Am Anfang ist Erziehung

Würden wir an unserem Arbeitsplatz unsere Aufgaben so verrichten,
wie wir unsere Kinder erziehen, hätten die meisten von uns keinen Job mehr.
(Norbert Rogsch)

Der Glaube, dass wir unsere Kinder zu guten, pflegeleichten und anständigen Bürgern erziehen müssen, hat sich seit unendlich vielen Generationen in unseren Köpfen eingenistet und es sind dabei über Jahrzehnte hinweg Erziehungsmethoden entstanden, die dafür sorgten, dass wir uns als Kinder von unseren eigentlichen, lebendigen, natürlichen Wesen abschnitten.
Die daraus resultierende Folgen sehen wir meistens erst dann, wenn wir in unserem erwachsenen Leben angekommen sind und wir in dem einen oder anderen Lebensbereich unglücklich sind, Probleme haben und darunter leiden. Es handelt sich dabei meistens um die Lebensbereiche eigener Selbstwert, Gesundheit, Partnerschaft, Beruf, Freundeskreis, Ursprungsfamilie und Geld.
Oft sind mehrere Bereiche unseres Lebens davon betroffen, wenn nicht sogar alle.
Doch wer von uns denkt schon daran, dass es an unserer Kindheit liegen könnte, wenn wir mit uns selbst unglücklich sind, wenn wir mit unserer Ursprungsfamilie im Konflikt sind, wenn wir keinen Partner finden, oder einen Partner haben, wo wir uns ständig fragen, wie wir den nur wieder los kriegen. Wer denkt schon daran, dass es eine Verbindung geben könnte zwischen Geldsorgen, Arbeitslosigkeit, einer Arbeit, die keinen Spaß macht, wenig Geld bringt und der Chef ein Idiot ist? Wer geht schon davon aus, dass das Unglück und die Krankheiten, die wir in jungen Jahren oder im erwachsenem Alter erleiden, etwas mit unserer Kindheit zu tun haben könnte?
Ich denke nur wenige Menschen sind sich dieser Zusammenhänge bisher bewusst, sehe aber auch gleichzeitig, dass immer mehr Menschen zu erkennen anfangen, dass es zwischen unserem heutigen Leiden als Erwachsener und unserer Kindheit eine Verbindung gibt.
Haben wir erst einmal damit angefangen in der Tiefe unseres Wesen zu verstehen, dass unsere Kindheitsprägungen, Kindheitstraumen und Kindheitserlebnisse unser heutiges Leben größtenteils bestimmen, können wir mehr und mehr damit aufhören, immer und immer wieder erfolglos gegen unser Pech in der Liebe, im Beruf, im finanziellen Bereich und wo sonst noch, anzurennen.
Wir können endlich damit aufhören ständig dort Ursachenforschung über unser Leiden zu betreiben, wo wir keine fundamentale Antworten und heilsame Lösungen für uns finden werden.
Wir können endlich damit aufhören unsere eigenen Kinder, den Partner, den Staat und die Politiker, den Chef und den Vorgesetzten, die falschen Freunde und Geschäftsleute, das grausame Schicksal und den lieben Gott die Schuld dafür zu geben, warum uns unser Leben nicht gelingt, in dem Wissen, die Wurzeln für mein erfolgloses Leben liegen irgendwo in meiner Kindheit begraben.

Fragen wir uns daher, was habe ich in meiner Kindheit erlebt, was für mein heutiges Leiden, Unglück und Probleme verantwortlich ist und was ist von MIR zu tun, um in meinem Leben eine wesentliche Veränderung und Verbesserung herbeiführen zu können?
Fragen wir uns lieber schonungslos ehrlich, wie waren meine Eltern und meine Kindheit wirklich?
Was habe ich, um meine Kindheit überstehen zu können, verdrängt, mir schön geredet und wovor laufe ich weiterhin, heute als Erwachsener davon?
Gehen wir diesen und anderen Fragen wirklich auf den Grund, werden wir vielleicht erkennen, dass immer noch große Angst vor unserem aggressiven Vater und/oder vor unserer manipulierenden Mutter in unseren Knochen steckt und dass diese Angst unser Alltagsleben bestimmt.
Wir werden vielleicht erkennen, woher unsere Kraftlosigkeit, unsere Depressionen, unsere Lustlosigkeit, unsere Rückenschmerzen, unsere Willenlosigkeit, unser Mut- und Antriebslosigkeit kommt.
Wir werden vielleicht erkennen, warum wir erfolglos sind, warum wir uns im Leben nicht durchsetzen können, warum wir uns ständig als Opfer fühlen, warum unser Leben von Gefühlen, wie Angst, Sorgen und Schuld beherrscht wird, warum wir ständig den falschen Partner anziehen, warum wir cholerisch sind, warum wir kein Gewinnerleben führen und warum wir vielleicht alles zu haben scheinen, und dennoch unglücklich sind und uns nicht spüren.

