fühle und denke und was sie mit manchen Aussagen in mir auslöst…aber wir drehen uns im Kreis. Aussagen wie „es geht immer nur um dich“, „siehst du auch mal wie ich mich als deine Mutter fühle“, „du denkst für mich mit, das war schon immer dein Problem“ lassen mich aufgeben und überfordern mich – Schuldgefühle nach den Telefonaten!!
    Bei meiner Familie mtl. Seits bin ich das schwarze Schaaf…meine Familie steht auf der Seite meiner Mutter, sie sagen man muss alles für seine Familie tun. Meine Muttet meinte zu mir, ich habe ihr gezeigt das mir Familie nichts bedeutet (durch mein Verhalten)…und das stimmt nicht, denn ich wünsche mir nichts mehr als eine Familie 🙁
    Ich bin mir halt immer noch unsicher ob meine Wahrnehmung falsch ist, ich zu sensibel bin und meinen Eltern Unrecht tue…
    Ein Dilemma :/

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    • Liebe Ina!
      Was Du da schreibst, Dein Wunsch nach harmonischer Familie, Deine Erwartungen die ständig wieder enttäuscht werden, dass Deine Mutter Dir ein schlechtes Gewissen macht und nicht merkt, dass Du das Gefühl hast Deinen Eltern nicht zu genügen etc.
      Das sind ganz grausame Zustände.
      Ich habe ähnliches erlebt.
      Das ist hundsgemein und so bezeichnend: Hätten sie Dir nie das Gefühl vermittelt, dass Du ihnen nicht genügst, dann hättest Du jetzt nicht das Bedürfnis dan Kontakt abzubrechen. Genau was Norbert auch beschreibt.
      Und ganz gemein, dass Dir vermittelt wird, Deine Wahrnehmung wäre falsch. Nö! Du äusserst ja ganz klar Deine Gefühle und: GEFÜHLE SIND N I C H T FALSCH! Sie sind DA und sie sind WAHR! BASTA! Das gleiche Problem habe ich mit meinen Eltern. Mir immer zu sagen, meine Gefühle/Wahrnehmung wären falsch. Davon habe ich: eine Persönlichkeitsstörung, mangelndes Selbstbewusstsein, mangelnde Orientierung in mir selbst. Leide arg darunter.
      Das ist grausames und stark abwertendes Verhalten Deiner Eltern.
      SIE sind es. Nicht Du!
      Ich habe den Kontakt zu meinen Eltern bisher nicht abgebrochen. Ich lasse sie allerdings an meinem emotionalen Leben nicht mehr teilhaben….naja ich versuche es zumindest.

      Bleib bei Dir und lass Dir nichts über Deine Gefühlswelt und Deine Wahrnehmen erzählen.
      Sitzt Du in Dir drin oder Deine Eltern?
      Du bist Du!
      Fühl Dich ganz arg verstanden.

      Antworten
  47. Hallo 🙂
    Ich glaube das ist der erste Artikel den ich kommentiere. …aber der Artikel hat meine Situation ziemlich gut beschrieben…
    …allerdings befinde ich mich noch in der ambivalenz – Kontakt ja oder nein?. Der Wunsch nach einer heilen & „perfekten“ Familie ist so groß, dass ich den Kontakt zu meinen Eltern immer wieder suche und mir dementsprechende „emotionale klatschen“ abhole. Unterschwellig kommen immer wieder emotional verletzende Sprüche meiner Eltern. Die dann gerechtfertigt werden mit Sätzen „bei dir muss man aber auch aufpassen“ oder „deine Wahrnehmung ist ne falsche“ oder „ich habe es provoziert“. Ich glaube ich entspreche einfach nicht den Erwartungen meiner Eltern.
    Ach wie gerne würde ich hier alles los werden wollen, aber ich denke das sprengt den Rahmen 😉
    Fazit: ich habe massive Schuldgefühle. Ich gebe mit dir Schuld das das Verhältnis zu meinen Eltern kaputt ist und ich es hätte verhindern können, wenn ich ein gutes Kind gewesen wäre. Seit 3 Jahren versuche ich den Kontakt abzubrechen und spreche das aus was ich denke/fühle – ohne Verständnis von meinen Eltern. Aussagen wie „du wolltest schon immer mit dem Kopf durch die Wand“ oder „wir haben dir als Eltern noch nie gepasst“, „unser Mutter/Kind Verhältnis ist schon lange kaputt“, „bei anderen bist du immer das nette Kind, nur bei uns nicht“ höre ich oft in Diskussionen. Den Anteil den sie zu unserer Situation beitragen sehen sie nicht, sie sagen ganz klar sie sehen keinen – ich bin schwierig!
    Meinen neuen Partner können sie nicht leiden bzw das sagen sie nicht, sie sagen immer „wir kennen ihn nicht“ und geben mir damit das Gefühl ich bin Schuld das sie ihn nicht kennen. Eigentlich haben sie das Gefühl ich distanziere mich wegen ihm, was aber nicht im Ansatz der Wahrheit entspricht. Naja, wie auch immer…meine Mutter sagt ich habe alles kaputt gemacht und sie versteht nicht warum ich das tue, denn sie hat immer alles für mich gemacht, war für mich da und ich bin so gemein. Sie spricht von Scham und Verletztheit.
    Wenn wir Kontakt haben geht er maximal zwei Woche gut, dann ist wieder irgendwas…sie spricht wieder an was alles kaputt gegangen ist in den 3 Jahren usw.
    Ich bin ziemlich verzweifelt!!!

    Antworten
    • Hallo Ina, du MUSST den Kontakt abbrechen sonst gehst du zugrunde. Hört sich lapidar und einfach an, ist der einzige Ausweg. Ich spreche aus Erfahrung, Norbert‘s Artikel bringt es wirklich auf den Punkt. Seit Mai 17 arbeite ich w, 47, Einzelkind , Vater Juli 16 an Krebs gestorben, am Kontaktabruch zu meiner Mutter. Es ist sooo schwer und tut soo weh, wird aber immer besser. Ich möchte die Geschichte hier nicht ganz erzählen, kostet mich zu viel Energie und sprengt auch den Rahmen. Nur so viel : Meine Mutter lässt mich nicht in Ruhe ! Der Wahnsinn , immer versucht sich mich zu kontaktieren, ruft meine Mann in der Firma an , wir haben nach Telefonterror die Nummer geändert, Türschloss gewechselt …. du siehst ne riesen Baustelle, aber ich lebe noch ! So schön und glücklich wie noch nie in meinem Leben! Welch Befreiung! Mache diesen Schritt, wage es du wirst belohnt. Wünsche dir alles gute

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  48. Hallo Norbert, hallo liebe Mitleser!
    Vor einem Monat war es soweit, ich habe den Kontakt zu meinem Vater, meine Mutter lebt nicht mehr, abgebrochen. Dies war ein Schritt, den ich vorher nie für möglich gehalten habe. Ich bin aufgewachsen mit der Gewissheit, meinen Eltern gegenüber eine Verpflichtung erfüllen zu müssen.
    Es gab eine letzte Eskalation, nachdem mein Vater mich auf meiner Arbeitsstelle bereits zum zweiten Mal in Verlegenheit brachte, so dass ich mich vor unseren Kunden, meinen Kollegen und letztlich auch vor meinem Arbeitgeber schämen musste. Meine Arbeitsstelle ist ein kleines Unternehmen mit Kundenverkehr, das meinem Vater früher einmal gehörte, dann aber an meinen jetzigen Arbeitgeber verkauft wurde. Da ich die leidvolle Erfahrung gemacht habe, dass ein falsch formulierter Satz zu einem Drama führt, entschied ich mich, eine vorsichtige Bitte zu formulieren, er möge dies doch künftig unterlassen, da ich meine Arbeit behalten möchte. Aber es hat nichts gebracht, die Situation endete wieder in einem Desaster. Er fühlte sich angegriffen und kritisiert und wollte nicht verstehen, was er angerichtet hat. Es ging schließlich so weit, dass mein Vater mich bei zwei folgenden Familientreffen wie Luft behandelte, so, als wäre ich nicht im Raum. Er wartet sicher darauf, dass ich demütig angekrochen komme, wie es so oft in meinem Leben der Fall war, obwohl es an ihm gewesen wäre, den ersten Schritt zu tun. Ich bin nun seiner Meinung nach in der Bringschuld. Aber um die Gesundheit meiner Seele zu bewahren musste handeln. Vor wenigen Jahren litt ich an Depressionen, mein Vater hat eine sehr große Aktie daran, was auch mein Arzt bestätigte. Das möchte ich nicht noch einmal erleben! Ich stieß schließlich auf diese Seite, erfuhr von Schicksalen, die meinem ähneln, und ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass ich etwas ändern kann. Ich war eine Woche im Urlaub, dachte bei langen Wanderungen viel nach, und plötzlich war alles so klar. Ich muss den Kontakt abbrechen!
    Ich habe seit Jahren jede Woche bei meinem Vater geputzt, ihm immer geholfen, ob es nun auf dem Friedhof, im Garten oder sonst wo war, und ich habe ihm jede Woche Gesellschaft geleistet, manchmal alleine, manchmal mit Familie. Diese Abende waren meist geprägt von Frust, Selbstmitleid, negativer Stimmung. Mein Vater hat zwar eine Herzerkrankung, aber er kann sich bewegen, mit dem Auto fahren, seinen Einkauf erledigen, im Garten arbeiten, den Hund meiner Schwester ausführen, sein Essen zubereiten, im Internet surfen…. Doch statt sich das Leben so schön wie möglich zu machen, jetzt, wo er im Ruhestand ist, sucht er nach Negativem, nach Fehlern, die sein Nachfolger macht, nach dem Haar in der Suppe. Versucht man, etwas Positives zu erzählen, hört er, wenn überhaupt, nur zwei Sätze lang zu, schaltet ab, wechselt das Thema, schaut genervt oder verlässt den Raum.

    Mein Vater hat in all den Jahren nicht ein einziges Mal “Danke!” gesagt oder mit anderen Worten seine Freude oder ein Minimum an Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht, dass ich für ihn (und früher für meine kranke Mutter) da war. Es war alles immer selbstverständlich, meine “verdammte Pflicht und Schuldigkeit”. Und das ist seit meiner frühesten Kindheit so. Nur wenn ich immer noch mehr Leistung (als andere) brachte, wurde ich überhaupt wahrgenommen. Als Kind, als Mensch wurde ich nie gesehen, meine Bedürfnisse ignoriert. Ich sehe heute noch traurig zu, wenn meine Kollegin Besuch von ihrem Vater bekommt, wie sehr Beide plötzlich strahlen und sich anlächeln.
    Doch von vorne:
    Mein Leben war bestimmt durch die Krankheit meiner Mutter. Sie erkrankte an Multipler Sklerose als ich neun Jahre alt war, meine Schwester war vier und wuchs größtenteils bei den Großeltern väterlicherseits auf, die sie sehr liebten. Für mich hatten sie leider nicht viel übrig. Meine Mutter wurde sehr schnell pflegebedürftig. Schon früh musste ich viel Verantwortung übernehmen, zu viel für ein Kind. Ich habe oft gehört, wie Menschen meinen Vater bewunderten, weil er seine Frau zu Hause pflegt und nicht in ein Heim gegeben hat, und das als selbstständiger Geschäftsmann in eigenem Unternehmen! Das ist zweifellos eine große Leistung, keine Frage. Aber wir Kinder? Danach wurde nie gefragt und unsere Leistung nicht gesehen. Mit 11 Jahren habe ich die meisten Pflichten im Haushalt (Fenster putzen, Wischen, Wäsche waschen und bügeln, Kochen und Backen uvm.) beherrscht und auch ausgeführt, meine Mutter konnte da schon nicht mehr laufen. Später musste ich sie auch heben, auf die Toilette, aus dem Rollstuhl, aus dem Bett… Heute habe ich schwere Skoliose. (Keine Frage, meinen Anteil bei der Pflege meiner Mutter, so schwer sie auch war, habe ich gern geleistet. Da habe ich ein ganz ruhiges Gewissen. Und ich würde es wieder tun. Jedoch möchte ich, dass auch meine Leistung gesehen wird.)

    In der Schule musste auch alles laufen. Selbst wenn ich eine Eins nach Hause brachte (Ich war eine sehr gute Schülerin!), aber nicht die volle Punktzahl erreicht hatte, gab es eine Rüge. Den Satz: “Was hat du denn da wieder falsch gemacht?” habe ich sehr oft gehört. Es war einfach nie genug, egal was ich tat. Ein Lob habe ich nur ganz ganz selten gehört. Sicher, es gab auch gute Dinge. Ich hatte immer Nahrung und Kleidung. Später hat uns mein Vater beim Hausbau auch finanziell unterstützt (und damit moralisch noch mehr abhängig gemacht), den größten Teil haben wir aber selbst finanziert. Und wo steht das Haus? Natürlich auf dem Nachbargrundstück! Somit waren wir stets verfügbar und unter Beobachtung und Bewertung. Für die Geld- Zuwendungen werde ich immer dankbar sein, weil wir ein schönes Zuhause haben. Daraus aber die Berechtigung abzuleiten, dass man sein Kind von oben herab oder schlecht behandeln darf, dass es stets verfügbar sein muss, wenn es etwas zu tun gibt, ist nicht richtig.

    Meine Schwester und ich wurden als Konkurrenten, Konkurrenten um die Gunst meiner Eltern, nicht als Geschwister, erzogen. Der einen wurde immer mitgeteilt, was die jeweils andere gerade besser gemacht hat. Das hat das Verhältnis zu meiner Schwester nachhaltig zerstört. Trotzdem ist sie bis heute die Lieblingstochter. Mein Vater gab ihr stets den Vorzug. Früher hat mich das sehr verletzt. Heute ist es mir egal.
    Ich könnte hier noch so viel berichten, dass es kaum zu glauben ist. Von Schlägen, von Demütigungen, von seelischer und moralischer Abhängigkeit. Ich hatte keine schöne Kindheit! Punkt! Sie war vorbei, als meine geliebte Oma (mütterlicherseits) sich wegen eines Mannes das Leben nahm, als ich zehn Jahre alt war und ein Jahr später meine Uroma starb, die den Tod ihrer Tochter nicht verkraftete. Als beide noch lebten, das war die einzige Zeit meiner Kindheit, in der ich mich geliebt und erwünscht gefühlt habe, nicht nur als funktionierende Arbeitskraft.
    Ich habe mich immer nach einem liebenden Menschen gesehnt, wurde zu früh schwanger von einem Mann, der mich nicht liebte. Ich war damals Student, das erste Mal von zu Hause weg. Da haben mich meine Eltern vor die Tür gesetzt, in einer Situation, wo man eigentlich jede Hilfe und ihre Liebe braucht. Erst als das Gerede der Leute zu groß wurde, holten sie mich zurück, mit der klaren Ansage, dass ich zu machen habe, was mir gesagt wird. Meinen Sohn hat sich mein Vater zum ersten Mal angesehen, als ich mit ihm schon fast zwei Wochen zu Hause war.
    Zum Glück traf ich meinen lieben Mann, als mein Sohn 2 ½ Jahre alt war. Mit ihm bin ich schon seit über 27 Jahren sehr glücklich verheiratet, meinen Sohn hat er akzeptiert wie sein eigenes Kind. Er hat in all den Jahren alles mit ertragen. Er hat mich nie gedrängt, eine Entscheidung gegen meine Eltern/ meinen Vater zu treffen, auch wenn er es sich insgeheim vielleicht gewünscht hat, da er auch wusste, wie hörig ich war und dass es mein Gewissen nie erlaubt hätte. Und doch haben wir uns auch gestritten, gerade wegen des Verhaltens meines Vaters.

    Ein großer Fehler meinerseits folgte, als ich, nachdem ich mein Lehrer- Studium abgeschlossen hatte, keine Anstellung in der Schule fand. Es war in der Zeit der Wende und Lehrer hatten Einstellungs- Stopp. Ich probierte Alternativen, die mir aber kein Glück brachten. Und dann machte ich eine weitere Fachschul- Ausbildung, um dann, ja, ihr ahnt es, im Geschäft meines Vaters zu arbeiten. Hier wurde mir von ihm auch gesagt, wie dankbar ich sein könne, dass ich aufgenommen wurde. Dabei war mein Vater ebenso Nutznießer dieser Situation, weil ich nicht nur meinen Job gut machte, von den Kunden und Kollegen gemocht wurde (und werde), sondern auch unliebsame Aufgaben übernahm, die eigentlich seine gewesen wären. Auch hier wurde meine Leistung nie anerkannt. Und ich war den Launen und Demütigungen erneut ausgeliefert, hatte dankbar zu sein. Mein Selbstbewusstsein tendierte gen Null. Berufliche Anerkennung erfuhr ich erst vom Nachbesitzer, der mir mehrfach zu verstehen gab, wie sehr er mich und meine Arbeit schätzt. Das war eine völlig neue Erfahrung!

