Die Weihnachtszeit und unsere Sehnsucht nach einem tief beseelten und nährenden Fest der Liebe

Weihnachten, das wir das Fest der Liebe nennen, das Fest, wo es denke ich für uns darum gehen sollte, dass wir besonders innerhalb der Familie uns auf tief friedvolle, ehrliche und heilsame Weise verbinden. Das Fest, wo wir die Zeit dafür nutzen könnten, uns einander offen und ehrlich zu begegnen, damit auch das Unausgesprochene und all die still geschwiegenen Konflikte von uns ihren Raum bekommen.
Weihnachten, eine Zeit die wir dafür nutzen könnten, um die Streitigkeiten, die Probleme, das Leiden innerhalb der Familie auszusprechen, damit wir wieder miteinander echten Frieden und echte liebevolle Verbundenheit erleben könnten.
Doch meiner Beobachtung nach gibt es in unseren Familien kaum Erwachsene, die bereit und in der Lage sind, sich ernsthaft  den familiären Konflikten, Sorgen und Nöten auseinandersetzen zu wollen und anderseits hat sich in vergangener und der heutigen Zeit unsere Form der Zuneigung, Wertschätzung und der Liebe zeigen wollen zu mehr Konsumgeschenken und zu weniger Geschenken der emotionalen Verbundenheit verschoben.

Was ist passiert? Genau weiß ich es nicht. Ich denke irgendwann haben wir immer mehr den wahren Wert und das eigentliche Geschenk hinter der Weihnachtszeit verloren.
Anstatt stille Nacht, heilige Nacht, anstatt fröhliche Weihnacht, die von Muse umgeben ist, ist besonders die Vorweihnachtszeit für viele von uns zu einer Hetzjagd auf die Geschenke geworden. Wie Verrückte rennen wir oftmals noch am heiligen Abend umher, rennen von einem Kaufhaus zum anderen, um noch das eine oder andere richtige Geschenk zu besorgen.
Von einer besinnlichen Zeit ist kaum was zu sehen, stattdessen erreichen viele in der Vorweihnachtszeit einen Stresspegel, den sie vermutlich das ganze Jahr über nicht hatten.
Und die eigentlichen Weihnachtstage? Die sind für viele schon lang keine Tage mehr um zur Ruhe kommen zu können, um etwas von dem heiligen Geist dieser Zeit aufnehmen zu können, um ihre Seele auftanken lassen zu können. Im Gegenteil, es ist für viele glaube ich eine Zeit, die mit großem Druck und großem Stress verbunden ist.
Kinder spiegeln gerne diesen familiären Weihnachtsstress und den damit verbundenen Druck wieder, in dem sie gerade zu dieser Zeit kränklich werden, Grippe, Husten, Halsschmerzen bekommen und völlig erschöpft im Bett liegen. Manchen Erwachsenen geht es ähnlich. Auch sie sind Schach Matt und liegen fix und fertig im Bett. Als hätten wir nicht schon genug Druck in unserem Alltagsleben, so schaffen wir es auf wundersame Weise die Zeit, die uns zur Einkehr, Umkehr, Besinnung und Stille rufen will, eine Zeit, die für uns dafür gedacht ist, um zu uns Selbst, unseren Liebsten und unseren göttlichen Wurzeln wieder näher kommen zu können, uns zusätzlichen Druck aufzuladen.
Wenn da wenigstens „nur“ der Druck mit den Geschenken wäre. Das viel schwerwiegendere Problem, das ich sehe ist, dass wir meist unwissentlich enorm unter Druck stehen, wenn es um die Begegnung mit unseren Familien, mit unseren Eltern, Schwiegereltern, Großeltern und Geschwistern geht. Wie oft müssen wir uns eine Strategie zuvor zurecht legen, damit der Scheinfrieden bewahrt bleibt. Ein Scheinfriede, hinter dem bei uns oftmals geballte Wut, große Enttäuschungen, tiefes Leiden und ein Berg unausgesprochener Ärger sitzt.
Anstatt offener, ehrlicher Aussprache lautet die Devise besonders heute an Weihnachten allen Ärger, alle Konflikte, alle Streitigkeiten runterschlucken. Kein Wunder wenn wir dann mit einem dicken Hals da sitzen und nur unter schlimmen Schmerzen den Weihnachtsbraten herunter würgen können.
Ja, unser Weihnachtsfest mit, wir haben uns alle lieb und mit all den scheinbar dazugehörigen familiären Verpflichtungen, ist leider für viele von uns zu einem Fest geworden, wo wir uns trotz aller Geschenke in einer ruhigen Minute in einem Zustand der Leere, Einsamkeit und Traurigkeit wiederfinden. Anstatt echte nährende Nähe und Austausch, bewegen wir uns meistens nicht weit entfernt von unseren alltäglichen Oberflächlichkeiten.
Dabei gäbe es in vielen Familien so vieles, was nach Klärung schreit, was Raum bekommen will, was gesehen und gehört werden will. Besonders unser inneres Leiden, unsere tiefsten Sehnsüchte, unsere große Traurigkeit bekommen an Weihnachten wieder einmal kein Gehör und das stimmt mich traurig.
Unsere Kinder leiden in unserer Gegenwart und wir sehen es nicht. Unser Partner leidet in unserer Gegenwart und wir sehen es nicht. Unsere ganze Familie leidet in unserem Zusammensein und wir sehen es nicht. Wir machen gute Miene zum bösen Spiel und leiden.
Besonders Kinder, die oft keine Chance haben einfach gehen zu können wenn es ihnen nicht gefällt, müssen so viel ertragen, so viel mitmachen und leiden extrem unter unserer elterlichen und familiären Blindheit. Gerade wenn Eltern geschieden sind und nicht mehr miteinander reden können, ist das für das Kind oft furchtbar und lässt im Kind eine Welt zusammenbrechen. Selbst wenn das Kind erwachsen ist, kann es für das Kind schrecklich sein, wenn Vater und Mutter nicht mehr auf wertschätzende Weise in Kontakt gehen können.
Ich kenne geschiedene Eltern, die können ohne verbale Gewalt nicht miteinander reden. Es geht einfach nicht. Zu groß sind noch die emotionalen Spannungen. Selbst wenn sie sich drei Jahre aus dem Weg gegangen sind, sind sie bei ihre nächsten Begegnung wieder mitten drinnen, als hätten sie sich erst gestern getrennt. Manchen geschiedenen Eltern ist es nicht mal mehr möglich, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen. Da fliegen nach fünf Minuten die Fetzen.
Dort wo einst Liebe war, ist auf einmal Verachtung, Ärger, Wut, Hass und Groll.
Diese Eltern sind sich nicht oder kaum bewusst, durch was für eine emotionale Hölle ihre Kinder gehen und wie sehr ihre Kinder darunter leiden, dass Mama und Papa nicht mehr gemeinsam das Fest der Liebe feiern und einander kein gutes Wort mehr lassen können.
Aber für was sonst haben wir solch ein Fest, wenn nicht dafür, dass wir wieder zueinander und gemeinsam in den Frieden finden?