Meine Anregung daher ist, erlauben wir uns erkennen zu dürfen, dass es zwischen unserem heutigen leidvollen, unglücklichen und erfolglosen Leben und unserer Kindheit bzw. der Erziehung unserer Eltern eine absolute Verbindung gibt und dass diese Wunden in uns, sich nach liebevoller Aufmerksamkeit und nach Heilung sehnen.

Ich freue mich über Ihre Wertschätzung und Unterstützung:

DANKE!

9 Gedanken zu „Am Anfang ist Erziehung“

  1. Mein Lehrer Brave Buffalo bestätigte Deine (und Alice Millers) und meine und so vieler anderer Erkenntnis mit den zwei folgenden Aussagen: “Sie (die Spirits) sagen: ‘Geschlagene Kinder werden promiskuös’, (d.h. sie wechseln häufig ihre Partner).
    Sie (die Spirits) sagen: ‘Geschlagene Kinder verlieren ihre spirituelle Würde.’ ”
    Dieser zweite Satz war mir etwas rätselhaft. Heute kann ich Einiges dazu erklären: Geschlagene Kinder (das sind gerade auch die, die mit Kritik und Belohnunge geschlagen, d.h. erpreßt und bestochen werden) verlieren ihren Glauben an Gott und die Menschen, auch an sich selbst. Ihr Urvertrauen wird verraten. Ihr Wertesystem wird pervertiert: Das Recht des Stärkeren gewinnt über die Menschlichkeit und über Argumente, den Geist (den Spirit!). So glaubten die Nazis wirklich, mit Massenmord und mit blindem Gehorsam etwas Gutes zu tun! Und was glauben die Menschen nicht alles heute! Aber der schlimmste und folgenreichste aller Irrtümer ist Erziehung. Deshalb danke für Deine klaren Worte!

    “…seit unendlich vielen Generationen…” schreibst Du oben. Ich rechne das mal eben nach: Beginn der Hexenverfolgungen war etwa 1400. Bis die so richtig in Fahrt gekommen waren und die Psyche der Menschen sich tiefgreifend veränderte in Richtung “möglichst viele Kinder ohne jede Rücksicht auf Perspektiven und Sinn in die Welt zu setzen und sie dementsprechend erziehen, schlagen und emotional ausbeuten zu wollen oder glauben, solches tun zu müssen,” – dafür rechne ich noch mal 100 Jahre ab – dann wären wir etwa beim Jahr 1500.
    Das macht bis heute runde 500 Jahre Erziehung auf breiter Ebene. Wenn wir ein Viertel Jahrhundert pro Generation rechnen, dann sind das 5 mal 4 – also 20 – Generationen, wo ich denke, daß die Masse der mittel- und westeuropäischen Bevölkerung von der Geisteskrankheit Erziehung befallen ist.

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  2. Die Unterrichtsvollzugsanstalten sind für sich noch kein unlösbares Problem. Viel übler ist die fürchterliche Rolle, die man den Kindern dort aufnötigt:
    die Rolle des sich unterwerfen Müssenden, des sich einfügen Müssenden, des willig mitmachen Müssenden, die Rolle des Stillsitzenden und des nicht aufmucken Dürfenden.
    Auf blinden Gehorsam dressiert, stehlen wir uns der Verantwortung gegenüber unserer eigenen Wahrnehmung. Wir sehen nicht mehr, was wir sehen.
    Nicht die weithin unsinnigen Vorschriften an sich sind das Riesenproblem sondern das totale Gewöhntsein daran und das Gefangensein in der Gewohnheit und der totale Mangel an SELBST-BE-STIMMUNG.
    Wenn wir wirklich SCHULE als unsere PFLICHT lebten, wäre fast alles, was wir da tun, völlig unmöglich.
    Wir sind ja alle ständig mitreißende Vorbilder, aber wir machen uns nicht bewusst, WOFÜR.
    Wir übersehen die enorme SOG-Wirkung, mit der wir andere auf den Pfad all unserer eigenen Untugenden ZIEHEN.
    Wir haben noch viel Wichtiges zu lernen.
    Franz Josef Neffe