    Ein letzter Gedanke noch: Mir wurde, größtenteils von Verwandten, erzählt, dass mein Vater so geworden sei, weil er eine lieblose und harte Kindheit hatte. Das stimmt auch und ist sehr traurig. Doch als Entschuldigung kann und will ich das nicht gelten lassen. Jeder erwachsene Mensch kann sich ändern, es besser machen und anders leben. Schließlich habe ich selbst auch entschieden, es bei meinem Kind besser zu machen, eine gute Mutter zu sein, es zu lieben und zu schützen, und vor allem, es als eigenständige Persönlichkeit zu respektieren und zu akzeptieren. Wir haben ein sehr schönes und vertrauensvolles Verhältnis zueinander. Ich liebe meinen Sohn über alles und ich weiß, dass er mich auch liebt. Und das ist das Schönste, was ich mir zwischen Eltern und Kindern vorstellen kann.

    Ich weiß, dass viele Menschen auf diesen Schritt mit Unverständnis reagieren werden, mir Undankbarkeit und Herzlosigkeit vorwerfen, aber ich kann nicht mehr anders. Und doch haben erstaunlicherweise schon Menschen, denen ich mich anvertraute, gesagt, dass sie sich wundern, dass ich es überhaupt so lange ausgehalten habe.

    Selbstverständlich wäre ich wieder für meinen Vater da, da kann ich nicht aus meiner Haut, wenn er mich wirklich braucht, wie ich immer für alle da war! Aber das kann nur geschehen, wenn es eine Begegnung auf Augenhöhe gibt. Ich würde gerne reden, aber mein Vater kann nicht zuhören. Und er will nicht sehen, nicht wahrhaben, dass auch er nicht frei von Fehlern und Schuld ist. Er ist in Vollbesitz seiner geistigen Kräfte. Er kann bewusst Entscheidungen treffen. Ich möchte endlich ein fröhliches und unbeschwertes Leben führen. Es wird Zeit, wenn man bald 52 Jahre alt wird…

    Wie es mir damit geht? Erstaunlich gut! Und ich habe diesmal kein schlechtes Gewissen…..

    Vielen Dank möchte ich noch für diese Seite sagen, die Erklärungen, die Kommentare, die aufmunternden Worte. Dadurch habe ich meinen Weg endlich gefunden!
    Danke Norbert!

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  49. Dieser Artikel bringt so einiges auf den Punkt !

    Aktuell haben wir genau diese Situation zwischen meinem Mann und seinen Eltern.
    Vor einiger Zeit hatte ich diese Sitauion zwischen meiner Mutter und mir.

    Ich habe all das also bereits hinter mir, wo mein Mann aktuell durch geht.

    Meine Mutter konnte nie wirklich Liebe und Nähe zulassen geschweige denn geben. Schon im Kleinkindalter fühlte ich Mitleid und Verantwortung für sie.
    Nach und nach hat sich herausgestellt, dass sie eine sehr betrügerische Ader hat, Menschen belügt, manipuliert, beklaut und betrügt. Auch mich und meine Schwestern.
    Es gab 8 Jahre keinen Kontakt nachdem sie meine Schwester und mich massiv vernachlässigte – da war ich 15 und meine Schwester 18. Ich kam ins Heim für knapp 2 Jahre. Das war meine Rettung!

    Nach 8 Jahren gab es dann einen Kontaktversuch ihrerseits, ich ging darauf ein. Ich hatte Hoffnung, dass wir ein einigermaßen “normales” Mutter-Tochter-Verhältnis aufbauen können. Stattdessen war ich sofort wieder in der Rolle der Mutter. Versuchte sie aufzubauen, sie in die richtigen Bahnen zu lenken, lieh Geld usw. Es war Jahre lang ein on-off das sehr Kräfte zehrend war.
    Schließlich konnte ich ihre betrügerische und berechnende Art nicht mehr ertragen und wollte schon gar nicht mehr davon betroffen sein.

    Nie hat sie einen Job verloren, weil sie kein Durchhaltevermögen hat. Nein! Es war immer der Arbeitgeber schuld!
    Wenn das Geld knapp wurde, präsentierte sie plötzlich einen neuen Partner nach dem anderen. Bis endlich einer zustimmte, dass sie sich bei ihm einnisten und sich von ihm aushalten lassen konnte.
    Und wenn diese Beziehung wie durch ein Wunder nicht klappte, dann wurde versucht so viel wie möglich aus dem Hausstand des Mannes zu Geld zu machen. Oder man ging einfach doch wieder zurück, weil das Amt nicht sofort eine Wohnung und den Lebensunterhalt auf dem goldenen Tablett servierte.

    Sie manipulierte mich bis aufs Letzte. Hielt mich warm für Situationen, in denen ihre Mitmenschen sie nicht mehr ertragen konnten oder wollten. Oder sich selbst einfach nicht mehr verarschen lassen wollten.

    Aufgrund einer Krankheit an der Bandscheibe schlug sie Alarm, evtl würde sie zum Pflegefall! Und dann wäre ja ganz klar, dass sie dann in unsere Nähe zieht, damit wir sie pflegen!

    Ich hatte irgendwann in jeder Sekunde das Gefühl, dass es gleich bei uns Zuhause klingelt und sie mit einem Koffer vor der Tür steht und sagt:”Hier bin ich! Ihr müsst mich jetzt aufnehmen!”
    Klar, ich hätte definitiv NEIN gesagt!
    Aber ich wollte es gar nicht erst soweit kommen lassen.

    Und wenn man so sehr an der “Beziehung” zu einem Menschen verzweifelt, dass man sich irgendwann einfach nur wünscht, dass diese Person tot ist, dann sollte man aller spätestens die Reißleine ziehen!

    Ich bin quasi froh, dass ich das alles bereits durchlebt habe und nun aktuell meinem Mann dadurch helfen kann. Alles ist ja irgendwann für etwas gut.

    Und außerdem ist meine Mutter (mal abgesehen von meinen Schwiegereltern) das absolute Negativbeispiel! Ich weiß, dass ich es bei meinen eigenen Kindern besser machen werde!!!
    Und ich weiß auch, dass ich sowie mein Mann, zum Zeitpunkt der Familiengründung all diese Dinge verarbeitet und zu uns selbst gefunden haben werden.

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  50. Hallo Norbert,

    Ich bin das 1. mal auf einen Artikel gestossen, der 100 % mein Erlebtes widergibt! Ich danke Dir dafür….
    Auch ich bin ein Kind, das zu meinen Eltern den Kontakt vor über 4 Jahren abgebrochen hat, aus überwiegend negativen Gründen:
    Vater Narzisst und Alkoholiker, Mutter co-abhängig, depressiv, jetzt schwerst psychisch krank, Schläge, Unterdrückung, Beleidigungen, starkes Mobbing in der Schule, ich war der Sündenbock- -meine Schwester das hochgelobte Kind, selbst von Oma und Onkel zu Geburtstagen IMMER nur eine Kleinigkeit bekommen- Schwester wurde überschüttet!!!
    Bis heute werde “ich” nicht gesehen : (
    Vor 4 Jahren habe ich mich endlich meiner Vergangenheit gestellt und angefangen zu “verstehen “, denn für alles gab ich immer nur mir selbst die Schuld… aber ein Kind ist IMMER unschuldig…
    Vor kurzem hatten sie mich kontaktiert, da meine Mutter psychisch am Boden war und alle dachten, sie sollte ihre beiden Enkelkinder sehen und dann würde es ihr besser gehen, der Unterschied ist der, dass ich meine Kinder BESCHÜTZE!!! Es ging wie immer nur um diese Egoisten…es ging NIE um mich/meine Familie…danach wieder Vorwürfe 🙁
    Es wird keinen Kontakt mehr geben, das weiss ich heute, ohne weitere Hoffnungen zu haben.
    Ich kann heute sagen, dass ich eine sehr glückliche Ehefrau und Mutter bin, die ihren Kindern zuhört und sie mit viel Liebe grosszieht….
    An alle Betroffenen viel Kraft und Liebe für die Zukunft–alles ist jederzeit möglich !!!!!

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  51. Daß dieses Thema hier besprochen und diskutiert wird gibt mir Kraft und ich fühle mich nicht mehr so alleine , wie sonst fast immer, wenn ich versuche, mit meinen Mitmenschen über meine Gefühle bzgl. meiner Eltern zu sprechen. Mir wird meist nicht geglaubt, daß “so etwas ” passiert ist, sprich: daß Eltern ihr eigenes Kind psychisch wie den letzten Dreck behandeln. Die meiste Zeit meines Erwachsenenlebens (jetzt bin ich 53 Jahre alt) hatte ich keinen Kontakt zu meinen Eltern. Zweimal hatte ich es nochmal versucht, mit demselben desillusionierenden Ergebnis und dann 11 Jahre am Stück keinen Kontakt gehabt. Von der Familie moralisch unter Druck gesetzt (Vater so krank etc.), konnte ich mich innerlich nicht gegen meinen eigenen Zensor oder wie ich es nennen soll, wehren und nahm vor 4 Jahren wieder Kontakt auf. Doch ich muß nun sagen, ich hätte es besser gelassen.Es ist zuviel passiert. Im Kontakt zu sein und mit ihren Ansprüchen konfrontiert zu werden verursacht sehr viel Unruhe und Ambivalenzen in mir. Mir ist klargeworden und das fühle ich ganz deutlich, daß eine sehr starke Seite in mir einfach gar nichts mehr hören möchte von dort. Ich möchte mich einfach nur noch um mein eigenes Leben kümmern, das ich mir mühsam und ohne jegliche familiäre Unterstützung aufgebaut habe. Dazu auch zu stehen und entsprechend zu handeln , daran arbeite ich gerade. Vielen Dank für diese Seite!

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  52. Ein Artikel, der mir aus der Seele spricht. Vielen Dank für diesen Blog, lieber Norbert! Auch ich habe den Kontakt zu meinen Eltern vor einigen Jahren abgebrochen. Ich hatte schon immer ein schlechtes Verhältnis zu meiner Mutter, für die ein Kind einzig dazu da ist, es nach ihren eigenen Wünschen und Vorstellungen zu formen. Außerdem sollte ich laut Aussage meiner Oma nur die kaputte Ehe retten. Ich habe eine 15 Jahre ältere Schwester, die ein “Unfall” und ungewollt war. Mein Vater wollte keine weiteren Kinder und hat mir auch immer wieder gesagt, dass ich von seiner Seite ungewünscht war und meine Mutter ihm mich “aufgedrückt” hatte. Zu meinem Vater hatte ich als Kind trotzdem ein enges Verhältnis. Aber wie mir heute klar ist, nur bis zu dem Zeitpunkt, als ich aufhörte, ihn unhinterfragt anzuhimmeln. Auch er wurde von meiner Mutter bevormundet, respektlos behandelt und beklagte sich bei mir seit meiner frühesten Kindheit immer wieder darüber – mit dem Nachsatz, es aber ja nicht meiner Mutter zu erzählen. Wenn sie das Gespräch belauscht hatte und ihn beschimpfte, war für ihn klar, dass ich natürlich was erzählt haben musste…. Es war eine schreckliche Situation und wie mir eine Psychologin erklärte, lag hier ein emotionaler Missbrauch vor. Trotzdem hänge ich immer noch an meinem Vater, der als Kind im 2. Weltkrieg seinen Vater verlor, fortan für Mutter und Schwester sorgen musste und dadurch selbst ein Trauma davon trug. (siehe auch aktuelle Kriegskinder / Kriegsenkel Debatte) Wegen ihm bin ich immer wieder zu (Tages-) Besuchen zu meinen Eltern gefahren, obwohl es mir damit immer schlechter ging, ohne dass ich gewusst habe, warum. Zum Kontaktabbruch kam es durch meinen Kardiologen, der keine organische Ursachen für meine immer schwerwiegenderen Herzprobleme und den hohen Blutdruck (bin sehr schlank, jogge regelmäßig…) finden konnte. Ein Hauptrolle spielt hier auch meine ältere Schwester, die wider besseres Wissen mit in das Haus meiner Eltern gezogen ist, erwartertermaßen von meinen Eltern terrorisiert wird und mich regelmäßig per Telefon beschimpfte, dass sie die “bösartigen Alten auf dem Hals hätte”, während ich die “feine Dame” spiele. Auch sie klagte sich immer wieder aus mit der Ansage, “dass ich es aber ja nicht der Mutter erzählen soll”….ein schrecklicher Kreislauf. Solche Elternbesuche und Schwesterntelefonate endeten irgendwann immer häufiger mit schlimmen Herzproblemen bei meinem Kardiologen. Als deswegen eine OP im Raum stand und ich vor lauter Panik völlig neben mir, sagte mir der Arzt, dass er nichts anderes mehr wüsste, als den Kontaktabbruch. Ich solle mir klar machen, dass ich die Verantwortung für eine kleine Tochter habe, die mich braucht und die ich ja wohl nicht zur Halbwaise machen wolle, nur um die “heile Familienfassade der Eltern, die mich krank gemacht haben” aufrecht zu erhalten. Die hinzugezogenen Psychologen diagnostizierten eine Traumafolgestörung, wegen der ich mit Panikattacken auf bestimmte Situationen reagiere. Ich sehe heute, dass der Abbruch richtig war. Die gesundheitlichen Probleme sind gravierend besser geworden. Aber trotzdem komme ich mit der Situation bis heute nicht klar. Die Aussicht, dass mein Vater, der sehr alt ist, bald sterben könnte und ich ihn nie wieder sehe, ist schrecklich. Aber sobald ich mich nur auf der Autobahn Richtung Geburtsstadt befinde, bekomme ich im Auto Panikattacken, die sich anfühlen, wie ein Herzinfarkt. Mein Mann und ich haben meinen Vater letztes Jahr im Krankenhaus besucht. Die einzige Chance, ihn alleine zu sehen. Allerdings endete dieser Besuch für mich wieder in der Kardiologie, obwohl vorher lange Zeit alles so gut war (bis auf meine psychische Befindlichkeit)
    Es gibt inzwischen unzählige Gruppen für verlassene Eltern, denen wie Norbert es richtig festgestellt hat, immer “die arme-Opferrolle” von der Gesellschaft zugestanden wird. Es geht hier nicht um Schuldzuweisungen – körperlich und/oder emotional (bewusst oder unbewusst) misshandelnde Eltern haben ihre eigene Geschichte, die sie zu den Eltern gemacht hat, die sie geworden sind. Aber das Leiden der verlassenden Kinder und deren Gewissenskonflikte werden nicht gesehen. Ich habe bisher auch noch keine Gruppe entdeckt, wo sich Kinder organisieren, die den Kontakt abgebrochen haben….Ich weiß auch nicht, ob mir eine solche Gruppe helfen würde, oder wie meine Psychologen meinte, das Problem nur verschlimmern. Ich weiß nur, dass ich nie wieder zurück in die Situation will, in der ich vor dem Kontaktabbruch war. Denn würde ich, mal abgesehen von den Panikattacken, die jede Fahrt in die Herkunftsstadt unmöglich machen, wieder Kontakt aufnehmen, würde alles so weiter gehen, wie vor dem Abbruch. Ich bin Norbert sehr dankbar für diesen Blog und die Möglichkeit für den Austausch. Liebe Grüße und vielen Dank!

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  53. Ganz toller Artikel!
    Ich habe mit 17 den Kontakt abgebrochen zu meinen Eltern und es ist genau so gekommen, wie in dem Artikel geschrieben!
    9 Jahre später und durch zusätzliche familiäre Umstände, fanden wir wieder zueinander und haben ein besseres Verhältnis, offener und liebevoller!
    Der Schritt war damals hart für mich, aber verstanden haben sie es glaube ich nie, weil sie sich als Opfer fühlten und ich das böse Kind!
    Ich bereue nix!
    Es gibt viele Menschen, die das Thema nicht verstehen, die sind genauso ignorant.