Ich finde, wenn wir nicht zur Echtheit, zur Offenheit und zur Liebe umkehren werden wir vom eigentlichen Zauber des Weihnachtsfestes nichts mitbekommen. Wenn wir nicht zur Besinnung kommen, wenn wir weiter unser Leiden, das Leiden in unserer Familie und das Leiden um uns herum ignorieren, wird es uns am Weihnachtsfest und in unserem ganzen Leben an echter Liebe fehlen.
Denn Liebe heißt, uns einander nicht nur im Glück zu begegnen sondern besonders auch in unserem Schmerz, in unserer Traurigkeit, in unserem Kummer, in unserem Leiden, in unseren Sehnsüchten und in unseren Hoffnungen.
Echte, tief gelebte Traurigkeit finde ich heilsamer als jede gespielte Freude und aufgesetzte Positivität.
Ein Kind, das an Weihnachten den Raum bekommt, für einige Zeit im Mittelpunkt stehen zu dürfen, um dort wirklich ernsthaft und mit großem Interesse von den Eltern und Familienmitglieder gesehen zu werden, fühlt sich sehr wahrscheinlich um ein vielfaches beschenkter als wenn es ein neues ultimatives Spielzeug geschenkt bekommt.
Warum? Weil für uns denke ich die seelischen Geschenke die materiellen Geschenke weit überwiegen. Was für mich nicht heißt, dass materielle Geschenke die vom Herzen kommen, unserer Seele nicht auch wohltun. Sie können für mich allerdings die emotionalen Geschenke, wie Liebe, tiefe Zuneigung, Herzenswärme, echte Anteilnahme, Mitgefühl und aufrichtende Worte nicht ersetzen.

So wünsche ich jetzt jedem von uns eine Weihnachtszeit, die unsere Seele und unser Herz tief erfüllt, tief erfreut, wohlig nährt, reich segnet und uns gesund, lebendig, friedvoll und geliebt fühlend sein lässt und das auch dann, wenn wir gerade eine traurige, einsame, verlorene, kranke und eine schwere Zeit zu durchleben haben.
Möge jeder seinen heilsamen Wohlfühl Weihnachtsplatz finden, ob im Kreise der Familie, ob alleine in der Stille, ob in Zweisamkeit unter Palmen oder,….

Ich freue mich über Ihre Wertschätzung und Unterstützung:

DANKE!

4 Gedanken zu „Die Weihnachtszeit und unsere Sehnsucht nach einem tief beseelten und nährenden Fest der Liebe“

    • Danke 🙂 für Deine Rückmeldung und Deinen Wunsch. Das hört sich für mich gut an und gefällt mir. Passt. Am besten ein großes Stück. 😉
      Hab eine gute (Weihnachts)Zeit und schöne, zarte und nährende Momente mit Dir und mit lieben Menschen.

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  1. danke, für diese klaren, ehrlichen worte…. lesen und leben sind nun mal zwei ähnliche worte, aber zwei Buchstaben bestimmen über den wert und die Qualität…. die Wahl ist klar und die Ausführung bringt mir den weihnachtsfrieden…. danke -weihnachtlich friedliche grüße von Mathilde

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