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  3. Wir sind darauf dressiert, UNTERRICHTET WERDEN mit LERNEN zu verwechseln.
    Unterricht richtet nach unten. Da will keiner hin.
    ErZIEHung ist es, wenn man sich was einfallen lässt, was ZIEHT.
    Wenn wir DRUCK machen, ist es ErDRÜCKung.
    In der neuen Ich-kann-Schule ist SOG das Grundprinzip.
    LEHRER ist man indem man ein mitreißendes Vorbild für Lernen ist.
    Wenn man erlebt, dass es dir mit Lernen gut geht, wird es interessant, dir zu folgen.
    Guten Er-Folg!
    Franz Josef Neffe

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    • Hallo Franz Josef Neffe

      Danke für dein Kommentar. Du bringst das für mich gut auf den Punkt.
      Ja, ich finde auch, es wäre eine tolle Sache, wenn Lehrer und auch Eltern mitreißende Vorbilder für die Kinder sind.
      Wenn Eltern genug inspirierende, kreative, freie und Herzens offene Vorbilder sind, werden sie vielleicht dafür Sorge tragen, dass ihre Kinder, erst gar nicht in diese Unterrichtsvollzugsanstalten , wie du es für mich so passend bei meinem anderen Artikel schreibst, mehr gehen müssen.
      In Deutschland natürlich durch die Schulpflicht ein Problem. Aber wo ein Wille, da auch ein Weg, denke ich.

      Dir alles Gute und viel Erfolg
      Norbert

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  4. Alle Eltern haben immer alles richtig gemacht! Somit wiederspreche ich deinem Eingangszitat, denn das hilft uns im Prozess der Vergebung nicht weiter. Das wir die Ursachen in der Kindheit finden ist klar und richtig. Das sie etwas mit Erziehung zu tun haben, sehe ich nicht so.

    Matthias

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    • Lieber Matthias,

      ich danke dir für deine Meinung und deine Gedanken.
      Ich kenne die Sichtweisen von denen du schreibst natürlich zu Genüge.
      Darum habe ich ja diesen Blog ins Leben gerufen, weil es so viele da draußen gibt, die davon sprechen, dass Eltern alles richtig gemacht haben, alles nichts mit der Erziehung zu tun hat und wir vergeben sollen.
      Verstehe allerdings nicht, wo es einen Vergebungsprozess braucht, wenn Eltern alles richtig gemacht haben? Wer soll wem vergeben?
      Wie du vermutlich weißt, gibt es in der Welt viele Kinder die von ihren Eltern misshandelt und z.b. vom Vater sexuell missbraucht werden. (In Deutschland sollen es über 200000 Misshandlungen im Jahr sein) Ich weiß nicht ob es klug ist, denen zu sagen, deine Eltern haben alles richtig gemacht.

      Woher rührt dein Glaube, deine Meinung, Eltern haben alles richtig gemacht und wie sieht das für dich bei Eltern aus, die ihre Kinder bis auf die Knochen verprügeln oder weniger dramatisch, ihre Kinder ständig kritisieren und mit Worten nieder machen?

      Liebe Grüße
      Norbert

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  5. Lieber Norbert,
    ich kann dir nur voll und ganz zustimmen. Vor ein paar Jahren habe ich mich auf die Suche nach mir selbst gemacht. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass meine Kindheit mein Erwachsenenleben so sehr beeinflussen könnte. Ich habe schon viele alte Wunden geheilt, mir immer wieder alles angeschaut. Und selbst heute noch, wo ich den Weg zurück zu mir schon so weit gegangen bin, finde ich immer wieder Verstrickungen, die aus der Kindheit und Jugend kommen. Es lohnt sich so sehr, sich das alles anzuschauen, sich dem zu stellen und dem alten Schmerz noch einmal in die Augen zu schauen, ihn zu durchleben und damit zu heilen.
    Da waren Schuldgefühle von damals, weil ich meist vermittelt bekommen habe, dass ich zu wenig oder nicht das richtige tue. Da war unterdrückte Wut, die z. B. mit ein Grund von meinem Gallenleiden war. Die Wut durfte ich nie leben. Da waren unzählige hinderliche Glaubenssätze über das Leben an sich und noch so viel mehr. All das durfte ich entdecken und in Heilung bringen, zum Positiven wandeln!
    Es tut so unendlich gut, sich daraus zu befreien und endlich ich selbst sein zu können! ♥

    Ich danke dir für deinen Aufruf!!!

    Herzensgrüße von mir
    Anja

    Antworten
    • Liebe Anja,

      herzlichen dank für deinen Beitrag und das offene Mitteilen deiner Erfahrung.
      Du bringst das für mich gut auf den Punkt. Danke.

      Liebe Grüße
      Norbert

      Antworten

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