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  54. Es sind wieder einige Kommentare dazu gekommen und für diese bedanke ich mich herzlichst bei jedem Einzelnen. Ob eine Rückmeldung und ein Dankeschön für meinen Artikel und/oder das sich zeigen mit einem Teil ihrer Geschichte, ihres Erlebens, ob eine Antwort auf eine Kommentar, über alles freue ich mich sehr.

    Ich wünsche jedem eine heilsame, gute, gesunde und lustvolle Zeit, befreit von Eltern, die es nicht schaffen, sich ihnen gegenüber wohlgesinnt, herzlichst, respektvoll und liebevoll zu verhalten.

    Liebe Grüße
    Norbert

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  55. Lieber Herr Rogsch!

    Bitte entschuldigen Sie die Rechtschreibfehler und fehlenden Absätze… Ich habe alles über Stunden auf dem Smartphone geschrieben und nun schiele ich 😉 Hoffentlich kommen Sie trotzdem gut durch den Text. Vielleicht möchten Sie Fehler, dir Ihnen auffallen noch berichtigen, z.B. sigifikant=signifikant. Ist aber auch nicht nötig, ich glaub man versteht mich auch so. Oder auch nicht:-)

    Liebste Grüße

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  56. Haben Sie ein wenig Zeit? Denn kürzer kann und will ich mich mit meiner Geschichte nicht fassen. Aber durch diesen Artikel inspiriert, möchte ich sie gerne teilen. Aus Sicht eines Kindes. Aus Sicht einer Mutter.
    Ich bin auf diesen Artikel gestoßen, nachdem mein Vater am Telefon einen Tag zuvor verkündete, mir meine Entscheidung abnehmen zu wollen und von nun an den Kontakt zu mir abbricht. Er sei es leid, dass ich und mein zunehmender Rückzug immerzu Thema zwischen meiner Mutter und ihm seien und mir ständig hinterher zu telefonieren. Mein Mann und unsere Kinder seien bei ihm jederzeit weiterhin Willkommen, mir sage er nun “Leb wohl”.
    Zu der Vorgeschichte: Meine Mutter erhielt mit 24 Jahren erst im 5. Monat (ich bin Jahrgang 81) die Nachricht mit mir schwanger zu sein. Da sie es bereits seit Längerem versuchten, erzählte ihr ein Arzt (wohl beabsichtigt) sie könne keine Kinder bekommen. Als sie dann von mir erfuhr (nach einem Urlaub, in dem ein anderer Arzt mich für einen Tumor hielt), war die Freude wohl grenzenlos. Meine Mutter hatte selbst eine sehr gewaltsame und lieblose Kindheit. Ihre Mutter (starb bereits mit Anfang 50 an Krebs) prägte sie mit Schlägen und Liebesentzug, teilte ihr zudem ständig mit, dass sie nie gewollt war. Mit dieser Biographie also schwor sich meiner Mutter wiederum, niemals die gleichen Fehler wie die ihre zu machen.
    Die ersten 3 Jahre überschüttete sie mich mit Liebe. Ich durfte alles machen, Erziehung war kein Thema. Sie schenkte mir ihre ganze Aufmerksamkeit, mein Vater durfte kaum an mich ran, nur meine Omi (väterlicherseits) war noch eine weitere Bezugsperson, da sie meiner Mutter immer näher war, als ihre eigene. Nach knapp 3 Jahren kam meine kleine Schwester zur Welt. Ich habe tatsächlich ein sehr gutes Gedächtnis, weshalb ich mich sogar erinnern kann, wie ich sie das erste Mal gesehen habe. Eifersucht kam nie auf, da meine Mutter sich sehr bemühte, uns beiden gerecht zu werden und ich zudem sofort verliebt und wahnsinnig stolz auf meine Schwester war. Und mein Vater wurde nun auch mehr mit einbezogen.
    Der Bruch begann dann wohl ein paar Monate später. Meine Eltern wollten unbedingt ein Eigenheim, 10 km weiter in einem Dorf. Zuvor lebten wir in einer gut vernetzten Kleinstadt, in der auch meine Großeltern (väterlicherseits) wohnten. Das Haus war groß und es musste viel Arbeit darin investiert werden. Also zogen wir auf eine halbe Baustelle, was ich jedoch als sehr abenteuerlich empfand. Dann wurde meine Mutter mittendrin ungeplant schwanger mit meinem Bruder. Meine Schwester war gerade ein halbes Jahr alt. Meine Eltern (sie Erzieherin ohne Arbeit, er Polizeibeamter) bewegten sich finanziell bereits am Limit. Die Mutter meiner Mutter riet ihr zur Abtreibung, was für sie nicht in Frage kam. Volle Unterstützung erhielt sie dagegen von meinen Großeltern. Auch mein Vater versicherte ihr, dass sie das schon schaffen würden.
    Als mein Bruder zur Welt kam, hatten meine Schwester und ich Keuchhusten, so dass meine Mutter die erste Zeit von uns getrennt mit meinem Bruder im Obergeschoss verbrachte. Ich konnte vermutlich deshalb meinen Bruder von Beginn an nicht leiden, meine Schwester liebte ihn sehr. Und nun begann ein Kreisauf aus Überforderung, Fehlern, Entschuldigungen, noch mehr Fehlern…:

    Ich war laut Aussage meiner Eltern ein sehr “schwieriges” Kind. Wurde ich die ersten beinahe 4 Lebensjahre eher antiautoritär mit vielen Freiheiten großgezogen, so folgte nun also die Quittung. Ich schrie und “bockte” viel, war wohl oft “unartig”. Und da begannen die ersten Schläge. Meistens waren es Ohrfeigen, mal wurde ich ganz klassisch “übers Knie gelegt” und mir der entblößte Po versohlt. Auch ein Holzkochlöffel kam dort mal zum Einsatz. Alles durch meine Mutter, die sich manchmal hinterher weinend entschuldigte, weil sie doch nicht so werden wollte. Wobei weder sie noch mein Vater andererseits Zweifel daran ließen, dass ich ebenso Schuld an den Schlägen und auch den Tränen meiner Mutter trug.
    Mein Vater liebt meine Mutter sehr. Er war viel arbeiten und in seiner Freizeit tüftelte er an Haus, Garten und im Keller oder an den Autos. Er war trotzdem ein sehr liebevoller und aufmerksamer Papa, der immer wieder die drakonischen Strafen meiner Mutter unterbrach (kein Abendessen, wochenlang Zimmerarrest, tagelanges Ignorieren, Liebesentzug, drohen mit Rausschmiss oder Heim, anschreien und Schläge). Leider unterstützte er diese jedoch auch immer wieder, wenn er den Eindruck hatte, meine Mutter würde wieder unter uns und unserem Verhalten (mein Bruder und ich stritten ständig) leiden. Zudem griff er immer wieder auf meine Mutter zurück, wenn er sich mit unserer Erziehung überfordert sah.
    Meine Schwester war immer die “Vermittlerin” aller Parteien. Sie war als Sandwichkind diejenige, die zwischen den beiden “schwierigen” Kindern (mein Bruder lernte spät sprechen, musste viel gefördert werden, war sehr lebendig und stellte immer irgendwas an, kaum Freunde und immer Schulprobleme) stand. Sie war sehr lieb, fleißig und hatte viele Freunde. Meine Mutter sagte mal, sie hätte gerne 5 von ihrer Sorte gehabt. Trotzdem kassierte auch sie immer wieder mal eine der Strafen. Überhaupt hatten wir alle viel Angst vor unsere Mutter. Richtig schlimm wurde es, als sie Anfang der 90er wieder zu arbeiten begann:
    Bei den Hausaufgaben flogen uns auch mal die Hefte um die Ohren, wenn wir etwas nicht wussten. Mit einer schlechten Note traute ich mich gar nicht erst nach Hause. Oft log ich wegen Klausuren und Tests, wenn diese Lügen aufflogen hieß es tagelang Hölle auf Erden… Meistens schlief sie sehr lange. Bis 12/13 Uhr manchmal, vor allem an den Wochenenden (ihre Arbeit ging von 16 bis 23 Uhr). Sie hatte kaum Freundinnen, die meisten aus befreundeten Partnern mit meinem Vater. Sie rauchte viel, trank regelmäßig Alkohol und machte immer wieder Crashdiäten. Sie war oft gereizt, müde und genervt. Wir waren ihren Launen ungeschützt ausgeliefert. Es war ein ständiges Auf und Ab ohne wirkliche Beständigkeit oder Stabilität. Ging es ihr gut, hatten wir dafür zu sorgen, dass es so bleibt. Wenn wir jedoch nicht so waren, wie sie uns gerade brauchte, trugen wir Schuld an ihrem Unglück. Für ihr Glück konnten wir nur sorgen, wenn wir alle so funktionierten, wie sie es eben erwartete und benötigte. Und das war unmöglich festzustellen. Deshalb war ich ein sehr schüchterndes und verschlossenes Kind in Schule und Freizeit, hatte nur wenig Freunde und konnte mich nie zur Wehr setzen. Rebellierte dennoch immer wieder gegen Ungerechtigkeiten in der Familie.
    In dieser Zeit (Kindergarten, Grundschule, Gymnasium bis ca. 12. Lebensjahr) war meine Omi der absolute Rettungsanker! Sie liebte alle Enkelkinder, aber als ihr erstes hatten wir eine ganz besondere Bindung. Dort dürfte ich immer Ich sein, niemand sagte mir, änder dies und das, sei anders, ich hatte immer das Gefühl RICHTIG, ERWÜNSCHT und bedingungslos GELIEBT zu sein. Und nicht nur zu irgendwelchen Bedingungen… Wenn ich dann nach wundervollen Tagen wieder von meinen Eltern dort (meinem wahren Zuhause) abgeholt wurde, musste ich natürlich weinen. Und dafür gab es dann richtig Sanktionen, da meine Mutter sich gekränkt fühlte und mein Vater in mir wieder die Schuld für ihr Leiden sah…
    Die Schläge hörten nach meinem 13. Geburtstag auf. Die sonstigen Bestrafungen wurden beibehalten. Vor allem Liebesentzug wurde als probates Mittel eingesetzt (“Ich muss dich nicht immer lieben, nur weil ich deine Mutter bin… Meine Liebe ist nicht grenzenlos/unendlich!” – O-Ton.). In der Pubertät begann ich vieles in Frage zu stellen, was dann als Undankbarkeit und bewusste Verletzung ihrer Gefühle ausgelegt wurde. Es wurde oft gestritten und geschrien. Ich zog mich immer mehr zurück und verbrachte viel Zeit bei Musik und meiner Fantasiewelt im Zimmer. Ich hatte einen kleinen, aber tollen Freundeskreis, die Schule fand ich schlichtweg überflüssig und -pardon- zum Kotzen. Ich distanzierte mich in dieser Zeit immer mehr von den Methoden meiner Mutter, nicht jedoch von ihr selbst.
    * Kurzer Break: Außer meiner Omi gab es auch durch meine Mutter viele schöne Erlebnisse: Geburtstage, Weihnachten, Urlaube, zärtliche Gesten und Liebesbekundungen, lange und tolle Gespräche… aber diese Augenblicke als Gegengewicht zu allem anderen zu nehmen, habe ich bewusst aufgegeben. Vielmehr betrachte ich diese Momente voller Liebe und Geborgenheit separat für sich und erfreue mich daran. Weniger essentiell, aber natürlich auch wichtig war, dass das Haus ausreichend sauber, wir immer gut genährt und gekleidet waren und unsere Eltern uns viel Materielles boten und dabei selber viel zurücksteckten.*
    Mit 18 verpasste sie mir nach einer vermeintlichen “Frechheit” (ich stellte die schlechte Stimmung beim Abendessen mit einer flapsigen Bemerkung fest) die letzte Ohrfeige und drohte mir mal wieder mit Rausschmiss. Nur war ich nicht mehr 7 Jahre, als sie mir das erste Mal die Koffer packte und mich barfuß im Nachthemd vor die Tür stellte – ich war 18 und konnte selbst die Koffer packen. Und das tat ich. Sie war vollkommen schockiert und bat mich, nicht zu gehen. Aber es folgte die beste Entscheidung meines Lebens. Ich ging. Zuerst ein paar Tage zu einer Freundin, ein paar Monate später zog ich ganz aus. Die Schule hatte ich mit einem Ausbildungsvertrag endlich geschmissen und wollte Krankenschwester werden. Die Zeit im Wohnheim war mit die beste! In den kommenden Jahren genoss ich meine neue Unabhängigkeit und obwohl meine Eltern von sich nie zu Besuch kamen, besuchte ich sie regelmäßig und hielt engen Kontakt.
    Bis zu meinem 26. Lebensjahr zog ich häufig um und führte Beziehungen mit sehr fragwürdigen Männern. Labile, gebrochene, teils gewaltbereite Persönlichkeiten. Merken Sie was? 😉 Ich arbeitete wahnsinnig viel und liebte meinen Beruf, immer an den Grenzen der Belastbarkeit. Ständig kämpfte ich mit mir selbst, ja manchmal hasste ich mich regelrecht, verzweifelte an mir, stellte alles in Frage und wurde angetrieben von diesem Gefühl niemals gut genug zu sein, egal wie sehr ich mich anstrengte. Weder beruflich noch privat.
    Mein Bruder und ich hatten zwischendurch sogar einen liebevollen Kontakt aufgebaut, meine Schwester war nach wie vor meine große Liebe. Er wurde Elektroinstallateur und sie Lehrerin.
    Die wohl größte und damit großartigste Wende in meinem Leben kam 2008, vor fast genau 10 Jahren. Ich hatte mich von einem sehr kranken Mann mit Hang zum Alkohol und Gewalt getrennt. Diese Beziehung hatte mich unendlich viel Kraft gekostet, die Trennung kam gerade zum richtigen Zeitpunkt bevor es endgültig eskalierte (er wurde mir gegenüber handgreiflich). Viele Pläne wurden geschmiedet:
    Ich wollte gerade wieder einmal umziehen. Im Krankenhaus war ich für eine Leitungsposition geplant, für die alles in die Wege geleitet wurde. Ich hatte eine schöne neue Wohnung. Ich wollte keinen neuen Mann, Kinder sowieso niemals nie nicht. Weil wenn nur eines davon so “schwierig” werden würde, wie ich es wohl war… Nein, Kinder wirklich nicht. Es ging also bergauf. Da lernte ich, als ich nach Umzugskartons fragen wollte, meinen Noch-Nachbarn kennen. Er half mir nicht nur mit Kartons aus, sondern auch beim Umzug. Und Sie ahnen vielleicht, worauf das alles hinaus laufen sollte…
    Mein neuer Vermieter erwies sich als totaler Soziopath, was mich nur wenige Monate später zu einem erneuten Umzug zwang. Mein Ex-Nachbar und Neu-Freund schlug vor, nach gerade mal 5 Monaten Beziehung zusammen zu ziehen. Unvernünftig? Egal. Ich war entschlossen. Und plötzlich schwanger o_O
    Damit hatte ich nicht gerechnet. Im Krankenhaus machte man mir schnell deutlich, dass dies das Ende meiner Karriere bedeutet. Meine Mutter freute sich sehr, als ich jedoch (aufgrund von Schock und Millionen Fragezeichen) weinte, warf sie mir vor, damit meinem ungeborenen Kind zu schaden (einer zu dem Zeitpunkt befruchteten Eizelle…mit weinen…ist klar). Bis heute bereue ich, es ihr vor meinem Partner erzählt zu haben. Dieser reagierte erstaunlich gelassen und meinte: “Wieso, wir stehen beide im Leben, wollten eh zusammenziehen, lieben uns – also worauf warten?” Damit hatte er die ganze Last von mir genommen…
    Die Monate während Schwangerschaft kamen so unendlich viele vergrabene Emotionen hoch, die ich nicht einsortieren konnte. Mir wurde klar, dass ich mich mit diesen Gefühlen und Erinnerungen offen, reflektiert und effektiv auseinander setzen muss, damit ich Mutter werden konnte. Also begann ich, während der Aufarbeitung meinem damaligen Freund, heute Ehemann alles zu erzählen. Dieser war vollkommen schockiert, hatte er meine Mutter doch anders kennengelernt. Wobei auch ihm immer wieder auffiel, welch massiven Druck sie auf mich ausübte und wie angespannt ich vor Besuchen war. Vor allem Familienfeste setzten eine Dynamik frei, während der alte Rollenmodelle wieder besetzt wurden. Mein Vater als Patriarch, der alle kritischen Themen vom Tisch hielt, weil er “Harmonie” verlangt, meine Mutter die keinen Zweifel daran ließ, dass unsere Geschichten zwar ok, ihre jedoch Vorrang hatten und deshalb auch kein aufrichtiges Interesse zeigte. Und die 3 (eigentlich) erwachsenen Kinder, die alle lieber woanders wären, aber dennoch verzweifelt in Konkurrenz zueinander um die Aufmerksamkeit der Eltern kämpften. Und diese das wirklich als “schönes” Beisammensein empfanden.
    Die Geburt unseres ersten Sohnes 2009 stellte alles auf den Kopf. Er war das Schönste, was ich jemals gesehen habe! Bis heute fasziniert er mich, so viel Freude, Fantasie, Lachen und Licht ist seitdem bei uns eingezogen. Er ist ein kleines Bißschen Wir – und noch viel mehr er selbst. So vernünftig, fleißig und beliebt, so selbstbewusst und mit hohem Gerechtigkeitsempfinden. Erziehung? Habe ich nach 2 Jahren komplett aufgegeben. Liebe, Respekt, Wertschätzung, Sicherheit und logische Konsequenzen (also für das Kind nachvollziehbare) sowie eine liebevolle Begleitung und ausgeglichene Eltern. Ein sehr langer und verdammt schwerer Weg, aber ich wollte ihn gehen. Für dieses Zauberwesen…♡
    Vollkommen überwältigt von dieser bedingungs- sowie grenzenlosen Liebe begann ich bereits bald nach der Geburt noch mehr Fragen zu stellen. Der Kontakt zu meinem Bruder brach zwischenzeitlich ab, da dieser das Bild der großen bösen Schwester von mir nicht loswerden konnte und nicht in Einklang mit dem tatsächlichen einer liebenden Mutter brachte. Zudem ist er meinen Eltern bedingungslos und loyal ergeben.

    Mein Mann sah die Verzweiflung und Hilflosigkeit bei mir während des Prozesses der aktiven Aufarbeitung und wusste manchmal auch nicht weiter. In der Zeit distanzierte ich mich immer mehr von meiner Mutter. Ich wollte endlich heilen. Sie hielt sich zwar zurück, ich suchte dennoch den ersten Dialog. Und musste feststellen, dass sie absolut nicht bereit war, sich damit auseinander zu setzen. Schnell gab sie den Umständen (Finanzen, fehlende Unterstützung, Überforderung) oder auch mir die Schuld. Auf der einen Seite sagte sie, wie grausam es sei, Kindern vor allem ins Gesicht zu schlagen (sie nannte es sogar “Zentrum des Empfindens”!). Ohne jedoch sich selbst eine Schuld einzugestehen. Im nächsten Moment sagte sie dann doch tatsächlich, dass ich meine Kinder sicher auch irgendwann schlagen würde. Ich war fassungslos über die gravierende Ambivalenz ihrer Aussagen.

    Meine Eltern erwarteten einerseits die Servierung ihrer Enkelkinder auf dem Silbertablett. Schnell zeigten sie jedoch, dass es auch nicht “zu viel” sein muss. Mehrfach betonten sie, schließlich 3 Kinder groß gezogen zu haben und auch immer noch arbeiten zu müssen. Auch der Eintritt in die Pension meines Vaters änderte daran nicht viel. Zog ich mich zurück wurde mir jedoch schnell vorgeworfen, das Kind/die Kinder vorzuenthalten.
    Dabei hielt ich IMMER die Türen offen. Signalisierte stets, dass wenn sie an unserem Leben teilhaben möchten die JEDERZEIT tun dürfen. Doch das mangelnde Interesse war es nicht allein. Beide hatten und haben dieses Bild von mir, dass es nie gab und nach wie vor nicht gibt oder geben wird. Und pressen mich notfalls mit Druck dort hinein. Ich ertrug das immer weniger. Erfand Ausreden für Feiern und Geburtstage, wollte meine eigenen Werte und Traditionen.
    2013 starb meine geliebte Omi. Sie durfte sehr würdevoll gehen und ich konnte ihr vorher noch alles sagen. Wie sehr ich sie liebe. Und dass ich auch dank ihr meine Kinder niemals schlagen werde. Sie selbst als Mutter der 50er Jahre hat keines ihrer 3 Kinder je geschlagen. Sie hat sich aufgrund ihrer eigenen Geschichte bewusst dagegen entschieden. Und das zu einer Zeit, wo es die Prügelstrafe an den Schulen gab und eine “ordentliche Tracht Prügel” der eigenen Kinder zum guten Ton gehörte. Sie ist bis heute für mich das Sinnbild für den sigifikanten Unterschied zwischen Härte und Stärke: Sie war eine starke Frau. Sie fehlt mir jeden Tag und ich bin voller Dankbarkeit.
    Im selben Jahr, wenige Wochen später, wurde unser zweiter Sohn geboren. Und wie auch sein Bruder zuvor brachte er wieder einen großartigen Perspektivwechsel: Wie wir vor 2 Jahren erfuhren, lebt dieses kleine Zauberwesen im Autismusspektrum. Er ist das lustigste, fröhlichste, im besten Sinne verrückteste Kind der Welt! Hier ist nie Ruhe, ein buntes Chaos in meine zwanghafte Ordnung mit 1000 sprudelnden Ideen. Wir lachen, wir weinen, wir leben dank ihm noch intensiver. Natürlich bedeutet Leben in diesem Spektrum auch mal Seitenhiebe auszuhalten. Jedoch nur von Fremden, Unwissenden, Ignoranten. Das ist aber wirklich sehr selten und ich kann dem stark und selbstbewusst begegnen.
    Sein großer Bruder liebt und beschützt ihn, voller Geduld und Verständnis. Die beiden sind eine Einheit. Mein Mann ist der beste Papa, so viel Ruhe, Zeit und Liebe, die er investiert in seine Jungs. Ich liebe ihn sehr! Wir haben einen großen Freundeskreis, gemischt wie Haribo Colorado. Wir lernen immer neue spannende Leute kennen und sind viel unterwegs. Ich laufe seit fast 3 Jahren zum Ausgleich und achte auf meine Gesundheit. Mein neuer Job in einem kleinen ambulanten Pflegeteam macht mir viel Spaß. Vor Kurzem erhielt ich mein Zertifikat zur Pallitive Care und mache bald noch eines zur Pain Nurse (Fachschwester für Palliative Medizin sowie Bereich Schmerztherapie). Ich lache viel und freue mich auf jeden Tag. Kurzum: Ich lebe einen Traum, den ich nie hatte und doch immer wollte ohne es zu wissen…

    Während all dieser Jahre der Aufarbeitung und schmerzhaften Erkenntnisse brauchte ich zunehmend Abstand, vor allem zu meiner Mutter. Sie strafte mich dafür mit Desinteresse, Liebesnentzug und Vorwürfen. Mein Vater stellte sich weiter schützend vor sie. Wobei ich auch seine Zerissenheit erkannte. Er wollte schon ein aktiver Opa sein. Doch “seine Frau”, wie er meine Mutter mir gegenüber gerne nett, hatte immer Vorrang. Einmal tatsächlich gelang es mir, zu beiden durchzudringen. Dachte ich. Ich erzählte nach einem Streit offen von meinen Erlebnissen und Erinnerungen, beide signalisierten mir, wir könnten es zusammen aufarbeiten
    Doch tatsächlich erwarteten beide stattdessen, ich solle das Ganze endlich abschließen, einfach einen “Strich” darunter setzen und endlich verzeihen. Verzeihen konnte ich beiden wirklich. Allerdings nur ihre Gefühle für mich. Ich glaube, sie können mich einfach nicht mehr lieben, als sie es nunmal tun. Aufgrund ihrer eigenen unverarbeiteten Biographie. Und ich glaube auch, dass sie mir die besten Eltern waren, die sie mir sein konnten. Ihre Art mich zu lieben, bzw. diese Liebe zu zeigen entspricht nunmal nicht meinen eigenen erlebten Muttergefühlen und Vorstellungen des Elternseins. Damit habe ich abgeschlossen. Jedoch niemals verzeihen kann ich ihre Handlungen, vor allem die meiner Mutter. Denn im Gegensatz zu mir, war die zu allen Zeitpunkten eine erwachsene, in meinen Kinder- und Jugendjahren mir physisch sowie psychisch überlegende Frau, der ich größtenteils schutzlos ausgeliefert war. Sie hatte, auch wenn sie das anders sieht, immer die Wahl. Ich nicht.

    Vor ein paar Tagen also eskalierte die Situation. Meine Distanzierung stieß zunehmend auf Unverständnis, der Druck wurde seitens meiner Eltern erhöht. Der Ball läge auf meiner Seite, ich solle die Situation auflösen, da meine Mutter so sehr darunter leidet. Als ich ihr jedoch aus jüngerer Vergangenheit ein mich verletztendes Beispiel gab, drehte sie mir wieder alles im Mund um und warf mir gleichzeitig vor, eben genau dies bei ihr ständig zu tun. Sie sei verzweifelt, sich keiner Schuld bewusst und wolle doch so gerne mehr Kontakt, vor allem zu den Enkeln. Für die sie nebenbei bemerkt trotz vieler Angebote unsererseits nie viel Aufmerksamkeit aufbringen konnte. Da begriff ich endgültig, dass wir so niemals zueinander finden. Ohne Augenhöhe, ohne Selbstreflektion, jedoch mit ständigen Vorwürfen und Missverstehen. Mit diesem so falschen Bild von mir. Und vor allem ohne sich wach und bewusst mit dem Erlebten (schmerzhaft) auseinander setzen zu wollen – oder zu können. Also fiel (es war eines unserer ergebnislosen Telefonate) von meiner Seite der Begriff “Kontaktabbruch”. Nur wollte ich damit nicht aussagen, dass ich mit allen Konsequenzen über einen solchen drastischen Schritt gerade entschied. Vielmehr wollte ich verdeutlichen, einen Abstand zu benötigen, um zu gesunden. Meine Mutter hielt sich jedoch an dieser von mir geäußerten Begrifflichkeit fest und ließ keinerlei weitere Erklärung zu. Auch war es ihr immens und spürbar wichtig, das Gespräch von sich aus zu beenden. Alte Rollen. Kontrolle. Druck. Macht.
    Ich überließ ihr das. Ohne ihr dabei Macht über mich zu geben. Am nächsten Tag also das eingangs geschilderte Telefonat mit meinem Vater. Der ohne mein Wissen das Telefonat mit meiner Mutter mitgehört hatte und somit keine Missverständnisse gelten lassen wollte. Schließlich habe er alles gehört. Ja. Nur leider genau wie meine Mutter nicht Zugehört.
    Zu meinem Bruder hatte ich zwischenzeitlich wieder versucht Kontakt herzustellen. Nachdem dieser jedoch wie ein losgelassener Pitbull nach den jüngsten Ereignissen um sich biss (in Form einer 17! minütigen Sprachnachricht, die ich jedoch ohne sie abzuhören direkt löschte und ihm dies auch mitteilte) ist dies wohl endgültig hin. Zu sehr ist er emotional in den alten Strukturen gefangen, auch durch die permante räumliche Nähe zu beiden.
    Auch versuchte er, meine Schwester und ihren Mann “ins Boot zu holen”, zu denen wir mit ihren beiden Kindern ein sehr inniges und enges Verhältnis pflegen. Das tat mir sehr leid, halte ich meine Schwester doch bereits seit Jahren ganz bewusst aus allem raus, was Eltern und Bruder betrifft. Um sie nicht in ihre alte Rolle der unfreiwilligen Vermittlerin zu pressen. Sie versicherte mir jedoch, dass das alles zwischen uns nichts ändern wird. Ich hoffe um ihretwillen, sie schafft es auch sich zu befreien.
    Natürlich habe ich viel getrauert. Und geredet, mit Mann und Freunden. Aber ehrlich gesagt bereite ich mich seit Jahren auf diese Eskalation vor. Es war dennoch ein kurzer Schock. Mit diesem Beitrag jedoch beende ich dieses Kapitel. Ich bin aufgeregt und erleichtert zugleich. Dabei bleibt meine Tür weiterhin einen Spalt weit offen. Auch wenn der Schritt von Seiten eines, in dem Fall meines Vaters natürlich vollkommen überzogen und unverhältnismäßig ist. Wohl aus der Verzweiflung geboren. Er hebt mich auf eine nicht vorhandene Ebene, nämlich die eines Kindes, das etwas so Grausames getan hat, was den Vater zu so einem drastischen Schritt zwingt. Fällt Ihnen etwas ein, was Ihr Kind tun könnte, damit Sie so handeln? Nein? Mir auch nicht. Aber das ist seine Wahrnehmung, ohne tatsächliche Rechtfertigung, sondern als letztes Mittel zum Druck ausüben. Damit ich mich so verhalte, wie “seine Frau” und damit auch er es brauchen. Doch damit ist Schluss.

    Liebsten Dank allen, die sich die Zeit genommen haben. Und liebsten Dank auch für diesen Artikel, der mich Wort für Wort sehr bewegt hat. Unter anderem den Mut, die Kraft und die Zeit aufzubringen, meine Geschichte aufzuschreiben und zu teilen. Vielleicht ist dies eine Inspiration für weitere Ruhelose. Ich komme nun zur Ruhe. Und bin frei. Egal, was noch kommt. Danke.

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    • Liebe Kardia,
      wow, was für eine Geschichte, was für eine wundervolle `Ent-wicklung´ aus diesen alten Strukturen und so viel Kraft und Liebe…
      Schön dass du deine Lebensgeschichte – für mich eine wahre Erfolgsgeschichte – mitgeteilt hast.
      Danke <3 und weiter alles Liebe …

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  57. Hallo Norbert,

    Vielen Dank für diesen ausführlichen beschriebenen Artikel. Du hast es auf den Punkt gebracht.

    Auch ich wurde als Kind körperlich und seelisch von meinen uneinigen Eltern (die waren sich in der Erziehung nicht einig) misshandelt worden. Meine Eltern sind viel mehr mit sich selber beschäftig das ich Ihnrn seid der Geburt nur im Weg gestanden habe. Dazu kam das meine Mutter Schizephonie hat und narzisstische Züge an sich hat. Sie hat mir im Leben nie was gegönnt. Warum auch immer. Ich kann mir mir heute nicht sagen warum sie mich als Tochter so hasst. Liebe und Geborgenheit ist ein Fremdwort bei meinen Eltern. Wer seine Kinder Misshandelt hat kein gesundes Selbstbewusstsein.

    Uch habe auch zwei Selbstmordversuche hinter mir und lag im KH und meine Mutter stand am Bett und heulte. Ich konnte sie nicht ernst nehmen, weil sie mir was vor gemacht hat. Es war ein Hilferuf von mir an meine Eltern nach den Selbstmordversuchen. Leider hat es nichts gebracht und sie haben mich bis heute im Erwachsenen Alter seelisch Misshandelt. Sie sehen Ihre Fehler nicht ein und das kann ich nicht ändern und bin machtlos. Was ich nur machen konnte ist den Kontakt abzubrechen und um zusehen wie wichtig ich wirklich bin.

    Leider musste ich in mein bisheriges Leben von meinen Eltern stetig Vorwürfe anhören und wenn ich Hilfe brauchte musste ich mich Rechtfertigen. Meine Mutter ist auch sehr gut darin Lügen über mich zu verbreiten und das traurige ist, dass keiner von den Verwandten sich ein Bild machen über das was erzählt wird.

    Heute habe ich versucht mit meinem sturen Vater Kontakt auf zunehmen (seid Dezember 17 Funkstille) und da schrieb er meinen großen Sohn, dass ich es lassen soll Kontakt aufzunehmen ansonsten schaltet er einen Anwalt ein.

    Es war nur kurz eine freundliche Sprachnotiz über Whatsapp und bekomme so eine Drohung. Ich muss dazu sagen, das ich meinen Vater in Dezember meine Meinung geschrieben hatte und mit Kontaktabbruch gedroht habe. Ich kann mir nicht mehr die Vorwürfe und Kontrolle anhören und Unterstellungen. Ich bin eine Erwachsene Frau und lebe mein Leben. Ich möchte mit meiner kleinen Familie glücklich Leben. Immer wenn ich Kontakt hatte zu meinen Eltern bin ich in eine Depression verfallen mit Angst und Panikattaken sowie Stress. Und sobald längere Zeit Ruhe war, bin ich aufgeblüht und habe Lebensfreude. Und das merken meine Kinder und Freunde.

    Wenn man solche herzlosen Eltern hat können Probleme im Erwachsenen Alter auftreten. Man wird gemobbt oder von anderen Menschen schnell ausgenutzt, weil man nach Aufmerksamkeit schreit.

    Aber das gehört nicht mehr zu mir. Ich gehe meinen Weg und bin glücklich. Soll mein Vater doch einen Anwalt einschalten und nur weil ich gefragt habe wie es ihm geht und der Anwalt lacht sich doch einen. Damit kommt er nicht durch. Meine Eltern da fehlt soviel an Selbstbewusstsein das ich keinen Kontakt mehr möchte.

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  58. Lieber Norbert,
    Herzlichen Dank für diesen wunderbaren Beitrag. Ich habe sehr viel zu dem Thema gelesen aber kaum jemand hat es so auf den Punkt gebracht wie Du!
    Man merkt dass Du wirklich alles durchlebt und durchfühlt hast.
    Für mich ist dein Beitrag so berührend und so voll Verständnis. Nochmals einen tief empfundenen Dank dafür!

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  59. Ich finde den Artikel sehr gelungen. Auch ich habe vor einem halben Jahr den Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen. Und ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich diverse Male klar ausgesprochen habe, was mich am Verhalten meiner Mutter stört. Nach einem heftigen Streit hat sie zwar Fehler eingestanden und sich entschuldigt. Nur hat sich kaum etwas geändert. Ich bin zur Erkenntnis gekommen, dass sie nun mal nicht anders kann. Sie wird immer voller Liebe für meinen Bruder sein und im Gegenzug mich als die Tochter ihres ungeliebten Mannes ansehen. Ich weiss, dass sie es schwer hatte und immer noch hat. Aber ich bin nicht länger bereit, unter ihren Entscheidungen zu leiden. Sie wurde schliesslich von niemandem gezwungen, einen Mann zu heiraten, den sie nie liebte. Mir gehts seit dem Kontaktabbruch besser. Ich vermisse nichts, denn da war ja nie viel. Der Autor hat recht: Einen echten Kontakt hat es nie gegeben. Das hat meine Mutter mit ihrer emotionalen Kälte und dem Liebesentzug als bevorzugte Strafe verhindert, und mein Vater hat nichts kompensiert. Vielleicht hat meine Mutter selber zu wenig Liebe bekommen. Meinem Bruder konnte sie jedoch jede Menge Liebe geben. Wie auch immer. Ich mache mir heute kaum mehr Gedanken darüber. Was man nicht ändern kann, sollte man loslassen.

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  60. Liebe Mirjam,
    ich wollte es mir einfach von der Seele schreiben, in der Hoffnung, es geht mir dann besser. Habe nicht damit gerechnet, das jemand meinen Text wunderbar findet. Danke

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  61. Ich bin selber eine verlassene Mutter und habe mich lange als Opfer gesehen. heute weiß ich, das meine Tochter das Opfer ist. Habe mich sehr bemüht, eine gute Mutter zu sein, doch das ist mir nicht immer gelungen, aber nicht, weil ich ein böser Mensch bin, sondern weil ich es wahrscheinlich nicht besser konnte. Frage mich sehr oft, wie es soweit kommen konnte. Habe mich auch lange schuldig gefühlt , doch bei wem will man mit der Schuldfrage anfangen? Bei meiner Mutter, die sich das Leben nahm ,oder dessen Mutter, oder meiner Stiefmutter , wo ich nie Liebe fühlte? Fragen über Fragen. Selber bin ich psychisch krank, vielleicht hätte ich lieber keine Kinder bekommen sollen ? Ich weiß es nicht. ich bin innerlich so zerrissen und versuche immer wieder Kontakt zu meiner Tochter zu bekommen. Möchte doch nur mit ihr reden , ob es was bringen würde, weiß ich nicht,aber ich wünsche es mir so sehr . Ich liebe meine Tochter , habe viele Fehler gemacht, doch hat nicht jeder Mensch eine Chance verdient? Ich weiß, ich muss sie loslassen, doch das fällt ,mir so unsagbar schwer. Vielleicht ist sie ohne mich wirklich glücklicher . Ich hoffe es jedenfalls, das sie glücklich ist, auch wenn ich es nicht bin.

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  62. Ich finde den Artikel hervorragend, er hat mich sehr berührt und das ausgesprochen, was tief unter der Problematik liegt: die Bindung, die nie wirklich da war oder das natürliche Bindungsstreben des kindes, welches von den Eltern nie beantwortet und angenommen wurde. Trauma zerstört häufig die bindungsfähigkeit und das zieht sich natürlich über Generationen. Ein Mensch kann nichts geben, was er nicht kennt weil er es nie bekommen hat. Ja er kann nicht einmal verstehen, was ein kind von ihm will oder braucht, wenn dieser Mensch da einen weißen Fleck auf seiner inneren landkarte hat. Hier geht es nicht um Schuld, sondern darum, die Wahrheit und das Ausmaß der verheerenden Auswirkungen anzuerkennen und die Hoffnung aufzugeben, dass da noch etwas kommen könnte..also dieses ewige „in der traumastarre verharren“ weil vielleicht doch ein Signal von den Eltern kommt, was man natürlich auf keinen Fall verpassen möchte…denn nur dann kann ja endlich alles gut sein….ein Mensch, der es schafft, sich von dieser inneren Haltung endlich loszulösen, muss zwangsläufig den sowieso noch nie vorhandenen Kontakt abbrechen indem er seine Energie nun endlich in sich selbst investiert anstatt in die Illusion, dass die Eltern es doch noch irgendwann kapieren….und dann beginnt wahre Heilung…und dann ist es vielleicht sogar möglich in einen anderen, ganz neuen Dialog mit den Eltern zu treten…vielleicht…und wenn nicht, dann ist es auch gut. Manchmal ist das einzige, was wir von unseren Eltern bekommen tatsächlich das physische Leben.

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  63. Ups… Ich entschuldige mich vielmals, dass ich die hater auf diese Seite aufmerksam gemacht habe. Ich fand den Artikel so wunderbar, dass ich ihn mit den verstoßenen müttern geteilt hatte, auf das er nur Einer die Augen öffne. Stattdessen haben sie wohl die verstoßenen Vater um Hilfe gerufen, die hier so aggressiv rumpöbeln. Sorry. Das war nicht meine Absicht. Ich finde den Blog super.

    Antworten
  64. Hallo Roland! Ihrem Kommentar kann und werde ich voll und ganz zustimmen, da läuft bei dem Verfasser etwas gehörig aus dem Ruder, und wenn dann noch von “Unterlassung” weiterer Kommentare von betroffenen die ernste Rede ist, finde ich keine Worte mehr.
    Aber eben das gibt es auch, dass jemand Mitleid sucht und bekommt für falsche unvollständige Darstellungen, schade, dass dies so ist…..nein kein Stich ins Wespennest, eher ins eigene Fleisch!
    Sehr bedauerlich, wenn keine ehrliche und aufrichtige Konversation möglich ist, Danke an alle diejenigen, die der Darstellung Fragen stellen und ggf. dem widersprechen, finde ich super!
    Nein ich bin nicht sprachlos! eher zum Widerspruch geboren!
    LG
    Friedericus

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  65. ich habe selber den kontakt zu meinen eltern abgebrochen. wenn ich ihren text als wahrheit annähme, müsste ich daraus folgern, daß ich bis zu dem moment, an dem ich meine eltern verlassen habe, passiv und fremdbestimmt gewesen bin. das würde ich niemals so stehen lassen.
    ich finde, sie beschreiben in ihrem artikel einen archetyp einer gescheiterten beziehung zwischen eltern und kind. aber eben nur einen. das fehlen jeglicher verweise auf andere möglichkeiten suggeriert, daß nur diese deutung eines kontaktabbruches erlaubt ist. durch ihren stil stellen sie es so dar, punktum. sie verstärken das noch, indem sie sich auf die koryphäe alice miller berufen, die ihnen gewiß ihren artikel um die ohren klatschte. ich finde, sie sollten die finger von so einem heißen thema lassen, wenn sie sich nur darauf beschränken wollen, ein polares szenario darzustellen und diesem quasi allgemeingültigkeit zu verleihen.
    um mal meine vorkommentatorin zu zitieren: ich bin sprachlos. das ist meines erachtens eine ganz schlechte arbeit.

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  66. Hallöchen und einen schönen guten Morgen

    als Erstes sage ich allen Betroffenen und die sich in diesem Artikel als erwachsenes Kind und oder als Vater/Mutter zeigen herzlichen Dank für Ihre Rückmeldungen und ihr offenes sich Mitteilen. Auch wenn ich auf jeden einzelnen Kommentar gerne eingehen möchte, fehlt mir die Zeit dazu. Dennoch will ich sie wissen lassen, dass ich jeden Kommentar lese, dass ich mich sehr darüber freue und ich berührt bin, gerührt bin und mitfühle. DANKE.

    Eine andere Sache sind die Kommentare von sich Mitteilenden, denen mein Text, meine Texte nicht gefallen und wo ich besorgt bin, dass das hier aus dem Ruder läuft. Dazu will ich erwähnen, dass ich meinen Blog für Menschen gedacht habe, damit sie daraus vielleicht etwas schönes, positives, heilsames, sich verstanden und gesehen fühlendes mitnehmen können. Siehe auch bitte “Über mich” und “Meine Vision”.
    Das scheint für sie, denen dieser Artikel nicht gefällt, meinem Eindruck nach nicht der Fall zu sein. Generell bin ich sehr offen und aufgeschlossen für sachliches, respektvolles kritisches Hinterfragen und in Frage stellen meiner Texte. Das kann ich allerdings bei ihren Kommentaren für mich nicht erkennen, noch erlebe ich in ihren Zeilen Mitgefühl, Verständnis, Empathie für ihre eigenen Kinder oder andere betroffene Kinder wie z.b. die betroffenen Kinder, die sich hier mit ihren Verletzungen mitteilen.
    Aber genau darum geht es mir in diesem Text, nämlich dass sich hier verletzte Kinder verstanden und gesehen fühlen, die oft nicht verstanden und gesehen werden, schon gar nicht von ihren Eltern.
    Es geht für mich hier nicht darum, mit verlassenen Eltern, die ihre verletzten Kinder nicht verstehen wollen einen Austausch führen zu wollen, noch bin ich an ihren Kommentaren interessiert.
    Meine Artikel laden zum Erkennen und Verstehen ein und ich will nicht, dass hier Eltern schreiben, die nicht bereit sind, die Verantwortung für das, was sie bei ihrem Kind gesät haben und die Ernte, die sie heute von ihrem erwachsenen Kind erhalten, übernehmen wollen. Genauso will ich hier nicht, dass Eltern das tun, was sie aus meiner Sicht oft gerne tun, Kindern suggerieren zu wollen, ihr Verhalten als Kind ist das Problem. Eltern sind herzlichst dazu eingeladen, das zu tun was, hier eine Mutter für mich erfreulicher Weise macht, Einsicht zu zeigen, für ihr verletztes Kind Verständnis zu zeigen,… . Davon brauchen wir finde ich mehr. Eltern sind für mich nicht Opfer ihrer Kinder, sondern Opfer ihrer eigenen unverarbeiteten Kindheit und Opfer von sich selbst und ihrem nicht Verantwortung übernehmen wollen.

    Daher bitte ich sie und die anderen Eltern, die bei sich keine Verantwortung für das gehen ihres Kindes sehen wollen, oder jene, die Eltern verteidigen und in Schutz nehmen wollen, keine Kommentare hier zu verfassen. Vielen Dank.

    Zum Schluss will ich noch sagen, dass ich mich frage und ihnen die Frage weiter geben möchte, warum sie sich die Zeit nehmen und sich die Mühe machen in einem Blog einen Text zu lesen, von einem Menschen, den sie nicht kennen, deren Text ihnen missfällt, dort einen Kommentar verfassen, zwischen den Zeilen lesen, dass der Fremde verletzt sein muss, ihm das mitteilen, teils ihm ihr Mitgefühl ausdrücken, während sie sich genauso Zeit dafür nehmen können, sich mit ihrem Kind zu beschäftigen, dort zwischen den Zeilen lesen, dass ihr Kind verletzt ist, es ihrem Kind voller Empathie sagen und ihm ihr tiefstes Mitgefühl und Verständnis ausdrücken?

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    • …das Problem ist, dass Eltern mit starken narzisstischen Zügen oder einer ausgeprägten NPS keine Empathie haben und gar nicht bereit sind, sich in andere Menschen einzufühlen…und wenn spielen Sie es nur, kognitive Empathie, aber nur wenn es ihnen einen Vorteil bringt. Ich habe Jahre vergeudet mit Warten, dass meine Eltern Einsicht finden und Verantwortung übernehmen, war verschwendete Lebenszeit und Energie. Es kamen weiterhin nur Manipulationen, Missbrauch usw.
      Ich habe durch den narzisstischen Missbrauch in meiner Kindheit eine komplexe PTBS entwickelt, ich war eigentlich nur am Überleben, aber nicht am Leben. Meine Mutter meinte irgendwann zu mir “du warst schon immer schwierig”…was soll man zu so viel Ignoranz und Verleugnung sagen: NICHTS mehr. Ich habe das Drama verlassen und bin gegangen.
      Jetzt lerne ich mühsam mich gesund abzugrenzen, dass ich das Recht haben NEIN zu sagen und dass das ein vollständiger Satz ist und dass ich das gleiche Recht habe wie jeder andere auf meine Bedürfnisse.

      Danke Norbert für deinen wertvollen Blog!!!
      Marion

      Antworten
      • Liebe Marion
        Mir geht es auch so: narzisstischer Missbrauch durch beide Elternteile, komplexe PTBS, partielle Dissoziation, Angststörung… Die Dauerabwertung, Manipulation und Einsamkeit in der Kindheit haben die ersten 4.5 Jahrzehnte meines Lebens zu einem schmerzhaften Spiessrutenlauf gemacht. Nun habe ich endlich eine versierte Therapeutin gefunden (alle bisherigen Therapien haben kaum etwas bewirkt, war wie Stochern im Nebel). Jetzt habe ich das erste Mal konkrete Hoffnung, dass ich doch noch ein ganzer und liebevoller Mensch werden kann (oder sogar einfach BIN…;)). Denn ganz ohne Hilfe von einem warmherzigen Menschen klappt das nicht. Wir brauchen alle Liebe und menschliche Wärme! Alles Gute, auch Dir und allen anderen, die auf dem Weg sind. Simone

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  67. Als Betroffene kann ich sagen ist das Schlimmste an dieser Situation, dass die Eltern keine Verantwortung übernehmen wollen oder auch können. Das lässt einen sehr hilflos zurück. Als Mutter ist es meine Pflicht, mich mit meiner eigenen Historie und Tätetanteilen auseinanderzusetzen, als erwachsener Mensch Verantwortung zu übernehmen und meinen Kindern ein sicheres Aufwachsen zu ermöglichen, in dem ich mich nicht zum Opfer meiner Kinder und Gegebenheiten mache sondern aktiv meinen Heilungsprozess steuere. Ich bin verantwortlich für mein Wohlergehen und das meiner Kinder. Ich liebe meine Kinder ihrer selbst willen und höre ihnen zu, anstatt durch sie nur meinen eigenen Narzissmus zu befriedigen. Und damit mache ich einen Unterschied und durchbrechen die Kette der ICH- bezogenen Eltern, die nicht weiter ala bis zur eigenen Nasenspitze fühlen und verstehen können.

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  68. Schuld? was ist das? Versagen? was ist das?
    Eine von Liebe und Hingabe, Verantwortung und Achtung geprägte Erziehung!, was ist daran falsch?
    Wo sind da Fehler zu erkennen…Ich denke nicht daran zu sagen, das hast du von deiner Mutter, das hast du von deinem Vater geerbt….nein, das stimmt nicht so, denn jeder wird durch seine eigenen Gene geprägt und nur von der sogenannten “Außenwelt” mutwillig geformt, das starke EGO verhindert eine Übernahme von Eigenschaften der Eltern oder Geschwister, es ist eher das Wunschdenken- so möchte ich sein, ach wäre das super, warum nicht ich, warum nur die anderen?
    Als Eltern versuchen wir dem heranwachsendem Kind alles zu geben, zu ermöglichen, zu gestalten. Sicher geschehen dabei Fehleinschätzungen und Führungen, doch ein selbstbewusster Charakter steuert selbst die Korrekturen….es sei denn….es erfolgt eine erneute “Fremdbeeinflussung”….so glauben die Kinder, sich von den “Alten” abnabeln zu müssen, oft auch gänzlich und verbal emotional und hart, was beiden Seiten nie gut tuen kann, über den eigenen Schatten springen zu wollen und zu können fällt schwerer, als einen “Schlussstrich zu ziehen”!
    Für alle Beteiligten ein unfassbarer Zustand, man würde ja an Glaubwürdigkeit verlieren, wenn man den ersten Schritt aufeinander-zu tun würde, wie schlimm….unverständlich, herzlos…
    Von Beiden!, es sei denn…..der Bruch geschieht tatsächlich nur von einer Seite und wird alles getan, die andere nicht zu Wort kommen zu lassen, alle Versuche der Annäherung zu ignorieren!
    Also, lieber Norbert oder auch Monika…ich teile eure Ansicht nicht und widerspreche gern, weil es einfach nur weh tut, Schuldzuweisungen zu erteilen und keinen Schritt in die richtige Richtung zu tun….und wenn dann noch Enkel vorenthalten werden….unerträgliche Situation, schmerzhaft!
    unverständlich, unverzeihlich……
    Ich lese sehr viel Eigenverletzung heraus, selbst erfahrenen Schmerz, Schuld, Versagen!
    Aber vielen Dank für den Anstoß
    herzlichst Frieder M.

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    • Bei allem Respekt lieber Friedericus,
      diese Eigenverletzung, den selbst erfahrenen Schmerz, die Schuld und das Versagen das du hier herausliest, spricht (über deinen Kommentar klar) aus dir selbst heraus – auch wenn du es gerne auf den Verfasser oder mich projezieren möchtest …
      Solange die Eltern sich scheuen, den Schmerz zu fühlen – wirklich zu fühlen!! – wird sich das Verständnis über die verborgenen emotionalen Geschehnisse nicht zeigen können. Und Du schreibst ja eben, dass es unerträglich und schmerzhaft ist…

      Jaa, es ist seehr schmerzhaft, deshalb wehren wir uns ja auch mit vielen Verdrängungsmechanismen dagegen, den Schmerz endlich wahrhaft zu durchfühlen!
      Und auch weil wir natürlich nicht `schuldig´ sein wollen… Wir wollen nicht `wahr´ haben, dass unsere Entscheidungen … (in unserem besten Sinn) zu solch einem Ergebnis geführt haben… Damit verwehren wir uns aber selbst den Weg zu einem liebevollen neuen Kontakt…

      Es geht hierbei nicht um Schuld oder Fehler !!!
      Es geht einfach nur darum, zu erkennen, was sich aus unseren Überzeugungen und unserem daraus resultierenden Verhalten ergeben hat.
      Nichts sonst! Es geht darum die Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen… nicht die Schuld bei sich selbst zu suchen – oder bei den Kindern…
      Was ich geschrieben habe war keine `Ansicht´, es ist meine persönliche ERFAHRUNG…
      Das ist ein Unterschied … Ich bin durch den Schmerz gegangen und habe ihn gefühlt – immer und immer wieder – bis er mir das Verständnis `gewährt´ hat – die Erkenntnis der Zusammenhänge und Hintergründe. Auf dieser Ebene konnte ich meinen Kindern frei und ungezwungen begegnen. Ja, auch ich durfte mir Vorwürfe anhören – aber ich habe der Wut, dem Ärger meiner Kinder dieses Ventil geben können, allein aus dem Verständnis heraus. Das kannst du erst, wenn du deinen eigenen Schmerz gefühlt hast und durch die kommunizierten `Gefühlsausbrüche´ der Kinder nicht mehr getiggert wirst.
      Solange ich in den Schmerz falle und mich verletzt fühle beim Austausch mit meinen Kindern, reagiere ich selbst wie ein verletztes Kind mit Ärger, Unverständnis, Enttäuschung …
      Jede bestehende Situation ist ein Ergebnis aus vergangenen Entscheidungen. Bewusst oder unbewusst. Das hat nichts mit Fehlern zu tun!
      Nachzuvollziehen, welche Entscheidungen, Verhaltensweisen oder Glaubenssätze zum `heute erlebten Ergebnis´ geführt haben, ist essentiell um zu verstehen und auch sich selbst und dem Kind zu vergeben, wie man selbst und das Kind letztendlich gehandelt hat…
      Vielleicht lässt du dich einfach mal wahrhaft auf deinen Schmerz ein, auf all deine Gefühle dabei …
      Es ist (d)eine Entscheidung – FÜHLEN ist angesagt, nicht erklären, was warum nicht passt oder funktoniert 😉
      Alles Liebe dir
      Monika

      Antworten
      • Monika, für mich bist du eine wahre Heilige!

        Wie gern hätte ich dich als Mutter – deine Kinder können froh sein, bei dir geboren worden zu sein, auch wenn du Fehler gemacht hast, weil an dir welche begangen wurden!! Das ist gar nicht schlimm! Wir sind alle (fehlerhafte) Menschen.

        Meine Mutter liebe ich zwar, sonst würde mir die Situation mit dem Kontaktabbruch nicht nach über 30 Jahren noch so weh tun. Ich denke Tag und Nacht an sie, was total ungesund und geradezu obsessiv ist. Sie lässt mich einfach nicht frei, was sehr traurig ist.

        Da sie nicht bereit ist, sich zu reflektieren, können wir nicht wieder in Kontakt kommen, bzw. überhaupt in Kontakt kommen.
        Mein Bruder führt immer noch sein Doppelleben, zwischen dem Sohn, den sie sich ausdenkt und dem Menschen, der er wirklich ist. Er tut mir sehr leid! Und seine Tochter, meine Nichte, tut mir auch leid!

        Wenn meine Mutter doch nur bereit wäre, zumindest einen klitzekleinen ihrer Fehler einzugestehen, wäre ich bereit zu verzeihen.

        Du bist ein echtes Vorbild für “verlassene” Eltern! Ich danke dir für deine Existenz! Und noch viel wichtiger erscheint mir, dass du ein Hoffnungsträger für viele “Kinder” bist, dass sich irgendwann doch noch was ändern kann.
        Denn kein Kind trennt sich gern von seinen Eltern – in diesem Punkt stimme ich zu 100% mit dem Verfasser dieses Blogbeitrags überein!!

        Antworten
        • Liebe Hanna,
          deine Worte ehren mich sehr – Danke .
          Ich tue `nur´ mein Bestes – heute, aber auch damals als junge Mutter.
          Der Unterschied ist, dass ich heute eine völlig andere Sicht auf die Beziehung/Verbindung von Eltern/Mutter und Kind habe und weiß, dass das Beste aus meiner Sicht nichts damit zu tun hat, was das wahrhaft Beste für das Kind ist, um sich selbst ungezwungen und `behütet´ zu entfalten und um sich geborgen und geliebt zu fühlen …
          Ich bin immernoch mit meinen Kindern auf dem `Klärungs- und Annäherungsweg´ und der wir auch noch ein Stück gehen, aber wir sind endlich gemeinsam darauf `eingebogen´.
          Und begonnen hat dieser erst wirklich, als meine Tochter es nicht mehr ausgehalten hat, ihre wahren Emotionen zu verstecken. Dafür bin ich ihr unendlich Dankbar – ich hatte schon sehr lange den Wunsch dazu und hatte in manchen Gesprächen gelegentlich `Hinweise´ gegeben, doch sie kamen nicht an. Tiefe Scham ob der `Schuld´ an der Verbindungslosigkeit, Scham über das Versagen, nicht bemerkt zu haben ect. haben mich keinen `direkten´ Anfang und auch den Mut nicht finden lassen…
          Über Umwege platzte meine Tochter heraus und es war für uns beide eine zwar schmerzhafte aber sehr befreiende `Auseinandersetzung´ die zu einem Zusammensetzen mit tiefem und klarem Gespräch führte… In diesem erstmals wahrhaft offenen Gespräch über die vorhandenen Gefühle in entsprechenden Situationen konnten Missverständnisse aufgedeckt ! werden, von denen wir jeweils noch nicht einmal wussten, dass es diese gab…
          Das, denke ich ist ein Schlüsselaspekt, der uns – Eltern als auch Kinder – daran hindert, aufeinander zuzugehen…
          Mindest eine Seite – meist aber beide – denkt, dass der andere mutwillig gehandelt hat.
          Meine Tochter zb. dachte das immer. Bei unserem Gespräch stellte sie (selbstredend) ernüchtert fest, dass sie sich damit geirrt hat. Es entstand ein tiefes Verständnis und Mitgefühl, das ihr vorher völlig fehlte, durch ihre irrtümliche Überzeugung…
          Was mir auch klar wurde: Unsere Kinder scheuen sich oft, die klärende Aussprache von sich aus herbeizuführen, weil sie selbst noch zu verletzt sind, aber oft auch, um die Eltern nicht zu verletzen. Ebenso denken viele Kinder – wie auch meine Tochter – dass es ihnen nicht zustände, die Eltern damit zu konfrontieren und dass die Eltern den ersten Schritt tun müssten…

          Hier möchte ich sagen – Ich bin unendlich froh, dass meine Tochter mich mit ihrem Emotionen konfrontiert hat und so die Tür geöffnet hat. Was natürlich nur dann so ankommt, wenn auf der `Gegenseite´ offen und bereit ist.

          Aber auch wenn dabei wütend viele Vorwürfe gemacht werden, ist es m.E. wichtig, dass sowohl Eltern, als auch Kinder ihre Empfindungen klar und deutlich kommunizieren… Sonst bleiben etwaige Missverständnisse und damit die Verbindungs- oder Kontaktlosigkeit weiter aufrecht… Auch die sehr stark vorhandene Verständnislosigkeit wird nicht weniger sondern wächst, und damit leider auch der oft unterdrückte Ärger darüber…

          Ich kann nur sagen, findet jeder den Mut – zuerst einmal für sich selbst – seine Gefühle zu fühlen und dann klar zu kommunizieren, was auch immer dabei herauskommt – es ist besser, als die Verdrängung oder die Angst vor dem was es ergibt …
          Nur ehrliche, aufrichtige Kommunikation führt dazu, Missverständnisse auszuräumen, Verständis zu fördern und Vertrauen wieder aufzubauen 🙂

          Von Herzen für alle 🙂

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    • Lieber Friedericus. Diesen “selbstbewussten Charakter” der die Korrekturen selbst steuert, den hat man leider nicht, wenn man im Elternhaus nicht ausreichend Nestwärme bekommen hat und nicht gelernt hat in sich selbst zu Hause zu sein. Wenn man durch das Verhalten der Eltern eben das Gegenteil von Selbstliebe erlernt hat. Es liegt eben leider doch sehr viel an den Eltern. Das ist unbequem aber wahr ( auch für mich als Mama! Hab da ehrlich gesagt einen ziemlichen Respekt davor udn oft Bedenken Fehler nicht zu erkennen ).
      Ist man von Natur aus ein sehr sensibler Mensch, sehr verletzlich und wird das von den Eltern nicht richtig aufgefangen, wird damit nicht sensibel genug umgegangen, dann entwickeln solche Kinder schnell Störungen in der Affektregulation. Sie lernen nicht mit ihren grossen Gefühlen umzugehen, entwickeln dysfunktionales Verhalten zur Regulation der Anspannung und so können sich chronische psychische Störungen entwickeln.
      Das ist etwas was ich mir nicht aus den Fingern gesogen habe. ( siehe Psychologin Marsha Linehans Biosoziale Theorie ).
      Ich bin wie gesagt nicht der Meinung, dass Eltern absichtlich Fehlverhalten zeigen. Und genauso wenig kann man abstreiten, dass Kinder dadurch erhebliches Leid erfahren. Und dass bei einer Schuldfrage eben doch zu sagen ist: Die Eltern waren erwachsen, das Kind ein Kind. Die Eltern hatten nicht nur ihre Aufsichtspflicht ( die man ja auch von ihnen verlangen kann) Sie hatten auch eben eine Verantwortung aif emotionaler Ebene. Wenn Eltern ihr 3jähriges Kind unbeaufsichtigt im Gartenteich ertrinken lassen ist die Sachlage klar. Auf emotionaler Ebene ist das Kind schnell der undankbare und die uuunschuldigen lieben Eltern wussten es halt leider nicht besser.

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    • Mal was von “Urvertrauen” und “Bindungstypen” gehört?

      Ist in der Erziehung etwas schiefgelaufen, lässt sich vieles nicht mehr richten. Ist gerade das Urvertrauen nicht entwickelt worden, kann dies so gut wie nie wieder erworben werden. Das ist die Schuld der Eltern, weil man als Kleinkind keine Wahl hat. Das ist so sicher und bewiesen wie die Gravitation. Es wird schon einen Grund haben, warum Sie hier so etwas Unplausibles von sich geben:

      Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie zu den verlassenen Eltern gehören. Ihr Beitrag kling sehr nach tiefer Verletzung. Dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Selbstreflexion.

      ” Ich lese sehr viel Eigenverletzung heraus, selbst erfahrenen Schmerz, Schuld, Versagen!”

      Ihre?

      “wenn dann noch Enkel vorenthalten werden”

      Lieblose und/oder missbrauchende Eltern haben keine Enkel verdient. Punkt.

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  69. Was für ein wundervoll wahrhaftig geschriebener Artikel, dem ich voll und ganz zustimmen kann.
    Das aus Sicht als Mutter…
    Ja, es liegt auch in meinen Augen und vor allem in meiner Erfahrung in der Verhaltensweise der Eltern, in meinem Fall mir – der Mutter. (Von Schuld kann ich nicht sprechen, da es sich um einen Dominoeffekt handelt, der sich über Generationen in unterschiedlichen Ausprägungen – bis zur Erkenntnis – ausbreitet).
    Mein Verhalten gegenüber meinen Kindern war auf Vermeidung von vermeindlich väterlichen Fehlern gestützt, übermäßige Kontrolle und Unterdrückung nicht weiterzugeben. Damit war ich fixiert darauf, ein `freieres´ Familienleben zu gestalten und übersah dabei nahm ich zu oft die eigentlichen Bedürnisse der Kinder nicht wahr.
    Alleinerziehend ohnehin schon nicht leicht, versuchte ich, alles so gut wie möglich zu machen und auch Teile des fehlenden Vaters zu kompensieren…
    Der Spagat zwischen Freiheit und erzieherischen Grenzen in meinem eigenen Familienbild
    zu vereinbaren, war praktisch nicht wahrhaft möglich…
    Bei meinen Kindern war das als Gleichgültigkeit und auch Lieblosigkeit angekommen.

    Meine Kinder sind heute erwachsen und stehen in guten Positionen in Beruf und Öffentlichkeit. Sie haben ihr eigenes Leben – so wie ich es mir für sie gewünscht habe – in freier Selbstbestimmung…
    Doch erkennen durfte ich, dass ich unbewusst viel zu viel Augenmerk auf die Verwirklichung meines Familienbildes legte, als mich voll und ganz darauf einzulassen, was meine Kinder brauchen und fühlen…
    Ich haben nicht häufig Kontakt mit meinen Kinder, weil ich aufgrund der Kontrolle meines Vaters (Gott habe ihn seelig) vermeiden wollte und will, das Gefühl aufkommen zu lassen, dass ich mich einmische oder kontrolliere und so hatte ich unbewusst von mir aus keine tiefe Bindung zu meinen KIndern `zugelassen´ – und das ist der eigentliche und springende Grund dafür, dass sowohl meine Kinder als auch ich keinen `verbindlichen´ Kontakt halten konnten…
    Mit dieser Erkenntnis musste mir eingestehen, dass ich selbst meine Kinder schon sehr früh `verlassen´ hatte und somit die Kontaktarmut entstand…

    Wir haben inzwischen so manches `Missverständnisse´aufgeklärt und sind im Frieden mit unserem Kontakt. Jeder lebt und gestaltet sein eigenes Leben nach seinen eigenen Bedürfnissen und kann auch das der anderen schätzen …
    Auch wir Eltern haben schließlich das Bedürfnis – nachdem die Kinder erwachsen sind – das eigene Leben wieder frei und ungezwungen und gewissermaßen ungebunden zu gestalten…

    Vielen Dank lieber Norbert, für deine klaren Worte zu diesem Thema.
    Herzlichst Monika Anasha

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    • Ich finde es sehr mutig und reflektiert, dass du erkannt hast welche Fehler du gemacht hast.
      Nur einmal hätte ich mir gewünscht das meine Eltern mir meine Gefühle zugestehen und mich ernst nehmen. Und auch ihre eigenen anerkennen. Auch ich habe versucht eine gute Mutter zu sein und habe sicher auch vieles falsch gemacht. Ich kann mich aber auch entschuldigen und möchte erklären warum es vielleicht manchmal nicht so gut lief. Es ist sehr, sehr schwer.
      Von daher, großartig das jetzt “Frieden” herrscht und ihr im Reinen mit euch seid.

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      • Danke dir liebe Elke,
        ja, es ist sehr sehr schwer zu erklären und vor allem, wie es mir ging, den Anfang zu finden, überhaupt damit ins Gespräch zu gehen…
        Hier bin ich meiner Tochter unendlich dankbar, die mit ihrem Ärger herausgerückt ist – Ich konnte ihr den Raum gewähren, die Luft abzulassen, ohne sie ihr zurückzuwerfen…
        Dadurch entstand ein freier Raum für ein offenes und tiefgreifendes – auch tränenreiches – und klärendes Gespräch. Es decke die Missverständnisse auf beiden Seiten auf und das ist mitunter das Wichtigste…
        Denn jeder – sowohl du als Mutter, wie auch die einzelnen Kinder – jeder hat eine andere Wahrnehmung der Situation und der Handlungsweise des anderen. Vor allem aber der Gründe dahinter…
        Es ist unumgänglich sowohl für uns Elternteile, als auch für die Kinder, sich beiderseits bereit, auf ein Gespräch einzulassen um die bestehenden Missverständnisse zu klären…
        Leider sind oft die Fronten so verhärtet und eine Seite nicht (mehr) bereit oder auch fähig, sich zu öffnen…
        Und für mich waren es unheimliche Schuldgefühle und Scham, die mich keinen Anfang finden ließen, alles zu erklären…

        Antworten
    • Liebe Monika
      vielen Dank die als Mutter, für deinen wertvollen Beitrag! Es ist so wie du sagst, ein Dominoeffekt. Ich bin gespannt, wie sich die nächsten Generationen entwicklen werden! Denn klar ist: als selber betroffene Mutter geben wir die Muster auch weiter, selbst wenn wir es nicht wollen. Aber wie du schön beschreibst, ist es immer wieder möglich, den eigenen Kindern Raum für ihre Gefühle zu geben, und diese nicht wegzuschieben oder gar zurückzuwerfen.
      Vielen Dank für das Mitteilen.
      Herzlich
      Simone

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  70. Vielen Dank für das in Worte fassen was ich mich niemals getraut hätte zu sagen. Ich fühle mich erleichtert, da ich mich von Geburt an für alles verantwortlich gemacht habe. Doch alle Mühe war umsonst. Sie konnte mich einfach nicht lieben und das ist ok. Dafür bin ich jetzt dabei mich selbst lieben zu lernen, seit ich mich von der Vergebungsfalle befreit habe, dh ich musste mein eigener Coach und Therapeut werden, denn nur Betroffene können nachvollziehen welche Folgen das haben kann was ich erlebt habe. Und ich werde diese Wunden heilen, egal wie lange es dauern mag. Seit ich freiwillig es aufgegeben habe zu hoffen, dass zwischen uns alles besser wird und somit auch aufhörte mich selbst zu verlassen, trat ich eine lange Trauerphase an. Darüber dass ich nie eine liebende Mutter hatte, dass ich wegen ihr meinen leiblichen Vater nie sehen durfte, dass sie mich grausam körperlich, seelisch und emotional misshandelte, mich isolierte vor anderen Menschen, da sie alles bestimmen wollte uvm. Meine Tür steht offen für ein Gespräch auf Augenhöhe. Meine Therapeuten, die mir schon Jahre vorher rieten die Hoffnung auf Besserung aufzugeben würden jetzt den Kopf schütteln. Doch es ist die Frau, die mich zur Welt brachte, der ich dankbar bin, dass ich da bin (Depressionen und Selbstmordgedanken habe ich kaum noch) und einfach alles bereit wäre zu verzeihen, wenn von ihr nur Einsicht über sich selbst und ihr Verhalten mir gegenüber (Selbstreflexion), auch das zukünftige, statt Urteile kämen wie schlecht und undankbar ich doch gewesen wäre, weil ich es ihr nie recht machen konnte, ihre Bedingungen mich lieben zu können nie erfüllen konnte. Die Fähigkeit zu lieben, fehlte ihr leider, denn Liebe ist bedingungslos, was ich gerade bei meiner Reise zu mir selbst, wer ich überhaupt bin, etc praktisch erfahre. Durch Urteile anderen und mir selbst ggü. trenne ich mich von der Quelle, von mir selbst, dem Leben. Durch Wohlwollen, Wertschätzung, Nachsicht, Achtung, Anerkennung, Akzeptanz dessen was ist (was alles Liebe ist, was zusammenführt, statt trennt) bin ich mir selbst und anderen nahe, sind wir auf Augenhöhe. Tue ich anderen oder mir selbst weh (Verurteilung, mich vergleichen mit anderen, herabsetzen etc), spüre ich das an der Reaktion sofort und da es mir selbst weh tut, bringe ich es schnell wieder in Ordnung. Es ist frustrierend nicht ernst genommen zu werden, wenn man darüber spricht was einen schmerzt (mit denen die es angeht, in meinem Fall die Mutter) und es ist sowas von mutig darüber einen öffentlichen Artikel zu schreiben. Wäre es meiner, wäre er als Einladung zum Gespräch auf Augenhöhe zu verstehen. Mein letzter Versuch sie zu erreichen, da alles andere bisher nicht fruchtete. Ja ich wurde für meine Hilfeschreie in Form von Briefen an sie noch mehr runtergemacht, weil ich als Kind dringend Liebe, Schutz, Geborgenheit etc gebraucht hätte. Leider verstand sie es immer als Vorwurf, wenn ich sie um Liebe anflehte, ihr sagte wie ich mich fühle. Sie wollte nur lesen was ihr gefiel, Lob, Dankbarkeit für die Schläge, die ihr ja auch nie geschadet hätten, wie sie mir sagte (wie traurig), Dankbarkeit für einfach alles was mich zum Therapiefall machte (freiwillig suchte ich mir Hilfe um nicht ihr Erbe an meine Kinder weiterzugeben und meine Wunden zu heilen). Wirkliche Hilfe und Antworten fand ich aber nur in mir selber durch Aussortieren der Impulse, die von außen kamen, wobei die, die mit “du musst xy tun” oder “du darfst xy nicht tun” zu befolgen mir nicht dienten. “Was fühlt sich stimmig an?” – Meine Intuition war leider von Selbstzweifeln gelähmt, ich sei doch eh nur zu faul, dumm, gemein, egoistisch, frech, etc und diese Gehirnwäsche saß tief. Ich bin so froh, dass ich Licht am Ende des Tunnels sehe, mich befreien werde von diesem Erbe mich für alles schuldig zu fühlen (sogar für meine Geburt, die ihre Karriere versaute, weil sie mich nicht abtrieb, obwohl ich ein Unfall war, wie sie mir sagte). Ich freue mich auch darauf eines Tages vielleicht Mutter sein zu dürfen und dieser Verantwortung, frei von Depressionen und zerstörerischen Gedanken, gewachsen sein zu können. Es ist sehr schade, dass ich nie eine soziale liebende Mutter hatte (nur biologisch) und sie ihre Enkel, wenn es welche gibt, nie sehen wird, wenn kein Wunder geschieht.

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      • Hallo Nicole, ja lässt sich korrigieren. Ich kann das die Tage machen, wenn das für sie passt. Meinen Respekt, dass sie das alles mit dem Handy geschrieben haben und an dieser Stelle sage ich danke, dass sie sich mit ihrem Erleben so zeigen. Finde ich auch mutig. Ich kann mir gut vorstellen, dass andere sich in ihrem Schreiben auch wieder finden.

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    • Du bist auf einem sehr guten und schweren Weg. Ich sehe sehr viele Parallelen zu meiner Kindheit.
      Ich habe auch jahrelange Therapien hinter mir und ich hoffe nicht mehr auf Einsicht meiner Mutter .(mein Vater ist schon seit 10 Jahren tot) Sie lebt jetzt im Altenheim und erwartet das ich mich um sie kümmere. Ich würde es sooo gerne tun….aber dafür müsste unser Verhältnis gut sein. Da reicht es nicht Tochter zu sein. Ich habe dafür gesorgt das sie eine Betreuerin bekommt, da ich mich nicht in der Lage sehe mich regelmäßig zu kümmern. Ich will es auch ganz einfach nicht. Aber es ist immer wieder mal sehr traurig, ich trauere auch immer noch um die Eltern die ich nie hatte. Wenigstens weiß ich jetzt (ich bin 54), das ich durchaus liebenswert bin und habe es hoffentlich geschafft ein seelisch gesundes Kind zu erziehen. Mein Sohn ist 23 und wir haben ein gutes Verhältnis.

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    • Liebe Nicole
      deine Worte hast du zwar schon vor längerer Zeit aufgeschrieben. Aber trotzdem sind sie aktuell und so wahr. Ich fühle mich wie du, dein Text könnte von mir sein. Ich stecke mittendrin in der Trauerphase, wobei der Kontakt zu den Eltern bereits einige Male abgebrochen ist (bei mir betrifft es beide Elternteile: Vater aggressiv abwertend, Mutter manipulierend abwertend). Dieses Mal ist es wohl für immer, denn ich habe unter grossen Schmerzen erkannt, dass sie wirklich niemals erkennen werden, dass sie immer nur in ihr eigenes Spiegelbild schauen. Diesen Vergleich kommt aus der Geschichte von Narziss, der sich in sein Spiegelbild verliebt hat. Solche Eltern sehen in ihren Kindern nur sich selber: wenn das Kind lieb und brav ist, sind sie zufrieden (weil sie sich so sehen, wie sie sich akzeptieren). Ist das Kind nicht so, wie sie sich selber akzeptieren, lehnen sie das Kind ab. Zu solchen Eltern entsteht nie eine richtige Beziehung. Sie ertragen kein DU, weil sie sich selber nicht spüren und kennen. Sie merken also gar nicht, dass sie nicht lieben können. Wenn wir Kinder ihnen die Not, nicht geliebt zu werden, mitteilen, treffen wir ihre eigene Not im Kern. Denn sie wissen schlicht nicht, was es ist, die Liebe. Ich dachte auch lange Zeit, ich bin es nicht Wert, Liebe zu erfahren… nach vielen Jahren Therapie und der Geburt zweier Kinder (welche mir buchstäblich das Herz geöffnet haben!), bin ich auf dem Weg zur Liebe und zu mir selbst. Mal geht es besser, mal weniger. Aber ich habe den turnaround geschafft! Den eigenen Kinder gegenüber mache ich auch Fehler, das ist leider unvermeidlich. Aber ich gehe anders damit um, als es meine Eltern getan haben. Es tut mir aufrichtig leid, was ich meinen Kindern auch mitteile, so dass sie sehen und spüren, dass ich fehlerhaft bin, nicht perfekt: ein zugänglicher Mensch mit Schmerzen, Nöten und Fragezeichen. Ein unperfekter Mensch, der aber fähig ist, seine Kinder zu lieben, so wie sie sind: nämlich auch nicht perfekt. Narzisstische Eltern können das nicht, denn sie sehen sich selber als perfekt und erwarten perfekte Kinder, Kinder, die so sind, wie sie selber… irgendwann merkt man, dass man deshalb im Hamsterrad dreht, und man es den Eltern niemals wird recht machen können… Da gibt es nur eins: so wenig Kontakt wie möglich, am besten keinen mehr. Denn solange der Kontakt besteht, kreisen die Gedanken (und auch das Verhalten!) doch immer wieder um die Eltern, wie sie sich verhalten, was sie von einem erwarten, um ihre abwertenden, drohenden Aussagen, wodurch wieder und wieder unlösbare Konflikte entstehen, auch zwischen uns Geschwistern. So geht viel Energie verloren, die besser in nährende Beziehungen (insbesondere zu den Kindern) fliessen sollte. So geht es mir… und ja, ich hätte es mir auch anders gewünscht. Schlussendlich haben sogar die Eltern den Kontakt zu mir und meiner Schwester abgebrochen, weil sie es nicht ausgehalten haben, dass wir ihnen mitteilten, wie wir uns fühlten: ungeliebt. (Wir sind drei erwachsene Schwestern, davon haben zwei keinen Kontakt mehr zu den Eltern und zu der dritten Schwester. Diese ist psychisch krank, hat ihre eigenen 3 Kinder verlassen, lebt von der Sozialhilfe und ist überzeugt, alle anderen seien Schuld an ihrem Elend. Sie verschwendet keinen Gedanken daran, wie es ihren Kindern geht.)
      Ich wünsche allen Menschen, die diesen Weg gehen, viel Kraft und Zuversicht. Es ist hart und tut unermesslich weh.
      Liebe Grüsse
      Simone

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      • hallo Simone, das könnten fast meine Worte gewesen sein, bzw spiegeln sie das in etwa wieder, wie ich es empfinde…mein Vater ein immer unzufriedener Narzist, Peiniger usw…und meine Mutter das stille Lämmchen, die immer alles stillschweigend duldete, wenn er wieder speziell zu Famielienfeierlichkeiten,oder für mich inszenierte Ausflüge,oder auch im Urlaub als Kind seine Sprüche klopfte, seine Unzufriedenheit kund tat,auch gegenüber meine Mutter, die dann immer so tat, als wäre alles halb so schlimm…ich konnte nie seinen Erwartungen entsprechen, egal was ich tat…rutschte sogar in die rechte Szene, wo ich mich selber rausgeholt habe, aber nie wegen Anderer, sondern wegen mir selber…ich habe viel erreicht mit meinen 48 Jahren, doch es wurde nie als Solches gesehen…immer nur runtergespielt, oder nicht beaachtet…kam ich meiner Mutter mal mit Kritik, dann hiess es, ich bilde es mir nur ein,oder es wurde sofort angewunken, um den lieben Frieden zu bewahren( welcher Frieden denn?) ..es ging eine Zeit lang gut, weil ich immer wieder ankam und vergab…ich glaubte, es sei meine Aufgabe zu verzeihen…allerdings wurde es so zur Selbstverständlichkeit, dass man dies ausnutzte, mir zwar viel in materieller Hinsicht gab, parallel dazu aber immer diese Abwertungen, speziell wenn andere Leute dabei waren, spzeiell zu Feierlichkeiten,um sich als Vater neben seinen Sohn nicht so klein zu fühlen…dazu muss man sagen, dass mein älterer Bruder vor 12 Jahren an Krebs gestorben ist und ich der einzige Sohn noch bin, der Kontakt zu seiner einzigen Tochter ist auch abgebrochen, aus ähnlichen Gründen wie bei mir…ich wohne auch nicht gerade um die Ecke und man hat sich eh schon selten gesehen und ich musste mir immer dann noch eine Pension suchen, wenn ich sie besuchte, immer sehr viel Aufwand und Zeitverschwendung für mich…Für mich sieht Wertschätzung ein wenig anders aus…als ich das letzte Mal, wo wir uns sahen vor versammelter Mannschaft wieder mal vorgeführt wurde, gemeinschaaftlich mit einer mit meinen Eltern befreundeten Persosn, stand mein Entschluss fest…sorry, wenn alles etwas wirr klingt, ist aber ein riesen Thema, wo man gar nicht weiss, wo man anfangen soll…lg Kersten

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  71. Muss ja eine sehr schlimme Kindheit gewesen sein ,wenn man solche Worte zu Papier bringt.
    Böse Eltern lieblos u.s.w.
    Naja Hauptsache Sie sind jetzt glücklich ohne Kontakt zu Ihren Eltern
    Die Eltern tun mir trotzdem sehr leid vielleicht wussten sie es nicht anders oder konnten nicht anders und werden jetzt vor vollendete Tatsachen gestellt und können Nix tun ,um es wieder zu einer Bindung kommen zu lassen
    lassen
    Und ich spreche aus Erfahrung

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    • Aus welcher Erfahrung sprechen Sie denn? Der des Verlassenen? Wurden Sie vor vollendete Tatsachen gestellt?
      Das denkt meine Mutter wahrscheinlich ebenfalls, und immer noch, und kann sich gar nicht erklären was sie denn falsch gemacht hat.
      “Die Eltern” können Ihnen wahrlich leid tun, denn in den meisten Fällen des Kontaktabbruchs sind sie leere menschliche Hüllen, nicht fähig zu Emotionen, nicht fähig ihren Kindern die bedingungslose Liebe zu geben die sie brauchen, um zu emotional gesunden, selbstbewussten Erwachsenen heranzureifen.
      Die Kinder leiden darunter, selbst wenn sie nicht körperlich missbraucht wurden, ihr Leben lang.
      Niemand bricht einfach so den Kontakt zu seinen Eltern ab. Da muss eine ganze Menge passieren. Und glücklich ist man damit sicher noch lange nicht.
      Und wenn man dann meint es wäre zu entschuldigen mit “vielleicht wussten sie es nicht anders”, dann macht man es sich wirklich zu leicht. Jeder Mensch hat jederzeit die Wahl sein Verhalten zu ändern. Wenn er etwas nicht weiss, kann er es lernen. Dazu ist aber eine Fähigkeit zur Reflexion nötig, und die scheint den meisten verlassenen Eltern zu fehlen.
      Sollen sie sich doch bitte einmal an die eigene Nase fassen.
      Zum Beispiel, wenn man den Kontakt als Elternteil wieder aufnehmen will, und den Versuch gleich mal mit Vorwürfen startet, muss man sich da wundern?
      Ihre Bemerkung, die Eltern “können Nix tun, um es wieder zu einer Bindung kommen zu lassen”, ist für mich der Beweis dass Sie es nicht verstanden haben. Es gab nie eine Bindung, und genau DAS ist die Schuld der Eltern.

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      • Ich bin ganz genau der gleichen Meinung! Die Eltern können nix tun und und und….DOCH!! Eben! Sie hätten jederzeit hingucken, hinhören, ernstnehmen und reflektieren können! Es ist einfach so! Ich kann doch auch was tun! Ich habe eine Borderline-Störung. Als Nebeneffekte Depressionen, Essstörung, Angsstörung. Ich bin 38 Jahre alt. Ich habe diese Probleme seit meiner Jugend. Vielleicht früher. Ich bin Mama. Ich habe eine 5jährige Tochter. Ich bin seit langem in Therapie. Nicht nur meinetwegen sondern auch meiner Tochter wegen. Meine Eltern sprechen die Sprache nicht, in der ich ihnen erklären könnte warum ich keinen Kontakt mehr ertragen kann. Sie wollten nie und wollen es nicht verstehen. Ich habe es über Jahre versucht. Ich möchte mit meiner Tochter ein anderes Verhältnis. Ich möchte offen mit ihr sein. Möchte hinsehen. Auch wenn es für mich unbequem sein könnte. Aber wenn man einmal über seinen Schatten gesprungen ist und geschafft hat offen zuzugeben, wenn man mal einen Fehler gemacht hat. Dass einem zurecht gerade dies oder jenes vorgeworfen wird, dann merkt man, dass man davon nicht stirbt. Sich keinen Zacken aus der Krone bricht. Man kann sich sogar bei einer 5 jährigen entschuldigen, wenn man ungerecht/ zu laut etc. war. Man kann ihr erklären, dass man gemerkt hat, dass ihr das weh getan hat. Man kann mit ihr reden, wie es zu dem Konflikt kam und was man nächstes mal versuchen könnte. Man kann hinhören was einem sein Kind sagt. Und wenn es schwierig und belastend und überfordernd ist was man zu hören bekommt, dann kann man sich trotzdem bemühen und dem Kind mit seinen Gefühlen helfen. Man kann lernen, dass ein Kind einen damit nicht ärgern will. Man kann lernen, dass Gefühle nicht verboten sind. Gefühlsausbrüche auch nicht. Dass das Kind umso mehr Hilfe/ Aufmerksamkeit braucht, je “unerträglicher” es sich gerade verhält. Und wenn es einen in diesem Moment gerade doch überfordert, dann kann man für selbst Methoden finden, seine Gefühlswelt zu regulieren und das aber separat und für sich und dann mit klarem Kind auch für sein Kind dasein. Und das ist einfach der verdammte Anfang. Einmal unbequeme Wahrheiten/Situationen annehmen und dann geht es von mal zu mal leichter und ich hoffe und strenge mich von Herzen an, dass es auch in Zukunft so geht. Und meine Eltern hatten verdammt nochmal auch diese Chance. Es hat ihnen nie jemand verboten. Sie waren bereits erwachsen. Haben sich für Kinder entschieden. Mein Vater, ein sehr strenger Mensch, der von seiner Umwelt unglaublich viel erwartet. Selbst Perfektionist. Viele Erwartungen an andere. Dann darf ich als Kind auch erwarten, dass er sich verdammt nochmal auch mal an die eigene Nase packt und nicht nur selber austeilt. That´s it. Meine Eltern haben tatsächlich nichts davon mit böser <absicht getan. Aber schön den bequemen Weg des geringsten Widerstands gegangen. Und die Folgen bade ich jetzt aus. Hatten sioe auch Folgen ihrer Eltern auszubaden? Kann sein. Hier Papa, die GELBEN SEITEN. Da stehen viele Therapeuten drin. Such Dir einen aus. ICH BIN NICHT MERH DEIN VENTIL!

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        • *für SICH selbst Methoden finden….

          * …mit klarem KOPF ( nicht KIND ) für sein Kind dasein…

          war etwas in Rage beim Tippen. Sorry für die vielen Fehler

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        • genau so wie sie habe ich damals mit kleiner Tochter gefühlt, war in Therapie, hab mir geschworen ich werde nicht so wie meine Eltern und was soll ich sagen? Meine 13 Jährige ist zu ihrem Vater gezogen nachdem ich mich als sie Baby war getrennt habe, meine Mutter hat sich erhängt und mein Kind hasst mich. So und wer hat Schuld?

          Antworten
    • Was sind denn das für Aussagen???? Es gibt bei weitem genug Anzeichen und Reaktionen eines Kindes, wenn irgendetwas nicht stimmt, da muss man als Eltern entweder hochgradig ignorant oder feige sein, um diese Anzeichen angeblich nicht zu ‘sehen’.
      Vor vollendete Tatsachen werden sie mit Sicherheit nicht gestellt…sie wissen ganz genau was der Anlass ist. Und ich spreche auch aus Erfahrung!

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      • sehe ich auch so….direkter Auslöser des Kontaktabbruches bei mir war die letzte Geburtstagsfeier meiner Mutter, wo mein Vater sich wieder mal brüsten musste mit seinen derben, verletzenden Sprüchen gemeinschaftlich mit Anderen, ich wurde vorgeführt und herabgesetzt….dann bin ich über 600km ohne zu verabschieden am nächsten Tag heim gefahren( ich übernachtete in einer Pension), ging nicht mehr an Telefon und hab einen Brief geschrieben, wo alles drin steht, was sie wissen müssen…prombt kam ein Brief von einem Vater zurück, wo ich vorher schon wusste, was drin stand….was sie alles für mich getan haben…bla bla….das hat mir nur noch bestätgt, dass meine Entscheidung absolut richtig war

        Antworten
    • Tatsächlich gibt es böse Eltern. Schön, wenn du es nicht so erfahren hast. Eigentlich sollten dir die Kinder leid tun und nicht die Eltern. Manche Kinder schaffen es ja zum Glück anders zu werden als ihre Eltern, leider machen aber viele dann denselben Fehler und das sind dann die Kinder, die durch Gewalt oä. in ihrer Umwelt auffallen.Natürlich wünscht sich jedes Kind Kontakt zu den Eltern, aber manchmal geht es einfach ncht.
      Und ich spreche auch aus Erfahrung.

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    • ich liebe ja Kommentare wie Ihren! die findet man überall im Internet von verständnislosen Menschen die nicht in der Lage sind jegliche Empathie zu empfinden und noch schlimmer, denen es an Intelligenz fehlt um zu verstehen: NEIN nicht jede Kindheit lief wie deine ab. NEIN nicht alle Eltern sind wie deine gewesen. UND mein Highlight? NEIN! es ist nicht vergleichbar mit dem kleinen STREIT den du mit deinen Eltern gehabt hast und dich danach wieder vertragen hast!
      Einfach mal über den eigenen Tellerrand hinaussehen. Ich weiß dass erfordert wirklich ein gewisses Maß von Intelligenz und Einfühlungsvermögen, aber ich glaube, dass jeder so viel aufbringen kann – wenn er denn will!!
      Was ich damit sagen will

      Ich freue mich, dass Ihre Kindheit schön war. Gut. Mit den normalen Höhen und Tiefen.
      Aber die von Millionen anderen Kindern nicht. Und wenn man niemals in seinem Leben seelischen Schmerz gespürt hat, ist es sicherlich schwer zu verstehen. Aber stellen Sie es sich doch einfach so vor. Sie werden geboren. Die Menschen, die sie beschützen und lieben sollten. Für sie da sein. Zuhören, Zeit verbringen, einfach gern haben. die gibt es nicht.
      Es gibt niemanden auf der Welt, der sie lieb hat. niemand ist da. ABER dafür haben Sie ein Geschenk bekommen. Zwei Menschen, die schlimmer als jeder Schulrowdy sind. Ihre Paradedisziplin? Mobbing. Ihr Opfer? Sie. Und zwar ab dem Tag ihrer Geburt.
      Eltern sollten ihrem Kind nicht nur Liebe schenken, sie sollten einen fürs Leben stärken..
      Aber oooh nicht die hier! Die hier werden Sie, ihr Selbstbewusstsein (Was sie ja noch nicht mal hatten!!) und all ihre Träume und Hoffnungen zerstören!
      Natürlich kann man sagen, ach Mensch, was für arme Eltern das sind. Die lieben sich offensichtlich selbst nicht, haben selbst kein Selbstbewusstsein und machen ihrem Kind deshalb das Leben zur Hölle….
      Aber kann man das wirklich sagen?
      Ich nehme mich dafür einfach mal selbst als Beispiel. Bei allem was meine Erzeugerin mir mein Leben lang, bis ich endlich für immer gehen konnte, und den Kontakt für immer abbrechen konnte!!, angetan hat. Hat sie immer den selben Spruch als Ausrede genommen. Du wirst schon sehen wie das ist, wenn du mal Kinder hast.
      Super, ich habe jetzt selbst ein Kind.
      und ja, dank meiner Eltern die mich von Geburt an zerstört haben und in ein Opfer verwandelt haben, ist es nicht leicht !!! aber ich bin stolz darauf sagen zu dürfen, dass mein Kind bisher eine schöne Kindheit hat.
      Ich nutze meine Empathie nicht um mein Kind zu manipulieren und meinen Willen zu diktieren, ich nutze meine Empathie um die Gefühle meines Kind wahrzunehmen und darauf eingehen zu können.
      Ja es ist nicht immer leicht, grade wenn man kein Rollenmodel hatte und nicht wirklich weiß wie eine gesunde Familie funktioniert, aber wenn ich mal was falsch mache. Dann entschuldige ich mich bei meinem Kind.
      Noch etwas was man von solchen Eltern nicht zu erwarten hat.
      Das heißt “juhu” mein Kind wird irgedwann mal den gleichen Teller als Horizont haben wie sie. Es wird denken, ja in einer Familie streitet man sich, aber dann entschuldigt man sich, verträgt sich wieder und man hat sich lieb.
      Aber, obwohl mein Kind grade mal 6 ist, schaut es bereits jetzt über diesen Tellerrand hinaus und versteht.
      NEIN nicht alle Menschen sind gleich!
      Nein nicht alle Menschen machen die gleichen Erfahrungen

      und

      JA! ich habe jeden Tag, jede Minute, jede Sekunde die Chance mich zu entscheiden, welchen Weg ich gehen will! Wie ich mit anderen Menschen umgehen möchte. Ob ich anderen schaden oder helfen will.

      Man kann sich jeden Tag bessern – wenn man will.
      Auch Sie

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    • Mit tun die Eltern nicht leid die von ihren Kindern verlassen werden. Für die Kinder ist es nicht leicht ein solchen Schritt zu machen. (Ich bin leider noch nicht soweit) Wenn man geschlagen, unterdrückt, emotional erpresst und mit Vorwürfe überhäuft wird, muss man sich selber schützen. Wo ist da das Mitleid mit den Kindern???

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  72. Genau getroffen!
    Meine Tochter nahm sich mit 21 Jahren das Leben.
    Genau wie meine Schwester, achtzehn Jahre zuvor.
    Mein Sohn brach den Kontakt vor neun Jahren zu mir ab und war auch nicht bereit ihn wieder aufzunehmen.
    Ich wohne 700 km von meinen Eltern entfernt.
    Wir pflegen einen netten telefonischen Kontakt.
    Ich bin meinen Eltern von Herzen dankbar.
    Danke, dass ihr mir das Leben geschenkt habt! Danke dass ich euch wählen durfte.
    Danke mein Sohn, danke meine Tochter, dass ich eure Mutter sein durfte!
    Es war eine herausragende Erfahrung und ich danke euch, dass ihr mich und euren Vater gewählt habt!
    Wahrscheinlich wahr es nicht mein Seelenplan, Mutter auf Dauer zu sein – und Großmutter.

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  73. Ich höre immer wieder wie sehr Kinder unter ihren Eltern auf unterschiedlicher Weise litten, und finde es mutig dieses Thema offen anzusprechen ,
    LG Petra

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  74. Ich finde, bei einem Kontaktabbruch kann man nicht von Schuld sprechen, weder von den Eltern, noch von den Kindern. Hier spielen viele Faktoren eine Rolle, die auf die Kindheiten generationsübergreifend aller Beteiligten zurückführen. Zwischen ihren Zeilen lese ich immer wieder, wie sehr sie wohl verletzt worden sind, lieber Norbert. Und ich habe Mitgefühl.
    Alles Gute
    Johanna

    Antworten
    • Ich sehe das anders – doch, man kann von Schuld reden . Siehe das Zitat von Alice Miller „das Kind ist immer unschuldig“. Wenn es von Seiten der Eltern nie einen echten Kontakt gegeben hat, das Kind in seiner Kindheit vereinsamt, unter demütigenden, schlimmen Bedingungen gelitten hat und die Eltern selbst die Hilfeschreie (Essstörungen, Depressionen etc.) noch bagatellisiert und das Kind dafür abgewertet haben, dann gibt es eine Schuld, und die liegt nicht beim Kind!
      Aus einem solchen kranken Familiensystem auszusteigen und vielleicht erstmals anfangen, sein eigenes Leben zu leben, ist das gute Recht eines jeden Kindes – und dieser Schritt kann auch für die nachfolgende Generation rettend sein.

      Selbstverständlich resultierte dieses schlimme Verhalten der Eltern gegenüber ihren Kindern aus den Verletzungen, die sie selbst in ihrer Kindheit erlitten hatten. Aber es wäre ihre Verantwortung gewesen, diese Verletzungen aufzuarbeiten und ihre Verletzungen nicht auf dem Rücken ihrer Kinder abzuarbeiten, d. h. die Kinder nicht so behandeln, wie sie selbst behandelt wurden und ihre Verletzungen nicht an ihre Kinder weiterzugeben.

      Ich spreche nicht nur aus Sicht der Tochter, die den Kontakt zu einem Elternteil nach einer langen Phase des Versuchs einer Verbesserung der Beziehung abgebrochen hat, sondern auch als Sicht einer Mutter. Ich arbeite sehr an meiner Vergangenheit und hoffe und glaube, dass ich einen Großteil meiner Geschichte bearbeitet habe und sie nicht an meine Kinder weitergebe. Aber sollten meine Kinder später zu dem Schluss kommen, dass ihnen der Kontakt zu mir nicht gut tut, werde ich einerseits sicherlich traurig sein, aber gleichzeitig werde ich mich von Herzen freuen, dass sie den Mut haben, zu sich zu stehen und ihr Leben zu leben. Und ich werde wissen, dass die Verantwortung dafür, dass ein Kontaktabbruch für sie nötig ist, um zu sich stehen zu können, bei mir liegt.

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